Aalener Nachrichten

Immer weniger beliebt: Führersche­in mit 17

Die Fahrerlaub­nis ist für Jugendlich­e weniger wichtig – Wer sie früh erwirbt, fährt sicherer

-

(dpa) - Immer weniger Jugendlich­e machen ihren Führersche­in bereits mit 17 Jahren. Durften 2011 noch gut 371 000 Mädchen und Jungen unter 18 mit einer Begleitper­son Auto fahren, sank die Zahl nach Informatio­n des Kraftfahrt­bundesamte­s im Jahr 2018 auf rund 298 000. Jüngere Zahlen liegen demnach nicht vor.

„Der Führersche­in ist jungen Menschen nicht mehr so wichtig. Sie nutzen andere Formen der Mobilität“, erklärt Unfallfors­cher Siegfried Brockmann vom Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft den rückläufig­en Trend des begleitete­n Fahrens. Am Mittwoch jährt sich zum 15. Mal, dass der Gesetzesen­twurf zur Änderung des Straßenver­kehrsgeset­zes, der das „BF 17“möglich machte, in den Bundestag eingebrach­t wurde.

Insgesamt lag der Anteil der allerjüngs­ten Fahrer an den 2018 erworbenen Pkw-Führersche­inen bei 31 Prozent, 2011 bei 37 Prozent. Die Anzahl derjenigen, die eine Fahrerlaub­nis bekamen, blieb im selben Zeitraum relativ konstant bei etwa einer Million. „Der Führersche­in wird dann später nachgeholt“, betont Unfallfors­cher Brockmann.

Auch die Zahl der Frauen und Männer, die ihre Fahrerlaub­nis im Alter von 18 bis 24 Jahren machen, sinkt demnach. Stellten sie im Jahr 2011 noch 43 Prozent am Anteil aller ausgestell­ten Führersche­ine, waren es 2018 noch 37. „Allgemein ist festzustel­len, dass Fahrerlaub­nisse für die Klasse B immer häufiger an Menschen über 25 Jahren vergeben werden“, sagt Julia Fohmann vom Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at (DVR). Dies könne zum einen an den vielfältig­en Mobilitäts­angeboten in den Städten liegen, zum anderen aber auch an den hohen Kosten für Fahrschule­n.

Der Führersche­in mit 17 sei dennoch kein Nischenphä­nomen, betont die DVR-Sprecherin. „Anteilig nutzten in der jungen Altersgrup­pe 17-24 im Jahr 2018 mehr als 40 Prozent die Vorteile des BF 17.“

DVR und Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft sehen im begleitete­n Fahren die bisher erfolgreic­hste Maßnahme, um Unfälle zu vermeiden. „Jugendlich­e, die am BF 17 teilnehmen, sind im ersten Jahr des Alleinefah­rens rund 20 Prozent seltener an Verkehrsun­fällen beteiligt und verstoßen weitaus seltener gegen Verkehrsre­geln als Jugendlich­e, die auf das begleitete Fahren verzichten“, betont Fohmann.

Zu diesen Ergebnisse­n kam eine Untersuchu­ng der Bundesanst­alt für Straßenwes­en (BASt). Die Behörde hatte Modellvers­uche in mehreren Ländern evaluiert, ehe der Führersche­in mit 17 sukzessive bis 2008 in allen Ländern eingeführt wurde. Brockmann weist allerdings darauf hin, dass bislang noch nicht untersucht wurde, wie sich die Zahlen der BF-17-Fahrer in den Jahren danach fortsetzen. „Es herrscht aber die Annahme, dass sich die positive Tendenz fortsetzt.“

„Es gibt zwei Grundrisik­en – das Anfänger- und das Jugendlich­keitsrisik­o. Beide bekommt das begleitete Fahren gut in den Griff“, urteilt der Unfallfors­cher. Ein positives Beispiel neben sich zu haben, senke das Gefahrenpo­tenzial, das von jungen Fahrern ausginge. Die Begleitper­son der 17-Jährigen muss 30 Jahre oder älter sein und mindestens seit fünf Jahren einen Führersche­in haben.

Es gebe viele Argumente für den Führersche­in mit 17, so die DVR-Sprecherin. „Entscheide­nd ist aber natürlich, dass die jungen Menschen auch die notwendige Fahrpraxis erhalten.

Wer zwar mit 17 Jahren den Führersche­in macht, dann aber nicht begleitet Auto fahren darf oder kann, profitiert kaum.“

Der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft zeigt sich offen dafür, das begleitete Fahren bereits ab 16 einzuführe­n. „Die Verweildau­er in diesem Programm der Fahrschula­usbildung würde so gesteigert.“Bisher würden die Jugendlich­en, ehe sie 18 werden, im Schnitt sieben Monate beim Fahren begleitet.

Der DVR wünscht sich einen regionalen Modellvers­uch des begleitete­n Fahrens ab 16, um dessen Wirkung zu untersuche­n. Die aktuelle Führersche­inrichtlin­ie, die Sache der EU ist, erlaube aber bislang keine Fahrerlaub­nis für 16-Jährige.

 ?? FOTO: ARMIN WEIGEL ?? Jungen Menschen ist der Führersche­in nicht mehr so wichtig wie noch vor ein paar Jahren. Daher machen ihn immer weniger mit 17 Jahren.
FOTO: ARMIN WEIGEL Jungen Menschen ist der Führersche­in nicht mehr so wichtig wie noch vor ein paar Jahren. Daher machen ihn immer weniger mit 17 Jahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany