Ein Gewitter verhinderte Bopfingens Bombardierung
Die letzten Kriegstage forderten unter den Bürgern der Stadt noch viele unnötige Opfer
- Die vorrückenden Amerikaner und ihre Alliierten hatten es schwer, die Stadt Bopfingen einzunehmen. Widersprüchliche Befehle und eine ungenaue Frontlage stifteten Verwirrung auf beiden Seiten der beteiligten Kriegsparteien.
Der zweite Weltkrieg hat wahrlich keinen Bogen um die ehemalige alte Reichsstadt Bopfingen gemacht. Die Stadt lag an einer wichtigen Verkehrsund Nachschubwegeachse zwischen Nördlingen, Aalen bis hinein nach Stuttgart. Die Anbindung an das Eisenbahnschienennetz machte Bopfingen zu einem wichtigen strategischen Ziel der vorrückenden Amerikaner in den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs. Schon Jahre davor bekam Bopfingen die Auswirkungen der nationalsozialistischen Herrschaft und ihrer Kriegsaktivitäten zu spüren.
„Schon gleich nach Kriegsbeginn weilten von September/Oktober 1939 an viele evakuierte Menschen aus den Städten hinter der Westfront in Bopfingen“, erzählt der Bopfinger Stefan Schwenninger aus historischen Zeitzeugenberichten, die er gelesen hat. Schwenninger ist ein passionierter Sammler unter anderem von Berichten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Er verfügt über einiges an wertvollem Material, das die Kriegszeit in Bopfingen aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet.
Schwarz-weiß-Fotografien aus dem eigenen Familienalbum gehören genauso dazu wie das lange und mühevolle Zusammensuchen sogenannter Todeskarten – das sind Todesanzeigen von Bopfinger Bürgern und Soldaten, die im Krieg gefallen sind. „Dies ist wohl eines der schockierenden Beispiele, wie sinnlos der Krieg war und wie viel Leid er mit nach
Bopfingen gebracht hat“, so Schwenninger. Für den Sammler und Historiker gilt daher ein Credo: „Alles, was irgendwie mit Bopfingen und Bopfingern zu tun hat, verlässt meine Sammlung nicht mehr und wird auch nicht verkauft. Denn dann wäre es auch für die Geschichte Bopfingens unwiederbringlich verloren oder zumindest schwer wiederzubeschaffen“, so Schwenninger.
Schon im September 1944 wurde in Bopfingen ein Volkssturm aufgestellt. Seine Aufgabe bestand unter anderem im Bahnschutz von Flochberg bis zum Röttinger Tunnel und in Patrouillengängen durch die Stadt, wegen der vielen ausländischen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen. Als die Front näherrückte, wurden am Karfreitag 1945 drei Panzersperren aus Baumstämmen errichtet, die das Weiterrücken der Alliierten in die Innenstadt verhindern sollten. An verschiedenen Stellen wurden Schützenlöcher ausgehoben. Alles, was kampffähig war, wurde gemustert, darunter auch die Buben des Jahrgangs 1930, die zwei Tage davor Konfirmation feierten.
Die BDM-Mädchen legten noch Steine in Form eines riesigen Hakenkreuzes an den Hang des Ipfs. Rund um Bopfingen lag noch bis Mitte April, zum Beispiel in Goldburghausen, ein Teil des Stabs der Heeresgruppe G, bei Kirchheim am Ries gar der SS-General Oberg, auch der „Schlächter von Paris“genannt, mit einer SS-Einheit. Die Amerikaner rückten näher an Bopfingen und die deutschen Einheiten zogen sich zurück.
Am Samstag, 21. April, um 11 Uhr blies der Bopfinger Feuerwehrhornist Baumann Panzeralarm. Die letzten versprengten deutschen Soldaten und Einheiten verließen Hals über Kopf die Stadt und hinterließen einen komplett überforderteten Volkssturm. Zusammen mit ein paar letzten SS-Gruppen und der Hitlerjugend wurden sie an die einzelnen Einsatzpunkte nahe Kerkingen, Oberdorf und der Stadtmitte Bopfingens geschickt. Es entwickelte sich eine unübersichtliche Lage, in dessen Verlauf es viele Tote auf beiden Seiten gab.
Ein besonders tragischer ereignete sich beim Friedhof neben der heuwitter tigen Katharinenkirche. Dort schossen HJ-Buben mit ihren Gewehren auf die vorrückenden amerikanischen Panzer, die wiederum das Feuer eröffneten und mehrere Jungen und Zivilisten töteten. Noch heute kann man auf dem Friedhof die Gräber der Buben sehen und auch ein Durchschussloch durch den metallenen Lorbeerkranz eines Friedhofskreuzes. Nach drei Stunden erbittertem Kampf und Widerstand hatten die Amerikaner nur wenige 100 Meter Boden gewonnen.
Um den Widerstand zu brechen, forderten die Amerikaner Bomber an, um Bopfingen anzugreifen. Ein gewaltiges Gewitter, das erste in diesem Jahr, verhinderte den Fliegerangriff – und rettete womöglich vielen Bopfingern das Leben. Nach dem Geund starken Regen gaben die Verteidiger aber letztendlich auf. Die Kapitulation Bopfingens war besiegelt. Die erste Anordnung des im Rathaus residierenden amerikanischen Kommandanten war, dass in jedem Haus eine weiße Fahne herausgehängt und alle Waffen und Fotoapparate abgeliefert werden mussten.
Die Bevölkerung litt unter der fremden Besatzung. Zum Teil waren die Amerikaner bei Familien einquartiert oder es wurden gleich ganze Häuser konfisziert und deren Bewohner verjagt. Den Amerikanern folgten die Franzosen und im Frühjahr 1946 kamen Flüchtlinge aus dem Osten und Südosten Europas, was die ohnehin schon große Wohnungsnot in Bopfingen noch einmal verschärfte.