Ein Freudentanz zum Re-Start
Die Jugendfootballer der Aalen Legions haben nach der Corona-Zwangspause das Training wieder aufgenommen – Headcoach Jan-Philipp Hammer hat Großes mit ihnen vor
- Es war eine bittere Pille, die die Football-Jugend der Aalen Legions da schlucken musste: Eine Woche bevor es ins erste Trainingslager überhaupt gehen sollte, kam Corona. Das Virus traf die neu gegründete Abteilung der Aalener Sportallianz ausgerechnet in der Endphase der Saisonvorbereitung, in der alle heiß darauf waren, endlich spielen und sich beweisen zu dürfen. Aus der Traum – vorerst.
Doch Headcoach Jan-Philipp Hammer setzte alles daran, trotz der Einschränkungen das Beste aus der Krise zu machen: „Ich glaube, wir haben die Jungs gut bei der Stange gehalten, haben uns per Videokonferenz Spielzüge angeschaut, Spiele von anderen Teams aus der Liga anhand von Videomaterial analysiert, Trainings- und Ernährungspläne rausgegeben.“Außerdem habe man Push-up-Challenges gemacht, regelmäßig Theorie-Einheiten eingebaut und sich sogenannten Pep-Talk (eine Art Motivationsansprache) von Coaches aus den USA angesehen, „um an Einstellung und Durchhaltevermögen zu arbeiten“, so Hammer. Im Schnitt seien bei den Online-Meetings immer rund 30 Mann dabei gewesen.
Als der Trainingsbetrieb auf dem Hirschbach-Gelände dann vor etwa drei Wochen endlich wieder aufgenommen werden konnte, war die Freude groß. „35 Jungs waren zum ersten Training da. Die haben hier auf dem Platz einen halben Freudentanz aufgeführt“, so der Headcoach. Zwar seien die Auflagen zunächst noch ziemlich streng gewesen, – nur zu fünft inklusive Trainer auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern – doch man nähere sich stückweise wieder der Normalität. Abstand halten und Handschuhe tragen bleibe aber vorerst Pflicht. Und da Kontaktsport noch immer verboten ist, müssen die insgesamt sieben Trainer kreativ werden. So bindet Line-Coach Yavuz Demirtas kurzerhand den Dummy – ein großes SchaumstoffPolster mit PVC-Überzug – an einem Pfosten fest, sodass seine Schützlinge das Tackling üben können. Defensive-Backs-Coach Thorsten Schmid hat eine andere Lösung: Er hält den Dummy fest und sobald ein Spieler angeflogen kommt, lässt er los. „Es ist nicht immer ganz einfach, den Abstand einzuhalten, aber sobald mir was auffällt, was nicht geht, gehe ich dazwischen“, versichert Hammer.
Der Headcoach, der lange Zeit selbst aktiv Football gespielt hat, ist immer noch überwältigt von der positiven Resonanz, die ihm in Aalen entgegen schwappt: „Das Lustlevel auf Football hier ist extrem hoch. Wir haben jetzt insgesamt 53 Spieler, von denen bis auf drei alle U 19 spielen können und 30 Jungs für die U 17. Da sind einige vielversprechende Talente dabei.“Der Zulauf sei konstant, erst letzte Woche habe er wieder zwei Mails von Interessierten erhalten. Etwa 18 Spieler hat Hammer von den Ostalb Highlanders aus Heidenheim mitgebracht, wo er zuvor als Coach tätig war. Von einer Abspaltung möchte er aber nicht sprechen: „Unsere Auffassungen, wie man mit der Jugend umgehen sollte, haben einfach nicht mehr übereingestimmt. Deshalb bin ich letztlich auch zurückgetreten. Für mich ist das Highlanders-Kapitel vorbei.“
Gelegen kam Hammer dann, dass der jetzige Abteilungsleiter und Coach Martin Hoffmann ohnehin schon in Verhandlungen mit der Aalener Sportallianz (ASA) stand, um das nunmehr dritte Football-Programm in Aalen aufzubauen. „Martin ist auf mich zugekommen und wir sind uns sehr schnell handelseinig geworden. Wir haben mit Absicht nur Jugendspieler, weil es eine Art Talentschmiede werden soll. Wir wollen einen Standard wie den der amerikanischen High Schools erreichen“, erklärt der Headcoach.
Dafür biete die ASA beste Bedingungen, angefangen beim Equipment, das komplett neu angeschafft werden musste und noch wird, bis hin zu dem Luxus, auf zwei Sportplätze zurückgreifen zu können, vereinseigene Sportwissenschaftler für Tests mit dem Team zu Rate ziehen und das ASA-Fitnessstudio im Rohrwang nutzen zu können. Der Neuaufbau, der laut Hammers Schätzungen rund 15 000 Euro kostet, habe super funktioniert, auch Teamwear sei bereits vorhanden und bald werde auch die lang ersehnte Trikot-Lieferung erwartet. Das Logo, den Römerkopf, hat Hammer übrigens selbst entworfen: „Es ist angelehnt an das Spartans-Logo, aber komplett umdesigned.“Deshalb eben auch Aalen Legions: „Zu Debatte stand auch der Aalener Spion, aber weil Aalen Spies nicht wirklich gut klingt, haben wir uns für Legions entschieden“, erklärt Hammer.
Erklärtes Ziel ist es jedenfalls, in der Landesliga (5. Liga) Fuß zu fassen und auf lange Sicht in der Regionalliga (3. Liga) und irgendwann in der Bundesliga mitzuspielen. Außerdem will Hammer seinen siebenköpfigen, fast komplett lizensierten Trainerstab auf zehn ausbauen – „Es fehlt noch ein Special-Teams-Coach und einer für die Running Backs“– und eine U 15-Mannschaft aufzubauen. Für die Spieler, die zu alt sind, kann sich Hammer vorstellen, ein Event zu veranstalten, zu dem Vertreter von Football-Teams aus der Region kommen und sich vorstellen und „die Jungs am Ende da hingehen, wo sie am besten aufgehoben sind“. Oberste Priorität habe aber erstmal das Training: „Wir trainieren auf Saison. Ob es dann am Ende eine Halbsaison wird oder wir nur Freundschaftsspiele ausrichten, wird man sehen.“