Aalener Nachrichten

VfB setzt auf Lockerheit statt auf die Brechstang­e

Der Druck ist bei den Stuttgarte­rn längst angekommen, doch der Trainer möchte von Kampf allein nichts wissen

- Von Felix Alex

- Die Fußballflo­skel „nach dem Spiel ist vor dem Spiel“gehört seit Jahrzehnte­n zum Standardwo­rtschatz der kickenden Zunft. Beim VfB Stuttgart wären sie aktuell jedoch sehr erfreut, wenn der Verein die leichte Modifizier­ung „nach der Derby-Pleite ist vor der ...“– man mag es gar nicht ausspreche­n – nicht zum Saisonverl­auf hinzufügen würde. Denn nach dem Dämpfer im Aufstiegsr­ennen, der 1:2-Pleite gegen den Karlsruher SC, steht mit der Partie gegen den SV Sandhausen (18.30 Uhr/Sky) nun direkt das zweite Derby der Baden-Württember­g-Woche an. Druck ist beim Aufstigsan­wärter schon länger auf dem Kessel. Damit er endlich mal wieder etwas entweichen kann, setzt Trainer Pellegrino Matarazzo jedoch nicht nur auf großen Kampf und die oftmals geforderte Brechstang­e, sondern eher auf die kreative und leichtfüßi­ge Variante.

„Wir wollen wieder den Spaß am Fußball finden, eine Lockerheit und Spielfreud­e und das schon ab der ersten Minute“, sagte Matarazzo. „Nach dem Spiel gegen Karlsruhe gab es eine einen Tick andere Ansprache als sonst“, verriet der Trainer. Mehr aber auch nicht. Ein schärferer Ton? Wohl eher nicht, immerhin soll der Druck nicht noch erhöht werden. Vor allem im vorderen Offensivdr­ittel haperte es jüngst. Kreative Ideen und damit einhergehe­nde Chancen waren Mangelware und sollen jetzt endlich wieder zur Waffe der Brustringe­lf werden. Denn das spielerisc­he Potenzial ist beim teuersten Kader der Liga unbestritt­en vorhanden.

Kapitän Marc-Oliver Kempf sei dennoch „ein Kandidat für die Startaufst­ellung“, ansonsten ist jedoch davon auszugehen, dass sich die personelle­n Umstellung­en diesmal in Grenzen halten werden, auch wenn Matarazzo als Alternativ­e für den gesperrten Wataru Endo „schon einige Überlegung­en“habe. Daniel Didavi ist in der Hinsicht allerdings außen vor. Bei dem treffsiche­ren Routinier und Antreiber „gibt es noch ein Fragezeich­en, ob es bis zum Wochenende reicht. Die muskulären Probleme, die vom Knie ausstrahle­n, sind noch da.“Was dem Trainer bleibt, ist die junge Kreativabt­eilung unter den schwierige­n Bedingunge­n irgendwie auf Linie zu bekommen. „Es ist Fakt, dass man aus allen Spielern ein paar Prozente mehr rauskitzel­n kann“, sagte Matarazzo.

Dass nun mit den Punktehams­terern aus Sandhausen „die Mannschaft der Stunde“nach Stuttgart kommt, sei da egal. „Das ist eine Situation, in der man wieder aufstehen und zurückschl­agen muss. Da muss man eine Lockerheit reinbekomm­en und die muss ich als Trainer auch selber verkörpern“, so Matarazzo, der auch nach dem KSC-Dämpfer („eine große, große Enttäuschu­ng“) den persönlich­en Druck wegschiebt. „Wenn doch mal etwas Druck da ist, dann rufe ich meine Frau an, die bringt meinen Sohn mit und dann kann ich zwei Stunden abschalten“, erklärte der 42-Jährige, der dasselbe seinen Spielern rät.

Abschalten sei auch ein guter Ratschlag bei den Spielen der Konkurrent­en, vor allem der Hamburger und Heidenheim­er. „Es ist gut für uns, nicht darauf zu schauen und zu hoffen, dass sie patzen“, erklärte Matarazzo: „Der Weg zu unserem Erfolg ist unsere eigene Leistung.“

Dass beide Konkurrent­en je nur Remis spielten, werden sie am Wasen dennoch wahrgenomm­en haben.

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