Ein halbes Jahrhundert Jahrhundertspiel
Am 17. Juni 1970 lieferten Italien und Deutschland ein legendäres WM-Halbfinale ab
(SID) - Die Gedenktafel am Estadio Azteca von Mexiko-Stadt lässt keine Zweifel: „Partido del Siglo!“, also „Jahrhundertspiel“steht in Erinnerung an jenes denkwürdige WMHalbfinalduell zwischen Deutschland und Italien (3:4 n.V.) am 17. Juni 1970 im Azteken-Stadion geschrieben.
Ein Spiel, das die vielen Millionen TV-Zuschauer weltweit und die 102 444 Fans in Mexikos FußballTempel von den Sitzen riss. Bei 50 Grad im Schatten und in der dünnen Luft von 2240 Metern über dem Meeresspiegel gingen die Spieler beider Teams über ihre physischen Grenzen, lieferten sich vor allem in der Verlängerung einen offenen Schlagabtausch, den es auf diesem Niveau noch nicht gegeben hatte. Dass die Azzurri am Ende im Thriller nach 120 Minuten die Oberhand behielten, war eigentlich zweitrangig, denn der Fußball war an diesem Tag der große Gewinner. Trotz der bitteren Niederlage war es daher für Wolfgang Overath „die schönste WM aller Zeiten“. Die mexikanischen Fans feierten den Verlierer, das DFB-Team, mit „Alemania, Alemania“-Sprechchören. Die deutsche Elf hatte durch den 3:2-Viertelfinalsieg nach 0:2-Rückstand gegen Titelverteidiger England in Leon unglaublich große Popularität im Land der Azteken erlangt.
Der Spielverlauf im Halbfinale war total verrückt. Roberto Boninsegna (8.) hatte die italienischen Defensivspezialisten früh in Führung gebracht. Die Deutschen um die Stars Franz Beckenbauer, Uwe Seeler, Overath und Gerd Müller rannten trotz der Strapazen des EnglandMatches unbeirrt an – doch lange Zeit ohne Erfolg.
Als der mexikanische Schiedsrichter Arturo Yamasaki in der zweiten Minute der Nachspielzeit die Pfeife zum Abpfiff bereits an den erlebt habe“, sagte „Kaiser“Beckenbauer, der einen Muskelriss in der Schulter erlitten und mit einer Armschlinge durchgespielt hatte.
„Dieses Spiel ist unvergleichbar. Es bleibt ein Souvenir in meinem Herzen. Das sind Momente, die vergisst man nicht mehr“, äußerte Italiens Stürmerstar Riva. Und Kapitän Sandro Mazzola räumte ein: „Deutschland war durch das Viertelfinale gegen England extrem geschwächt. Hätten sie nicht zuvor schon 120 Minuten auf 1800 Höhenmeter spielen müssen, hätten sie wahrscheinlich nicht verloren.“