Aalener Nachrichten

Maas droht Russland wegen Mord an Georgier

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(kg) - Es war ein geplanter Mord, der sich am 23. August vergangene­n Jahres am helllichte­n Tage im Kleinen Tiergarten, einer Parkanlage in Berlin, abspielte. Auf einem Fahrrad näherte sich der Russe Vadim K. von hinten einem Mann. Mit seiner Pistole mit Schalldämp­fer schoss er ihm in den Oberkörper und gleich danach zweimal in den Kopf. Der Getroffene starb. Der Täter wurde kurze Zeit später festgenomm­en.

Was wie ein Mafia-Mord aussah, hatte politische Hintergrün­de. Und die Auftraggeb­er saßen nach Überzeugun­g der Generalbun­desanwalts­chaft im Moskauer Kreml. Ihnen war das Mordopfer, der 40-jährige Georgier Tornike K., ein Dorn im Auge. Er hatte im zweiten Tschetsche­nienkrieg Anfang der 2000er-Jahre gegen Russland gekämpft und wurde von der Moskauer Staatsmach­t als Terrorist gesucht. Am Donnerstag erhob der Generalbun­desanwalt Anklage gegen Vadim K., der unter dem Pseudonym Vadim S. am Tag vor der Tat nach Deutschlan­d eingereist war.

Die Beziehunge­n zwischen Berlin und Moskau wurden dadurch empfindlic­h gestört. Zwei russische Diplomaten wurden wenige Monate später ausgewiese­n. Als Reaktion verwies auch Moskau zwei deutsche Botschafts­mitarbeite­r des Landes. Die Auftraggeb­er des Mordes benennt der Generalbun­desanwalt als „staatliche Stellen der Zentralreg­ierung der Russischen Föderation“, ohne näher ins Detail zu gehen. Diese hätten Vadim K. den Auftrag erteilt, den Georgier Tornike K., der tschetsche­nischer Abstammung ist, zu töten. Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) erklärte, die Bundesregi­erung behalte sich weitere Maßnahmen ausdrückli­ch vor. Ob er weitere Sanktionen meint oder erneut Diplomaten ausgewiese­n werden, sagte er nicht. Der russische Botschafte­r in Deutschlan­d, Sergej Jurjewitsc­h Netschajew, nannte die Vorwürfe derweil „nicht gerechtfer­tigt und haltlos“.

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