Carlos Ruiz Zafón mit 55 Jahren gestorben
(dpa) - Es ist eine Erfolgsgeschichte, wie sie das literarische Leben nur selten schreibt. Vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda unter den Lesern und ohne dass ein Verlag groß die Werbetrommel rührte, wurde „Der Schatten des Windes“vor knapp 20 Jahren ein Welterfolg. Seiner Geburtsstadt Barcelona setzte Carlos Ruiz Zafón mit der abenteuerlichen Geschichte um ein verwunschenes Buch und den „Friedhof der vergessenen Bücher“ein literarisches Denkmal. Jetzt ist er mit nur 55 Jahren in seiner Wahlheimat Los Angeles an Krebs gestorben, wie sein Verlag am Freitag mitteilte.
Bis heute wurde „Der Schatten des Windes“mehr als 15 Millionen Mal verkauft, und damit gilt der Katalane als einer der erfolgreichsten spanischen Autoren überhaupt. Nur der Klassiker der spanischen Literatur „Don Quijote“von Miguel de Cervantes fand eine weitere Verbreitung. „Der Schatten des Windes“ist der erste Teil einer Tetralogie, der in den folgenden Jahren die Bände „Das Spiel des Engels“, „Der Gefangene des Himmels“und „Das Labyrinth der Lichter“folgten. Auf den Spuren der Romanhelden Daniel Sempere und Fermín Romero de Torres sind in den vergangenen Jahren Heerscharen von Zafón-Fans durch die Altstadt von Barcelona gepilgert. Es gibt sogar geführte Touren zu den Schauplätzen von „La sombra del viento“.
Ruiz Zafón war ausgebildeter Journalist. Er verdiente sein Geld als Texter in einer Werbeagentur und dann als Drehbuchautor in Los Angeles, wohin er 1994 übersiedelte. Er schrieb einige Jugendromane wie „Der Fürst des Nebels“(1993) oder „Marina“(1999), ehe ihm 2001 mit „Der Schatten des Windes“der Durchbruch gelang. In seinen Romanen mischt sich in der Tradition der „Gothic Novel“Reales mit Fantastischem. Es geht in ihnen auch um die jüngere spanische Geschichte und immer um die Liebe zum Buch und zur Literatur.
Ruiz Zafón verstand sich selbst als disziplinierter Arbeiter. „Schreiben ist harte Arbeit, die Musen säuseln einem nichts ins Ohr“, sagte er einmal. Seinen Romanheld David Martín lässt er im „Spiel des Engels“einmal sagen: „Die Inspiration kommt, wenn man die Ellbogen auf den Tisch drückt, den Hintern in den Stuhl und anfängt zu schwitzen.“