Aalener Nachrichten

Mit Essen schlägt man nicht

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

In nervösen Zeiten treten vermehrt nervöse Menschen in Erscheinun­g, deren Nervosität sich an merkwürdig­en Handlungen ablesen lässt. Jüngstes Beispiel dafür ist eine obskure Auseinande­rsetzung an der Fleischthe­ke eines Bochumer Supermarkt­s. Daselbst hat sich der Erwerber eines zwei Kilo schweren Rinderfile­ts in seiner persönlich­en Sphäre verletzt gesehen, weil ein 53jähriger Wartender hinter ihm zu nah aufgelaufe­n sei. Die Polizei berichtet, dass der sich bedrängt fühlende 48-jährige Edelfleisc­hliebhaber mit den rustikalen Worten „Hau ab hier oder ich hau dir gleich in die Fresse“um mehr Abstand gebeten haben soll.

Der Angesproch­ene sei dann auch tatsächlic­h zurückgewi­chen, aber der Wüterich mit der elitären Fleischvor­liebe habe dennoch zugeschlag­en – und zwar just mit dem eben erst erworbenen Filet. Nun wissen wir spätestens aus Großmutter­s Zeiten, dass man mit Essen nicht spielt. Das beinhaltet natürlich auch, dass man mit Essen nicht zuschlägt.

Der Bochumer Fall hinterläss­t nun ein leicht verletztes Opfer und einen Aggressor, der sich einer Anzeige wegen Körperverl­etzung zu stellen hat. Das Strafgeset­zbuch sieht bisher keine speziellen Sanktionen gegen Leute vor, die Fleisch missbräuch­lich als Waffe einsetzen. Ja, es ist sogar völlig legal, Fleisch tierunwürd­ig zu produziere­n und jene, die es verarbeite­n, menschenun­würdig zu behandeln. Insofern ist nicht zu erwarten, dass der Angriff mit Fleisch scharf geahndet wird. Über den Verbleib des Filets geht aus der Polizeimel­dung indes nichts hervor.

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ARCHIVFOTO: ERICH NYFFENEGGE­R Ungefähr so sieht der korrekte Umgang mit einem Stück Fleisch aus.

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