Der Erblasser und die leichte Schulter
Zu den tendenziell angenehmeren Dingen im Leben zählt gewiss das Erben. Allerdings nur solches, das von entfernten Verwandten – klassischerweise der Tante aus Amerika – ausgelöst wird. Denn wen man kaum kannte, um den muss man auch nicht so üppig trauern. Restlos unangenehm sind indes die vererbten Krankheiten. Ein großer Nachteil zum Beispiel bei genetisch bedingtem Hang zu Übergewicht ist, dass man dieses schwerwiegende Erbe im Gegensatz zu gewöhnlichen Erbschaften nicht ausschlagen kann.
Das Erben gehört im engeren und weiteren Sinne zu den Familienangelegenheiten, die doch immer wieder für erhebliche Schwierigkeiten sorgen. Insofern haben die Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie teilweise auch eine wohltuende Wirkung entfaltet. Denn wer sich nicht um den sonntäglichen Kaffeetisch versammeln darf, der kann sich in Anbetracht von Milchkaffee und Käsekuchen nicht zerrütten.
Natürlich hat das Thema Erben auch seine tiefgründigen Seiten. Gerade der Erblasser sollte sein Ableben nicht auf die leichte Schulter nehmen und sich Gedanken machen, wer von den Übrigbleibenden die Gunst seines Vermögens genießen darf. Freilich hat der Mensch auch die Möglichkeit, seinen Lebenswandel so anzupassen, dass er die Welt mit genauso leeren Taschen wieder verlässt, wie er sie betreten hat. Aber Obacht, schon Machiavelli wusste: „Die Menschen verwinden rascher den Tod ihres Vaters als den Verlust des väterlichen Erbes.“So fördert ein hübscher Nachlass durchaus ein ehrendes Gedenken.