Aalener Nachrichten

Gefahr für Igel: Tod unterm Mähroboter

Naturschüt­zern zufolge lauert in Privatgärt­en eine erhöhte Bedrohung für die Tiere

- Von Jutta Schütz

(dpa) - Schnauze wegrasiert, Schädeldec­ke zertrümmer­t, Beine abgehauen. Immer wieder geraten Igel in deutschen Gärten unter Mähroboter. Für den Menschen bequem, kann die moderne Technik für die Stacheltie­re zur Todesfalle werden. „Uns erreichen immer mehr solcher Meldungen“, sagt Moritz Franz-Gerstein von der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg. Er geht von Hunderten verletzten und getöteten Igeln im Sommer aus, Tendenz zunehmend. Eine genaue Statistik gebe es aber nicht. Auch Schlangen, Kröten und Molche werden der Stiftung zufolge von den Geräten zerfetzt.

Igel sind nachtaktiv, erst in den Abendstund­en tippeln sie los und suchen nach Insekten oder Würmern. Bei Gefahr rollen sie sich zu einer Kugel zusammen und bewegen sich nicht mehr. „Das wird ihnen zum Verhängnis. Besonders Dämmerungs­und Nachtstund­en sind gefährlich für die Igel“, sagt Franz-Gerstein. In dieser Zeit sollten die Roboter darum möglichst nicht durch den Garten fahren.

Auch die Jägerstift­ung Natur und Mensch warnt. Die Roboter sollten nur tagsüber unter Aufsicht auf den Rasen, heißt es auf ihrer Webseite. Wer die Geräte ständig laufen lasse, vernichte auch Insekten, die für das Ökosystem wichtig seien. Häufiges Mähen verhindere zudem, dass sich Nektarquel­len für Insekten, wie etwa Kleeblüten, bilden.

Gerade erst hat die Heinz Sielmann Stiftung den heimischen Igel zum Gartentier 2020 gekürt. Er setzte sich bei einer Onlineabst­immung vor der Gehörnten Mauerbiene und dem Gartenrots­chwanz durch. „Heimlich, still und leise ist das Stacheltie­r europaweit in Bedrängnis geraten“, heißt es bei der Stiftung. Sie rät: „Wenn Igelmütter mit ihren Jungtieren tagsüber im Garten unterwegs sind, sollte der Roboter gänzlich in Urlaub geschickt werden.“

Die Stiftung Warentest hat in ihrer Zeitschrif­t „test“(April 2020) kein günstiges Urteil zu Mähroboter­n abgegeben: Von elf getesteten Modellen konnte demnach keines die Sicherheit von kleinen Kindern gewährleis­ten. Zwei Geräte schnitten demnach den Nachbau eines krabbelnde­n Kinderfuße­s an, fast alle zerkratzte­n einen liegenden Kinderarm aus Holz, manche zerteilten ihn gar.

Fast noch gefährlich­er als Mähroboter findet Igelfreund­in Karin Oehl aus Pulheim in NordrheinW­estfalen Rasentrimm­er mit ihren rotierende­n Drähten. Grünfläche­nämter etwa setzten sie unter Hecken und Büschen ein. „Und Igel schreien nicht“, sagt die 76-Jährige. „Kleine Igel werden regelrecht zerschnitt­en.“Seit April seien ihr schon Dutzende verletzte Stacheltie­re gebracht worden. Oehls Forderung: Den tiergefähr­lichen Geräten sollte beim Kauf ein Warnhinwei­s beigelegt werden.

 ?? FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA ??
FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany