Nach abgesagtem Stadtfest sollen Vereine das Aalbäumle bewirten können
OB Rentschler stellt auch eine Beteiligung beim Kulturwochenende im Oktober in Aussicht – Konzepte für beide Optionen müssen noch erarbeitet werden
- Das erste Mal nach 1975 müssen die Aalener auf ihr Stadtfest verzichten. Die Absage der Reichsstädter Tage ist auch für die in Corona-Zeiten finanziell gebeutelten Vereine eine bittere Pille, die sie angesichts des Verbots von Großveranstaltungen bis zum 31. Oktober schlucken müssen. Damit diese ihre Vereinskasse aufbessern können, sei es durchaus vorstellbar, dass sie sich mit kulinarischen Angeboten am Kulturwochenende vom 2. bis 4. Oktober einbringen, sagt OB Thilo Rentschler. Darüber hinaus hat die Stadt ein Schreiben versandt, in dem erst einmal mitgliedsstarken Vereinen das Angebot offeriert wurde, ab September das Aalbäumle zu bewirten.
Wie eine Beteiligung der Vereine anlässlich der Einweihung des Kulturbahnhofs am Kulturwochenende unter den geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen im Detail aussehen kann, werde noch erarbeitet. Auch ein Konzept für die Bewirtung des Aalbäumles gebe es noch nicht. „Mit dem Schreiben wollten wir erst einmal abfragen, ob bei großen Vereinen wie der TSG Hofherrnweiler-Unterrombach, bei der Aalener Sportallianz, des DRK und der Malteser überhaupt Interesse besteht und Kapazitäten vorhanden sind, um das beliebte Ausflugsziel wochenweise am Samstag und Sonntag zu betreiben“, sagt die Pressesprecherin der Stadt Aalen, Karin Haisch. Erst dann werde ein Konzept detailliert ausgearbeitet und eventuell weitere Vereine eingebunden.
Ein gastronomisches Angebot durch die Vereine auf dem Aalener
Hausberg sei allerdings erst ab September möglich. Denn im Juli will die Stadt die Ertüchtigung des Aalbäumles in Höhe von 400 000 Euro in Angriff nehmen. In diesem Zuge werden unter anderem die Dixie-Klos durch ein Toilettengebäude ersetzt, eine Zisterne installiert, die Regenwasser für die Toilettenspülung sammelt, sowie ein neues, mit Bioöl betriebenes Aggregat und eine Photovoltaikanlage auf der Schutzhütte für die Stromversorgung installiert. Ob sich nach Abschluss der Bauarbeiten ein Pächter für die Bewirtung der Schutzhütte findet, sei fraglich. Seit der Kündigung des Pachtvertrags durch Inge Birkhold ist diese verwaist.
Bislang seien bei der Stadt nur Interessenbekundungen eingegangen, die keine langfristige Verpachtung möglich gemacht hätten, sagt Haisch. Coronabedingt werde die Stadt eine Neuverpachtung ohnehin erst ab kommendem Jahr ins Auge fassen.
Die TSG Hofherrnweiler-Unterrombach habe bereits Interesse signalisiert, sich sowohl beim Kulturwochenende auf dem Stadtoval als auch angesichts der Bewirtung des Aalbäumles einzubringen, sagt der Vorsitzende Achim Pfeifer. Nicht nur aus Eigennutz heraus, sondern auch, um einen Zusammenhalt in der Stadt zu dokumentieren. Dass die Reichsstädter Tage abgesagt werden mussten, schmerze. Allerdings gebe es kein Konzept, das der momentanen Situation und den Vorgaben der Landesregierung Rechnung tragen würde.
„Nach den Wasseralfinger Festtagen fällt für uns mit der Absage der Reichsstädter Tage, an denen wir mit drei Ständen vertreten waren, wieder eine große Einnahmequelle weg“, sagt Karl-Heinz Vandrey von der Aalener Sportallianz. „Und wir brauchen das Geld dringend.“Deshalb komme für ihn eine Beteiligung am Kulturwochenende mit einem Stand durchaus infrage. Allerdings müsse sich der Aufwand lohnen und die Einnahmen angesichts der Auflagen kostendeckend sein. Eine Bewirtung des Aalbäumles hänge davon ab, wie viele Freiwillige sich dafür gewinnen lassen und wie hoch der logistische Aufwand ist. „Wenn wir alles selbstständig auf den Hausberg hochkarren müssen, ist das schon ein immenser Kraftakt, den es zu überdenken gilt.“
Eine Beteiligung am Kulturwochenende mit einem Pfannkuchenstand kann sich Hannsi Gässler, Vorsitzender der Aalener Fasnachtszunft (AFZ), vorstellen. Ob sich ein solcher allerdings unter den geltenden Hygieneauflagen rentiert, sei fraglich. Dass die Stadt den Vereinen zu einem kleinen Taschengeld verhelfen möchte, sei positiv. Doch angesichts der hohen Auflagen sei es vielleicht sinnvoller, die hiesige Gastronomie ins Boot zu holen, die damit Erfahrung habe und überdies durch die Corona-Krise recht gebeutelt sei. Eine Bewirtung des Aalbäumles könne die AFZ personell nicht stemmen. Mit Sorgen denkt Gässler an die in wenigen Monaten bevorstehende Fastnachtssaison. Dass Umzüge oder andere öffentliche Großveranstaltungen stattfinden, kann er sich nicht vorstellen. Schwarz sehe er auch für den Aalener Weihnachtsmarkt.
„Es ist schade, dass die Reichsstädter Tage ins Wasser fallen“, sagt der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins, Matthias Wagner. „Da wir an diesen allerdings nur einsatztechnisch und nicht mit einem Stand beteiligt waren, trifft uns die Absage nicht ganz so hart.“Am Kulturwochenende auf dem Stadtoval würde sich das DRK, das hier im Herbst seine Kita Lummerland eröffnet, als unmittelbarer Nachbar gerne beteiligen. Auch gegen eine Bewirtung des Aalbäumles spreche nichts. „Allerdings wollen wir diese dann an mehreren Wochenenden stemmen und nicht im Wechsel mit anderen Vereinen.“
„Mit der Absage der Reichsstädter Tage fällt für uns eine große Einnahmequelle weg“, sagt Karl-Heinz Vandrey.