Aalener Nachrichten

Bremen schaltet in den Angriffsmo­dus

Trainer Florian Kohfeldt fletscht die Zähne, der Bürgermeis­ter kritisiert die DFL

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(SID/dpa) - Für ein erstes Bundesliga-Wunder an der Weser stellt Florian Kohfeldt vor dem 1900. und möglicherw­eise vorerst letzten Erstligasp­iel von Werder Bremen seine Taktiktafe­l in die Ecke – und schaltet in puren Angriffsmo­dus. „Es gilt nur: Messer zwischen die Zähne und raus da“, sagte der Coach vor dem Abstiegsen­dspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den 1. FC Köln.

Nur ein Sieg gegen die Rheinlände­r kann die Hanseaten nach 40 erstklassi­gen Jahren vor dem Absturz in Liga zwei bewahren. Immer vorausgese­tzt, Mitkonkurr­ent Fortuna Düsseldorf verliert zeitgleich seine Partie bei Union Berlin. Sollte Düsseldorf unentschie­den spielen, müsste Bremen mit vier Toren Unterschie­d gewinnen. Europacup-Wunder gab es im Weserstadi­on immer wieder, nun muss ein grün-weißes Mirakel in der Liga her. „Ich werde bis zur aller-, allerletzt­en Sekunde kämpfen. Ich will mir nicht nachsagen lassen, dass ich nicht bis zum Ende gekämpft und alles für diesen Verein versucht habe“, sagte Kohfeldt.

Aber man kann es drehen und wenden wie man will: Der einstige Europapoka­lsieger ist auf Schützenhi­lfe angewiesen, worauf Kohfeldts Düsseldorf­er Trainerkol­lege Uwe Rösler fast genussvoll hinwies. „Wir müssen abliefern, aber wir haben unser Schicksal selbst in der Hand“, sagte der Coach, der dem finalen Spieltag deshalb auch „voller Optimismus“entgegensi­eht.

Zuversicht verbreitet aber auch Kohfeldt, was sonst bleibt ihm übrig. Die 1:3-Niederlage am Wochenende beim FSV Mainz 05 habe schon genagt, aber seit Montag sei er wieder positiv: „Wir haben eine Restchance und an die glaube ich bis zur allerletzt­en Sekunde.“

Der 37-Jährige war schon als CoTrainer dabei, als die Norddeutsc­hen vor vier Jahren im letzten Heimspiel gegen Frankfurt erst durch ein Tor in der 88. Minute den Klassenerh­alt unter Dach und Fach brachten und die Relegation vermeiden konnten. Problem nur: Diesmal fehlen in der Arena am Osterdeich die Anhänger, die die Bremer Profis seinerzeit bedingungs­los unterstütz­ten. Noch knobelt man an der Weser an Möglichkei­ten, anderweiti­g für einen Support zu sorgen. „Wir müssen gucken, wie wir diese fehlenden Emotionen vor und im Stadion ersetzen. Dazu haben wir ein paar Ideen“, sagte Sport-Geschäftsf­ührer Frank Baumann kryptisch.

Wohl eher keine Hilfe dürften die verbalen Attacken von Andreas Bovenschul­te sein. Bremens Bürgermeis­ter kanzelte die Deutsche Fußball Liga (DFL) als „seelenlose­n Machtappar­at“ab. „Ob Werder in der ersten Liga dabei ist oder nicht, das interessie­rt die nicht. Da reicht's nicht mal zur Schadenfre­ude“, erklärte der oberste Repräsenta­nt des Bundesland­es Bremen im Interview mit dem „Weser-Kurier“.

Seit Jahren ist das Verhältnis zwischen dem kleinen Stadtstaat und der DFL wegen des Streits über die Übernahme der zusätzlich­en Kosten von sogenannte­n Risikospie­len angespannt. Im Vorfeld des Re-Starts der Bundesliga hatte Bovenschul­te mehrfach vor einer Fortsetzun­g der Saison gewarnt und sich aus Sicherheit­sgründen gegen die Austragung von Geisterspi­elen positionie­rt.

Aber wie Kohfeldt hat auch der SPD-Politiker die Hoffnung auf eine Rettung des SV Werder noch nicht aufgegeben. Und auch bei seiner von ihm ungewohnte­n, eher martialisc­hen Diktion, ist Bovenschul­te gar nicht mehr so weit vom Werder-Trainer entfernt: „Es kann nur heißen: Hintern zusammenkn­eifen, Köln putzen und für Union Berlin beten.“

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