Aalener Nachrichten

Auf der Suche nach verlässlic­hen Partnern

Haupt- und Trikotspon­sor Telenot verlängert – Fußball-Regionalli­gist Aalen plant neue Saison mit geringerem Etat, aber hoffnungsv­oll

- Von Sebastian van Eeck

- Der Rasen in der Ostalb Arena saftig grün, der Himmel blau mit leichten Schleierwo­lken – es herrscht Sonnensche­in in Aalen. Und beim VfR? Da holte man an diesem Freitag nach, was zuletzt etwas auf der Strecke blieb. Die Kommunikat­ion. Tatsächlic­h war es erstaunlic­h ruhig in Corona-Zeiten von Seiten des Aalener Fußballver­eins. Seit vier Monaten ruht der Ball. Abgesehen von einem flammenden Appell an die Ticketinha­ber und Fans auf eine Erstattung der entgangene­n Spiele zu verzichten drang nur selten eine Nachricht aus der Geschäftss­telle aus dem Rohrwang nach draußen. Geschuldet war dies allerdings auch der Kurzarbeit, die der VfR in diesen schwierige­n Zeiten der Pandemie für nahezu den gesamten Verein bis heute ausgerufen hat. „Was hätten wir auch kommunizie­ren sollen“, sagt etwas entschuldi­gend Michael Weißkopf, Präsidium Sport, und meint damit die undurchsic­htige Situation rund um die Hängeparti­e um eine Wiederaufn­ahme oder einen Abbruch der Saison.

„Wir waren eigentlich auf einem guten Weg und dann kam die Corona-Vollbremse“, gibt Weißkopf Einblicke in die Gefühlswel­t der Aalener nach der Unterbrech­ung zur Unzeit aufgrund der Pandemie. Das Trainingsl­ager in der Türkei erfolgreic­h beendet und die Mannschaft auf einem guten Level wollte das Team um Trainer Roland Seitz den sportliche­n Klassenerh­alt in Angriff nehmen. Es kam anders. Die Liga bleibt dennoch die gleiche (ziemlich sicher mit 22 Mannschaft­en und fünf bis sechs Absteigern), die Mannschaft in großen Stücken (14 Spieler haben bereits einen Vertrag, bei sechs weiteren aus dem bisherigen Kader steht die Entscheidu­ng noch aus) auch. „Bei Sebastian Schiek und Dijon Ramaj geht es ums Geld“, das gibt Lepore unumwunden zu. Bei wem nicht? Bis zum Auftakt soll in diesen Personalie­n Klarheit herrschen. Die Spieler, die mit dem VfR Aalen am 16. April (14 Uhr im Greut) in die Vorbereitu­ng auf die neue Saison starten (diese soll laut Rahmenspie­lplan am 1. September starten) machen indes vieles um das geringere Budget der Aalener (vermutlich 15 bis 20 Prozent weniger als im Vorjahr) etwas aufzustock­en. „Sie werden auf Gehalt und auf bestimmte Teile einer Punktprämi­e verzichten“, gibt Weißkopf bekannt.

Die Tatsache, dass die Aalener zu diesem Zeitpunkt bereits 14 Spieler unter Vertrag haben sei zudem „ein Glücksfall“(Lepore). „Manch ein Verein in der Regionalli­ga hat da deutlich weniger Akteure unter Vertrag“, so Lepore weiter. Ein weiterer ist die Vertragsve­rlängerung des Unternehme­ns für Sicherheit­stechnik Telenot als Haupt- und Trikotspon­sor des VfR Aalen. „Zu den gleichen Konditione­n“, sagt Thomas Taferner. Beim VfR glaubt man an eine Signalwirk­ung.

„Das ist ein Signal an unsere Partner, dabei zu bleiben“, hofft Weißkopf. Bislang gebe es zahlreiche Gespräche mit allen Unterstütz­ern. Ergebnisse wie das mit dem Hauptspons­or gibt es allerdings noch nicht zu vermelden. „Es ist eben schwierig in diesen Zeiten. Die Krise hat viele Firmen und Partner getroffen“, stellt Weißkopf klar. Dafür habe man Verständni­s. Dennoch wolle man keinen Partner verlieren. Bislang sei kein Sponsor abgesprung­en. Zur Laufzeit des Vertrages mit Telenot machten die Verantwort­lichen allerdings keine Angabe. „Wir freuen uns gerade in dieser Zeit einen solchen verlässlic­hen Partner an unserer Seite zu haben“, fügt Lepore hinzu. Auch das Aalener Sicherheit­sunternehm­en hat die Krise durch die Pandemie zu spüren bekommen und die Verlängeru­ng zunächst intern diskutiert. Letztlich war man sich aber über die Verlängeru­ng der Partnersch­aft mit dem ehemaligen Drittligis­ten einig geworden. „Wir sehen den VfR als guten Werbeträge­r und immer noch als Aushängesc­hild für Aalen. Zusätzlich hat die Aufstockun­g der Liga noch einen gewissen Reiz“, schwärmt Taferner und schiebt nach: „Ich verstehe nicht, warum viele immer noch von einem arroganten Verein sprechen.“Vielmehr müsse man wieder mit Stolz zum VfR Aalen stehen. „Wir haben als Verein alles gemacht um klein und schmal zu sein“, sagt Taferner. Nun wolle man jeden Bürger in Aalen mitnehmen und versuchen vom Weg des VfR Aalen zu überzeugen. Der Verein samt Geschäftss­telle (Umzug, Einsparung­en im Fuhrpark) sei nun auf eine „Normalmaß“geschrumpf­t. Kein Vergleich mehr zu Zweit- und DrittligaZ­eiten. „Ein Verdienst von Lepore, der umtriebig arbeitet“, sagt Weißkopf. Man leiste sich keinerlei Dinge mehr die unnötig sind. Gerade auch in der Corona-Zeit hat der Verein aber auch neben dem Platz keine schlechte Figur gemacht. Etwa durch die Nachbarsch­aftshilfe unter der Mithilfe und Initiative der VfR-Fans zeigte der Verein seine soziale Ader. Zudem sammelten die Fans 15 200

Euro mit der Aktion „Geistertic­ket“für den Regionalli­gisten. „Der Dialog mit unseren Fans ist so gut wie wahrschein­lich noch nie. Sobald es die Politik erlaubt werden wir diesen wieder aufnehmen“, sagt Weißkopf. Auch vor der Pandemie wurden mit einer Valentinst­ag-Aktion oder der Eröffnung des Fantreffs neue Wege eingeschla­gen. Weitere Aktionen waren etwa mit einem Familienta­g geplant. Dieser musste aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. „Wir wollen zeigen, dass der VfR offen für jeden Bürger ist“, stellt Taferner klar und geht sogar noch weiter: „Bürgernahe­r und authentisc­her kann der Verein eigentlich gar nicht mehr sein.“Auch sollen Synergien mit den Vereinen aus der Nachbarsch­aft (Hofherrnwe­iler oder Essingen) besser genutzt werden. „Es geht nur Miteinande­r“, stellt Taferner klar. Nun also steuert der Club unaufhalts­am auf das Jubiläumsj­ahr zu. 2021 feiert der VfR seinen 100. Geburtstag. Die Planungen für das Jubiläum laufen in Kooperatio­n mit der Aalener Hochschule auf Hochtouren. Zuvor beginnt aber wohl im September die neue Saison in der Regionalli­ga. 22 Spieler mit Torhütern wollen die Aalener dann in ihrem Kader wissen. Ob die Saison mit oder ohne Fans beginnt? „Keine Ahnung“, sagt Weißkopf, der auf weitere Lockerunge­n hofft. Denn der VfR sei weiterhin kein Fan von Geisterspi­elen. „Wir sind auf die Einnahmen angewiesen“, so Lepore weiter. Die unklare Situation macht auch einen möglichen Dauerkarte­nverkauf schwierig. „Was kann ich anbieten ohne vielleicht wieder Gefahr zu laufen, die Gelder wieder zurückzahl­en zu müssen, weil die Spiele ohne Fans ausgetrage­n werden?“, sagt Weißkopf.

Schwierige Zeiten sind und bleiben es für die Aalener. Doch wer wenn nicht die Aalener kennen sich damit bestens aus? Die Ziele für die neue Runde, die gibt es bereits. „Wir wollen stabile Zahlen und Kontinuitä­t in das Personal, das wir noch haben bekommen“, stellt Weißkopf klar. Auf dem Platz wolle man sich weiterentw­ickeln und nach Möglichkei­t einen einstellig­en Tabellenpl­atz belegen. Ein ambitionie­rtes Ziel in der stark besetzten Regionalli­ga Südwest. Ähnliches gilt aber sicher auch für den Appell von Taferner: „Gebt uns und dem Verein eine Chance. Damit wir nicht wieder zwischen Schwäbisch Gmünd und Heidenheim untergehen.“

„Gebt uns und dem Verein eine Chance. Damit wir nicht wieder zwischen Schwäbisch Gmünd und Heidenheim untergehen.“

Thomas Taferner, VfR-Aufsichtsr­at

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FOTO: SEBASTIAN VAN EECK Die Partnersch­aft in schwierige­n Zeiten verlängert: VfR-Geschäftsf­ührer Giuseppe Lepore (links), Thomas Taferner (Telenot und VfR-Aufsichtsr­at) und Michael Weißkopf (Präsidium Sport).

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