Erlebnisse am und im Berg
Das Saalachtal überfordert Familien nicht mit Ferienstress, sondern erdet sie mit zwanglosem Aktivurlaub
Immer dort, wo sich laut Werbeprospekt Fuchs und Hase leise gute Nacht sagen, zeigt eine Region damit vor allem, dass Fuchs und Hase dort noch existieren. Dass immer dann, wenn das Bild der beiden Tiere bemüht wird, irgendwo nix los sein soll, stimmt im Fall des Saalachtals im Salzburger Land jedenfalls nicht. Doch ein Familienurlaub dort hat tatsächlich eine große Erholungskomponente, die hilft, durchzuatmen und die Augen zu öffnen für die wirklich wichtigen Dinge.
So ein Augenöffner ist zum Beispiel Hermann Hollaus, der an diesem wechselhaften Sommertag auf der Hochalm vor einer Kuhherde steht und die von Feinstaub geplagten Stadtmenschen dazu animiert, tief einzuatmen. Die gute Luft zu riechen, die Würze dieser alpinen Landluft zu spüren. Der Wanderführer hat das seltene Talent, Fremde so anzunehmen, wie sie nun mal sind. Er drückt es so aus: „Ich mag Menschen.“Und das muss man wahrscheinlich auch, wenn so viele Charaktere aufeinandertreffen. Der eine möchte schneller gehen, der andere langsamer. Der nächste genießt den Aufstieg mehr als den Abstieg, und so manches Kind dazwischen hält überhaupt gar nicht so viel von Bewegung in der grasgrünen Bergwelt.
Dabei gibt es ganz besonders viel zu sehen: Nach einer ruhigen Panoramafahrt in der Gondel in die Almenwelt Lofer mäandert sich ein wildromantischer Wasserfallweg von der oberen Bergstation mit meist leichtem Gefälle zur mittleren. Wenn Wolken über die mächtigen Gebirgszüge jagen, dann wirft die Sonne zwischen den bedeckten Schleiern immer wieder ein besonderes Licht auf die Alpenszenerie und lässt Fels und sattes Grün aufglühen. Das Wasser stürzt an verschiedenen Stellen viele Meter tief tosend Richtung Tal. Und mittendrin immer Hermann, der nicht müde wird, Achtsamkeit und Respekt vor der Schöpfung und ihren Geschöpfen zu üben. Er erinnert an das karge Leben hier oben vor 100 Jahren, berichtet davon, dass Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Vater auf dem Weg nach Italien in Lofer logiert hat. Anekdoten von einem, der seine Heimat liebt – egal wie abgeschieden sie im Vergleich zu so schillernden Orten wie Salzburg auch ist.
Das Saalachtal gehört zum Pinzgau und umfasst die Orte Lofer, Unken, Weißbach und St. Martin, umgeben ist es von den Salzburger Bergen. Sie sind die ideale Kulisse für Wanderungen – das Saalachtal rühmt sich 400 Kilometer ausgebauter und befestigter Wanderwege aller Schwierigkeitsgrade. Darüber hinaus gibt es mit der beeindruckende Lamprechtshöhle auch die Möglichkeit, nicht auf, sondern in einen Berg zu wandern. Am Eingang der Höhe, der wie ein dunkler Schlund hinein in den Berg auf die Besucher lauert, wartet dann im Idealfall schon Betreuerin Nici, die die Kinder nicht nur in eine unheimlich zerklüftete Höhlenwelt führt, sondern sich mit ihnen auf die Suche nach einem legendären Schatz macht.
Die Höhle selbst gehört mit ihren 56 Kilometern Gesamtausdehnung zu den größten Europas. Darüber hinaus gilt sie als längste Durchgangshöhle der Welt. Der normale Weg für die Besucher bahnt sich 700 Meter durch enge Stollen, die es nötig machen, den Kopf stellenweise einzuziehen. Immer ist die Wanderung begleitet vom Rauschen des Wassers, das sich ebenfalls seinen Weg durch den Fels bahnt. Am eindrucksvollsten ist die sogenannte Stainerhalle: Hier dehnt sich die Höhle in luftige Höhen aus, der Wanderer steigt über Treppen und Fels 70 Meter hoch hinauf und kann beim Blick von ganz oben nach ganz unten schon mal ein wenig die räumliche Orientierung verlieren – Schwindelfreiheit ist jedenfalls keine schlechte Voraussetzung, um diesen besonderen Ort richtig zu genießen.
Die Kinder auf ihrer Schatzsuche mit Nici sind derweil in die Geschichten dieser Höhle versunken. „Du Nici, für was sind denn all die schwarzen Kreuze an der Felswand?“, fragt eines. Die tragische Antwort darauf hat mit den Zeiten zu tun, als die Wege im Fels noch nicht gesichert waren und das Wasser früher ohne Vorwarnsystem anschwoll und viele Menschen hier den Tod gefunden haben.
Natürlich macht die Bewegung im Freien – egal ob am oder im Berg – Appetit. Und der wird im Saalachtal typischerweise deftig gestillt. Das beginnt mit den bei uns unter dem Namen Kässpätzle bekannten Kasnocken. Von besonderem Reiz ist der Kaspressknödel. Er erinnert an einen Semmelknödel – hat aber noch erhebliche Bergkäseanteile. In Scheiben
geschnitten und knusprig in der Pfanne angebraten, ist er sowohl in der Brühe als auch pur ein Genuss. Darüber hinaus gibt es sowohl im Tal als auch in der Höh’ überall eine kernige Brettljause mit Wurst- und Speckspezialitäten, um den Energieverbrauch durchs Wandern wieder zu kompensieren.
Dass die Milch nicht aus der Tüte kommt und der Käse nicht auf den Bäumen wächst, weiß Elisabeth Perchtbauer vom Bauernhof in Unken natürlich ganz genau. Und sie ist gerne bereit, ihr Wissen an Gäste weiterzugeben, unter denen auch Stadtkinder sind, die bei ihr zum ersten Mal eine Kuh aus der Nähe sehen. In der Milchkammer erklärt sie, wie das Lab – ein Enzym aus dem Kälbermagen – die Milch gerinnen lässt, damit Käse entstehen kann. Und weil Elisabeth von der Theorie weniger hält als von der Praxis, bereitet sie gemeinsam mit den Kindern Mozzarella zu. Welche Vielfalt aus Milch entstehen kann, zeigt sich dann auf dem kleinen Büffet, dass die Bäuerin mit den Kindern vorbereitet hat: Molke, Buttermilch, verschiedene Aufstriche mit Sauerrahm und Frischkäse. Genossen unter schattigen Bäumen, stets mit der Landluft in der Nase, die immer daran erinnert, dass eine Kuh ein verdauendes Lebewesen ist und eben kein Milchautomat mit Hörnern dran. Beseelt von solcher Erkenntnis lässt es sich unbeschwert in eines der Freibäder eintauchen – etwa in Lofer oder Unken.
Eine besondere Einrichtung findet sich in Unken. Nämlich das Zentrum für Traditionelle Europäische Heilkunde (TEH). Dort wird altes Wissen über Naturmedizin und Heilverfahren gesammelt aus Zeiten, in denen die Menschen mit ihren Leiden oder Verletzungen auf sich gestellt waren. In der Salbenwerkstatt dürfen Kinder aus Baumharz, Kräutern, Bienenwachs und Pflanzenöl ihre eigene Heilsalbe herstellen – Lena vermittelt dabei traditionelles Wissen ganz nebenbei spielerisch. Und für die nächste Schramme oder das nächste Wehwehchen gibt‘s die selbst gemachte Salbe gleich mit.
Darf‘s noch ein bisschen mehr entspannte Aktivität ohne Aktionismus sein? Gerne! Dafür steht beim Heutaler Hof ein Feld zum Bogenschießen bereit. Schnell wird der Mensch unter sachkundiger Anleitung eins mit Bogen, Sehen und Pfeil, sodass sich rasch erfreulich treffsichere Ergebnisse einstellen. Wem das Zielen auf die Scheibe nicht genügt, kann sich auf einem Parcours auf die Jagd nach Pappkameraden in Form von Reh, Bär oder Hirsch begeben.
Ganz in der Nähe des Heutaler Hofs liegt das namensgebende Heutal. Wegen der Talsperre endet in diesem Winkel unmittelbar an der deutschen Grenze der Autoverkehr – entsprechend KfZ-befreit wirkt die Gegend. Das freut auch Wanderführer Andi Dauer ganz besonders, der eh am liebsten zu Fuß unterwegs ist. Wieder ist es lebhaftes Wasser, das den Charakter dieses schönen Winkels ausmacht. Auf alten Schmugglerpfaden führt Andi die Wanderer in etwa 35 Minuten hoch zum Staubfall. Der Wasserfall – hinter dem es sich umtost von der Gischt durchgehen lässt – liegt unmittelbar an der deutschen Grenze. Ein entsprechendes Schild klärt darüber auf. Andi weiß noch, wie früher sogar ein Grenzbeamter dort Dienst tat, um das Schmugglertum in Grenzen zu halten.
Obwohl Flüsse und Bäche eine prägende Rolle im Saalachtal spielen, ist die Region zum Glück trotzdem nicht mit allen touristischen Wassern gewaschen. Damit empfiehlt sie sich für Familien und Menschen, die es mögen, wenn ihre Gastgeber sie noch mit Namen kennen. So wie die Bauern auf den Almen ihre Kühe.
Weitere Informationen unter www.salzburger-saalachtal.com
Über die Telefonnummer 0043/
658820404 stehen Mitarbeiter für Fragen bereit.
Die Recherche wurde unterstützt von der Urlaubsregion Salzburger Saalachtal.