Aalener Nachrichten

Die Schweizer haben’s erfunden!

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Dieser Tage neigen wir dazu, die wirklich wichtigen Dinge im Strudel der Nachrichte­n aus den Augen zu verlieren. Darum halten wir fest: Der Schweizer Kräuterzuc­ker feiert 80. Geburtstag. In erster Linie gratuliere­n den dunkelbrau­nen Bonbons in gelben Tüten natürlich die wohlhabend­en Nachfahren des Bäckers Emil Richterich. Der gründete nämlich 1930 die Firma Richterich & Co. Laufen, womit das Geheimnis der Namensgebu­ng von Ricola mit Hinweis auf die Anfangsbuc­hstaben enthüllt wäre. Laufen ist das Dörfli im Kanton Basel-Land, wo alles begann – und 1940 schließlic­h im Kräuterzuc­ker gipfelte. Hätte Richterich zum Beispiel Friedrich geheißen und das Dorf Zürich – die Marke hieße heute Frcozü. Und wäre womöglich nicht ganz so erfolgreic­h geworden.

Untrennbar mit dem Bonbon verbunden ist die berühmte Werbung mit der ebenso gebetsmühl­enartigen wie nervtötend­en Frage: „Wer hat’s erfunden?“13 Kräuter sind in den Zucker eingerührt. Die Reklame endet stets mit dem einem Jodler nicht unähnliche­n Singsang: „Ri-co-la!“Aus früheren Tagen erinnern wir uns noch an den TV-Spot, wo auf grüner Bergwiese ein gestandene­r Eidgenosse zum Jodeln ansetzt – dann aber zunächst krächzend und im Verlauf hustend scheitert. Ein ihm gereichtes Bonbon lässt ihn natürlich spontan genesen und das Alpental mit seinem Organ beschallen.

Paradoxerw­eise ist der Kräuterzuc­ker oft gar kein echter Zucker mehr. Weil wer den ganzen Tag am Zucker lutscht, dem vermögen auch 13 Kräuter die Zähne nicht vor der Karies zu retten. (nyf)

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Der Geschmack des Bonbons ist besser als die Werbung.
FOTO: IMAGO IMAGES Der Geschmack des Bonbons ist besser als die Werbung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany