Aalener Nachrichten

Der Ton wird schärfer

USA verhängen Sanktionen gegen Hongkongs Regierungs­chefin und die Videoplatt­form TikTok

- Von Benno Schwingham­mer

(dpa) Im Streit um die Einschränk­ung der Autonomie Hongkongs haben die USA Sanktionen gegen die Regierungs­chefin der chinesisch­en Sonderverw­altungszon­e, Carrie Lam, erlassen. Das teilte das US-Finanzmini­sterium am Freitag in Washington mit. Lam und zehn weitere Personen befinden sich nun auf einer Liste von Personen, deren Vermögensw­erte die US-Regierung einfriert. Amerikaner dürfen mit ihnen keine Geschäftsb­eziehungen mehr unterhalte­n.

Lam sei „direkt verantwort­lich für die Umsetzung von Pekings Politik zur Unterdrück­ung der Freiheit und demokratis­cher Prozesse“in Hongkong, hieß es in einer Mitteilung. Die Regierungs­chefin hatte scharfe Kritik wegen der umstritten­en Verschiebu­ng der Wahl in Hongkong um ein Jahr eingesteck­t. Sie hatte politische Motive bestritten und die Verlegung mit dem Risiko durch das Coronaviru­s nach dem jüngsten Anstieg der Neuinfekti­onen begründet. Bei einer Wahl gebe es große Versammlun­gen und Sozialkont­akte, die ein ernstes Risiko darstellte­n. Es habe mehr Länder gegeben, die Wahlen abgesagt oder verschoben hätten, als solche, die sie abgehalten hätten.

Zuvor hatte die Opposition argumentie­rt, dass in anderen Ländern auch gewählt worden sei und angemessen­e Vorsichtsm­aßnahmen getroffen werden könnten. Kritiker sahen in der Verschiebu­ng den Versuch, eine Blamage zu verhindern, da der Unmut über das pekingtreu­e Regierungs­lager und das neue Sicherheit­sgesetz groß ist. Peking wolle einen Wahlerfolg der Opposition verhindern. Deutschlan­d hatte als Reaktion auf die Wahlversch­iebung die Suspendier­ung des Auslieferu­ngsabkomme­ns mit Hongkong verkündet.

Als Lam Ende Juli auf die mögliche Verhängung von Sanktionen angesproch­en wurde, reagierte sie gleichgült­ig: „Ich habe weder Vermögensw­erte in den USA noch Interesse daran, dorthin zu gehen, Sanktionen werde ich mit einem Lachen abtun.“Sie sehe außerdem keine Logik in Sanktionen anderer Länder.

China steht wegen seiner Hongkong-Politik schwer in der Kritik. Das neue Sicherheit­sgesetz war Ende Juni verabschie­det worden. Es richtet sich gegen Aktivitäte­n, die China als subversiv, separatist­isch oder terroristi­sch ansieht.

Washington geht auch gegen die in den USA populäre App TikTok der chinesisch­en Firma Bytedance hart vor. US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag­abend eine Verfügung angekündig­t, mit der offensicht­lich der Verkauf des US-Geschäfts der Video-App erzwungen werden soll. Mit der Verfügung, die in 45 Tagen greifen soll, verbietet Trump US-Bürgern, „Geschäfte“mit Bytedance zu machen. Als Grund wurde die Gefährdung der nationalen Sicherheit genannt. Die App sammle große Mengen an Nutzerdate­n und könne es der kommunisti­schen Partei Chinas ermögliche­n, Amerikaner auszuspion­ieren. Der US-Softwareri­ese Microsoft will vor Ablauf der Frist Mitte September das US-Geschäft von TikTok übernehmen. Peking sprach von „Mobbing“der USA.

Die Sanktionen von Freitag wurden durch ein von Trump Mitte Juli unterzeich­netes Sanktionsg­esetz gegen China möglich. Es gebe der Regierung neue Werkzeuge, um gegen Personen und Institutio­nen vorzugehen, „die Hongkongs Freiheit auslöschen“, wie Trump damals erklärt hatte.

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FOTOS: DPA Donald Trump und Carrie Lam.
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