Falsche Lösung
Es wurde richtig gedacht und falsch gemacht. Bankkunden können jetzt leicht die Konditionen der Girokonten bei allen wichti- gen Instituten vergleichen. Das von der EU geforderte unabhängige Vergleichsportal hat seine Arbeit aufgenommen. Die Idee ist gut. Kaum jemand wechselt die Hausbank, obwohl sich dadurch oft einige Gebühren sparen lassen. Der Wechsel selbst funktioniert mittlerweile weitgehend reibungslos. Nun erhalten die Verbraucher auch schnell Vergleichswerte der Kosten und können auf dieser Basis eine Entscheidung treffen. Ein gravierender Fehler besteht in der Umsetzung. Es wäre naheliegend gewesen, eine unabhängige Einrichtung wie die Stiftung Warentest mit dem Aufbau des Vergleichsportals zu betrauen. Stattdessen sollen private Portale das übernehmen. Sie müssen sich zwar zertifizieren lassen, was eine inhaltliche Neutralität sichern kann. Doch der kleine unabhängige Teil wird beim ersten Anbieter Check24 recht unverhohlen mit dem kommerziellen Angebot verlinkt. Formal ist das alles in Ordnung. In der Praxis dürfte das Portal so geschickt viele Besucher auf den nicht zertifizierten Kontenvergleich locken. Dieses Angebot ist auch noch optisch attraktiver.
Vielen Interessenten dürfte der Unterschied zwischen dem zertifizierten und dem kommerziellen Angebot nicht bekannt sein. Das Unternehmen verdient sein Geld mit Provisionen von den Banken für angeworbene Neukunden. Hier liegt ein beträchtlicher Interessenkonflikt vor. Den darf es bei einem vom Staat erwünschten neutralen Vergleichsportal eigentlich nicht geben.