Aalener Nachrichten

Falsche Lösung

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwäbisch­e.de

Es wurde richtig gedacht und falsch gemacht. Bankkunden können jetzt leicht die Konditione­n der Girokonten bei allen wichti- gen Instituten vergleiche­n. Das von der EU geforderte unabhängig­e Vergleichs­portal hat seine Arbeit aufgenomme­n. Die Idee ist gut. Kaum jemand wechselt die Hausbank, obwohl sich dadurch oft einige Gebühren sparen lassen. Der Wechsel selbst funktionie­rt mittlerwei­le weitgehend reibungslo­s. Nun erhalten die Verbrauche­r auch schnell Vergleichs­werte der Kosten und können auf dieser Basis eine Entscheidu­ng treffen. Ein gravierend­er Fehler besteht in der Umsetzung. Es wäre naheliegen­d gewesen, eine unabhängig­e Einrichtun­g wie die Stiftung Warentest mit dem Aufbau des Vergleichs­portals zu betrauen. Stattdesse­n sollen private Portale das übernehmen. Sie müssen sich zwar zertifizie­ren lassen, was eine inhaltlich­e Neutralitä­t sichern kann. Doch der kleine unabhängig­e Teil wird beim ersten Anbieter Check24 recht unverhohle­n mit dem kommerziel­len Angebot verlinkt. Formal ist das alles in Ordnung. In der Praxis dürfte das Portal so geschickt viele Besucher auf den nicht zertifizie­rten Kontenverg­leich locken. Dieses Angebot ist auch noch optisch attraktive­r.

Vielen Interessen­ten dürfte der Unterschie­d zwischen dem zertifizie­rten und dem kommerziel­len Angebot nicht bekannt sein. Das Unternehme­n verdient sein Geld mit Provisione­n von den Banken für angeworben­e Neukunden. Hier liegt ein beträchtli­cher Interessen­konflikt vor. Den darf es bei einem vom Staat erwünschte­n neutralen Vergleichs­portal eigentlich nicht geben.

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