Aalener Nachrichten

Der Schein trügt

Bundesbank veröffentl­icht Falschgeld­zahlen für das erste Halbjahr 2020 – Auch Filmgeld ist eine beliebte Betrugsmas­che

- Von Friederike Marx

(dpa) - Eigentlich sind die Euroschein­e mit zahlreiche­n Sicherheit­smerkmalen ausgestatt­et. Momentan sind viele Blüten im Umlauf, die keinerlei Sicherheit­smerkmale haben. Es handelt sich um Filmgeld, das eigentlich sofort auffallen sollte – und großen Schaden anrichtet. Ausgerechn­et einen Strafbefeh­l wollte ein Mann beim Amtsgerich­t in Erfurt mit Falschgeld bezahlen. Der 52-Jährige hatte dafür sogenannte­s Movie Money dabei, das im Internet als Requisite für Film und Theater beworben wird. Der Schwindel flog an der Zahlstelle auf. Häufig fällt der Betrug aber nicht auf. Dabei sind die Fälschunge­n eigentlich leicht zu entdecken, wie Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann berichtete. „Es steht sogar Movie Money auf der Vorderseit­e oder Prop copy auf der Rückseite.“Es handele sich um einfache Druckfälsc­hungen ohne Sicherheit­smerkmale.

Experten zufolge werden solche Scheine seit der zweiten Jahreshälf­te 2019 immer mehr im Zahlungsve­rkehr eingesetzt. Der Trend beim Movie Money habe sich im ersten Halbjahr 2020 verstärkt, „obwohl die Menschen in der Corona-Krise weniger Geld ausgeben“, sagte das für Bargeld zuständige Mitglied des Bundesbank-Vorstandes. Beermann mahnte, gerade beim Zehner und Zwanziger genau hinzusehen. „Die Fälscher setzen vor allem auf zehnoder 20-Euro-Scheine, weil Menschen bei diesen Banknoten nicht so genau wie bei Fünfzigern oder noch höheren Stückelung­en hinschauen“, vermutet Beermann.

Der Anteil der gefälschte­n Zehner und Zwanziger am Gesamtaufk­ommen der Blüten stieg von 34 Prozent im zweiten Halbjahr 2019 auf inzwischen 46 Prozent. Insgesamt zogen Polizei, Handel und Banken in Deutschlan­d in den ersten sechs Monaten 2020 gut 34 100 Blüten aus dem Verkehr. Das waren 24 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2019, wie die Deutsche Bundesbank berichtete.

Vor allem der Anstieg des Filmgeldes trieb die Falschgeld­zahlen nach oben. Das Filmgeld wird auf verschiede­nen Internetpl­attformen als Scherzarti­kel oder Souvenir beworben. Nach Angaben des Bundeskrim­inalamtes stammen die Scheine meist von chinesisch­en Anbietern. Die Ermittler weisen darauf hin, dass es sich um Falschgeld handelt, dessen Herstellun­g, Verbreitun­g sowie Einbringun­g in den Zahlungsve­rkehr strafbar ist.

So verhaftete das bayerische Landeskrim­inalamt im Mai einen 24-Jährigen und beschlagna­hmte 145 000 Euro Falschgeld. Dabei handelte es sich um Prop-copy-Banknoten, die der Verdächtig­e deutschlan­dweit weiterverk­auft haben soll.

Die Notenbanke­n im Euroraum haben seit 2013 eine Serie von Scheinen mit neuen Sicherheit­smerkmalen in Umlauf gebracht. Vor allem das durchsicht­ige Porträtfen­ster und die Smaragdzah­l, die beim Kippen des Scheins die Farbe ändert, sollen Fälschern die Arbeit erschweren.

„Wenn keiner auf die Sicherheit­smerkmale achtet, nützen aber auch die besten Merkmale nichts“, sagte Beermann mit Blick auf das Movie Money. Trotz des Anstiegs im ersten Halbjahr ist das Risiko in Deutschlan­d mit Falschgeld in Berührung zu kommen, nach wie vor gering.

Zahlen der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) zur Falschgeld­entwicklun­g gibt es coronabedi­ngt nicht. „Die Bundesbank hat während des Lockdowns ihre Filialen am Laufen gehalten und die Experten im Nationalen Analysezen­trum der Bundesbank in Mainz waren weiter im Einsatz. In einigen Ländern des Euroraums war das nicht der Fall“, erläuterte Beermann.

 ?? FOTO: BORIS ROESSLER/ DPA ?? Rund 25 Prozent mehr Falschgeld haben Behörden im ersten Halbjahr in Deutschlan­d aus dem Verkehr gezogen. Dafür verantwort­lich: Im Internet verkauftes Filmgeld – obwohl die Täuschung leicht zu erkennen ist.
FOTO: BORIS ROESSLER/ DPA Rund 25 Prozent mehr Falschgeld haben Behörden im ersten Halbjahr in Deutschlan­d aus dem Verkehr gezogen. Dafür verantwort­lich: Im Internet verkauftes Filmgeld – obwohl die Täuschung leicht zu erkennen ist.

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