Aalener Nachrichten

Urlaubspar­adies droht Umweltdesa­ster

Auf Grund gelaufenes Schiff verliert vor Mauritius Öl – Kritik an zu lange untätigen Behörden

- Von Gioia Forster

(dpa) - Fast zwei Wochen lang lag der Frachter „Wakashio“gestrandet auf einem Korallenri­ff vor Mauritius, Bewohner konnten ihn vom Strand aus sehen. Dann sank eine Seite des Schiffs ab, und Öl begann sich in dem türkisfarb­enen Wasser auszubreit­en, wie sich Sunil Dowarkasin­g erinnert. „Die ganze Lagune ist voller Öl. Das Öl hat das Ufer erreicht“, beschrieb der Mauritier und ehemalige Mitarbeite­r von Greenpeace die Szenerie am Freitag. „Überall ist eine massive Verschmutz­ung.“

Die „Wakashio“war am 25. Juli vor der Ostküste von Mauritius im Indischen Ozean auf Grund gelaufen. Das Schiff war laut seinem japanische­n Inhaber ohne Fracht von Singapur nach Brasilien unterwegs. Wie es genau zu dem Unfall kam, war zunächst unklar. Am Donnerstag riss dann der Rumpf, wie das Umweltmini­sterium des Inselstaat­es mitteilte.

Rund ein Viertel der 4000 Tonnen Öl seien bereits ausgelaufe­n, sagte Deborah de Chazal, die Exekutivdi­rektorin der Mauritian Wildlife Foundation. Dies sei womöglich „eine der schlimmste­n ökologisch­en Krisen, die dieser kleine Inselstaat jemals erlebt hat“, teilte Greenpeace mit. Die Behörden versuchen nun, die Katastroph­e

in den Griff zu bekommen. „Um negative Auswirkung­en auf die Umwelt, so gut es geht, zu verhindern, haben wir einen Zaun aufgebaut und begonnen, das Öl abzupumpen“, sagte ein Sprecher der japanische­n Firma Nagashiki Shipping, der der Frachter gehört. Mauritius habe nicht genug Ausrüstung, um die Ölkatastro­phe allein zu bewältigen, sagte de Chazal.

Daher sei Hilfe aus dem Ausland angefragt worden. Die Regierung traf sich nach Angaben des Umweltmini­steriums am Freitag mit Vertretern von Organisati­onen und aus dem Privatsekt­or, um einen Plan zu erarbeiten, wie das Gebiet gereinigt werden kann. Bis dahin ermahnte das Ministeriu­m die Öffentlich­keit, die betroffene­n Gebiete zu meiden. Denn die Öldämpfe seien „hochgiftig und gesundheit­sschädlich“.

Doch vor allem die noch offenen Fragen sorgen unter den Bewohnern für Wut. Warum blieben die Behörden zwei Wochen lang anscheinen­d untätig? Das Öl hätte gleich nach dem Unfall abgepumpt werden müssen, um ein Austreten zu vermeiden, sagte Sunil Dowarkasin­g. Das sei grobe Fahrlässig­keit vonseiten der Behörden gewesen – „eine Straftat gegenüber der Umwelt“.

Mauritius mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern ist weltweit für prachtvoll­e Korallen, blendend weiße Strände sowie eine bunte Fülle an Meereslebe­wesen und Landtieren bekannt. Das Festland ist laut Umweltmini­sterium von 150 Kilometern geschützte­n Korallenri­ffen umgeben. Diese Naturprach­t zog im vergangene­n Jahr nach Regierungs­angaben 1,4 Millionen Touristen an.

Der verunglück­te Frachter liegt mitten in einem reichhalti­gen Naturgebie­t an der Ostküste der Hauptinsel vor dem Ort Mahébourg. In der Nähe des Wracks befinden sich zwei Schutzgebi­ete und eine kleine Insel, die ein Vorbild für Naturschut­z und Biodiversi­tät ist. Das alles könne von dem Öl zerstört werden, warnte Dowarkasin­g. „Es wird Jahre dauern, bis es wieder so wird, wie es einmal war. Oder es wird nie wieder so werden.“

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FOTO: DEV RAMKHELAWO­N/AFP

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