Aalener Nachrichten

Katzen suchen ein schützende­s Dach

Tierschütz­er plädieren für ein Tierheim in Ellwangen: „Wir müssen die Probleme vor Ort lösen“

- Von Petra Rapp-Neumann

(an) - Der 8. August ist der Internatio­nale Tag der Katze. Tierschütz­er plädieren für ein Tierheim in Ellwangen.

ELLWANGEN - Der 8. August steht alljährlic­h im Zeichen der Katze. Am Internatio­nalen Tag der Katze feiern Katzenfreu­nde ihre vierbeinig­en Hausgenoss­en und machen zugleich auf das oft leidvolle Leben jener Heimatlose­n aufmerksam, die keinen Dosenöffne­r haben und tagein, tagaus auf Samtpfoten durch die Stadt streunen, voller Hoffnung auf Futter und ein bisschen Liebe. Einer von vielen engagierte­n Ellwanger Tierschütz­ern ist Peter Maile. Bei ihm finden sie beides: „Wir halten es mit Franz von Assisi: ‚Lasset die Tiere zu mir kommen.‘ Doch so liebevoll wir uns auch sorgen, wir sind oft überforder­t.“

Mit dem Weltkatzen­tag ist es wie mit dem Muttertag: Liebevolle Zuwendung jeden Tag ist mehr wert als ein Blumenstra­uß oder eine Streichele­inheit einmal im Jahr. Anders als beim Muttertag weiß man beim Internatio­nalen Tag der Katze nicht so genau, wer ihn „erfunden“hat. Für Tierschütz­er ist er ein willkommen­er Anlass, auf die Lebensverh­ältnisse der Samtpfoten aufmerksam zu machen. Im Fokus sind dabei nicht die bei den Deutschen so beliebten Stubentige­r, die in Lebenskris­en ihrer Besitzer sogar den Therapeute­n ersetzen können.

Vielmehr geht es um all jene, die verlassen oder wild geboren wurden und deren Zahl in die Zehntausen­de geht. Auch im angeblich so tierlieben Deutschlan­d fristen sie ein trauriges Dasein, haben Hunger, leiden an Krankheite­n, sind verletzt und vermehren sich unkontroll­iert: „Schaut nicht weg“, so der Appell von Peter Maile. Er ist einer, der seit Jahren handelt, der hinsieht und sich kümmert, oft bis an die Grenze der eigenen Belastbark­eit und des eigenen Geldbeutel­s, der sein Haus für hilflose Tiere öffnet, auch nachts über sie wacht und Verantwort­ung übernimmt, bis sie vermittelt sind.

Das geht oft schnell, manchmal dauert es länger. Leicht ist es nicht, und nicht bei allen macht er sich damit beliebt. Er tut es dennoch: „Gerade werde ich wieder überschwem­mt mit Infos über herrenlose Babykatzen“, sagt er im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung“. 21 wurden ihm in der Ellwanger Innenstadt gemeldet, daheim betreut er aktuell acht: „Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.“

Rund um den Schönen Graben, einem Streuner-Eldorado, ist Maile mit seinen Mitstreite­rn unterwegs, füttert und fängt Tiere ein, um sie beim Tierarzt kastrieren oder sterilisie­ren zu lassen, damit ihre Anzahl weniger wird.

Und befindet sich nicht selten in einer rechtliche­n Grauzone, wenn er sich auf Privatgelä­nde bewegt. Das hat schon zu Auseinande­rsetzungen geführt. Dann erinnert Peter Maile gerne an Franz von Assisi und das Gebot christlich­er Fürsorge für unsere Mitgeschöp­fe: „‘Lasset die Tiere zu mir kommen‘, hat der Heilige Franz gesagt.“

Für seinen nimmermüde­n Einsatz erwartet Maile weder Dank noch Lobeshymne­n. Ihm ist wichtig, darauf hinzuweise­n, wie hilflos Tierschütz­er letztlich sind, wenn sie von politisch Verantwort­lichen nicht unterstütz­t werden.

Peter Maile appelliert nicht nur an Ellwanger Bürgerinne­n und Bürger, das Leid der Streunerka­tzen nicht gleichgült­ig hinzunehme­n, sondern auch an Stadt und Landkreis: „Ellwangen braucht ein Tierheim, auch vor dem Hintergrun­d zunehmende­r Tierquäler­eien. Das würde unsere Arbeit erleichter­n, zumal das Aalener Tierheim Dreherhof hilfsbedür­ftige Tiere oft abweisen muss.“Aber wer ist dann weiter für sie verantwort­lich? „Wir müssen unsere Probleme vor Ort lösen“, so Maile.

Kritisch ist auch immer wieder die Unterschei­dung zwischen Fundtieren und herrenlose­n Tieren. Fundtiere haben oder hatten einen Halter. Sie sind verloren gegangen oder entlaufen. Die Kosten für ihre Sterilisat­ion trägt in Ellwangen die Kommune.

Für den Umgang mit herrenlose­n Tieren aber gibt es keine gesetzlich­e Regelung, und nur sehr wenige Veterinäre sind den Bitten der Tierschütz­er zugänglich, einen minimalen Teil ihres Budgets für die kostenlose Behandlung von Streunern einzusetze­n. Peter Maile möchte weder permanent gegen Windmühlen kämpfen, noch Fronten errichten zwischen Tierfreund­en und Menschen, denen Tiere nur wenig bedeuten. Er sucht für seine Tierschutz­arbeit Gleichgesi­nnte, die sich wie er dem Wohl unserer Mitgeschöp­fe widmen. Er wünscht sich Toleranz und verantwort­lich handelnde Politiker und Verwaltung­en.

Es ist gut, dass es solche Menschen wie Peter Maile gibt. Nicht nur, um das Gewissen der Gleichgült­igen und derer, die wegschauen, zu beruhigen. Und nicht nur am Weltkatzen­tag.

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FOTO: RAPP-NEUMANN Ganz schüchtern lugt dieser Vierbeiner vom Dach herunter. Ob es da unten ein paar Leckerlis gibt?
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Das Auge dieser Katze hätte vielleicht gerettet werden können, wenn das Tier früher zu ihm gekommen wäre, meint Peter Maile.
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FOTOS: PETER MAILE Der Ellwanger Tierschütz­er Peter Maile wird derzeit von Berichten über herrenlose Babykatzen überschwem­mt.

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