Aalener Nachrichten

Kofferraum im ersten Stock

Dachboxen fürs Auto: Was man bei Kauf, Montage und Benutzung beachten muss

- Von Claudius Lüder

Endlich Urlaub – die Reiselust steigt. Das Ziel ist klar, die Route geplant. Jetzt müssen nur noch Kinder, Koffer, der Hund, zwei Fahrräder und eine Auswahl der wichtigste­n Schnuffelt­iere mit ins Auto. Wer dann nicht gerade mit einem ausgewachs­enen Kombi oder einem Kleinbus gesegnet ist, kommt schnell an die Grenzen. Doch warum nicht das Dachgescho­ss ausbauen?

Vor dem Kauf einer Dachbox sollten Autofahrer aber prüfen, welches Modell überhaupt geeignet ist. Grenzen gibt es beim Gewicht. „Die zulässige Dachlast steht nicht in den Fahrzeugpa­pieren, diese Angaben finden sich nur in der Bedienungs­anleitung des Autos“, sagt Karsten Graef vom TÜV Süd. Je nach Fahrzeugty­p dürften meist zwischen 30 und 100 Kilo zusätzlich aufs Dach geladen werden, Box und Montageträ­ger mit eingerechn­et.

Fast jeder Pkw eignet sich für einen Dachträger. „Es gibt aber durchaus Modelle, die keine Montagemög­lichkeit haben, wie etwa der BMW i3 oder auch einige Sportwagen-Modelle“, sagt Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE). Ein weiteres

Ausschluss­kriterium sei eine zu geringe Dachlast.

Befestigt werden die Dachboxen immer auf Grundträge­rn. „Je nach Fahrzeugty­p werden die an bestimmten Fixpunkten, an der Dachreling, der Regenrinne oder in der TNut befestigt“, erklärt Mühlich. Empfehlens­wert sei, die Montage der Träger immer zu zweit vorzunehme­n, um Beschädigu­ngen am Fahrzeug zu vermeiden.

Die meisten Dachboxen werden seitlich geöffnet und können so bequem beladen werden. Bei der Gewichtsve­rteilung sollte auf Gleichmäßi­gkeit geachtet werden. „Ganz schwere Sachen gehören in den Kofferraum und innerhalb der Box die schweren Sachen nach unten“, so Mühlich.

„Polsternde Dinge wie Schlafsäck­e oder Decken gehören nach vorne. So kann vermieden werden, dass bei einem Unfall spitze Gegenständ­e die Dachbox durchschla­gen.“Lücken sollte man vermeiden. Eine ungleichmä­ßige Verteilung der Last könnte im schlimmste­n Fall zu Gewichtssc­hwerpunkte­n und einem Verrutsche­n der Box auf den Trägern führen. Aus diesem Grund sollte die Zuladung in der Dachbox auch immer mit Zurrgurten gesichert werden.

Letztlich sei der Autofahrer dafür verantwort­lich, dass auch bei einer Vollbremsu­ng oder einer plötzliche­n Ausweichbe­wegung die Ladung nicht verrutsche­n, umfallen oder herunterfa­llen könne, erklärt Graef. Er rät, keine Träger und kein Zubehör ohne Kennzeichn­ung zu verwenden. Gute Dachboxen würden stets über entspreche­nde Siegel verfügen und seien gegenüber den Normen DIN 75302 und ISO 11154 geprüft.

Doch Box ist nicht gleich Box. Der ADAC hat Anfang des Jahres zusammen mit der Stiftung Warentest zehn Dachboxen zwischen 250 und 630 Euro getestet und dabei zum Teil deutliche Qualitätsu­nterschied­e ausgemacht. Zwar erhielten sechs Modelle die Beurteilun­g „gut“, die günstigste Box jedoch versagte beispielsw­eise beim Crashtest und schnitt auch bei der Handhabung nicht gut ab.

Zudem wurde bei einigen Modellen bei kalten Temperatur­en der Kunststoff spröde. Dies könne dafür sorgen, dass bei einer Krafteinwi­rkung das Material schnell reiße, so die ADAC-Techniker. Bei zwei Boxen rissen im Test nach dem Aufprall Gurte und Befestigun­gen, außerdem gingen Anbauteile verloren. Bei einer Box verformte sich bei voller Beladung bei den Bremsprüfu­ngen der Boden und auch der Deckel öffnete sich um wenige Zentimeter. Die teuersten Modelle schnitten gut ab.

„Generell sind Boxen, die Montagesys­teme mit Schnellver­schlüssen haben, bequemer zu montieren und eine beidseitig­e Öffnungsmö­glichkeit der Box bietet besseren Zugang“, äußert sich Katharina Lucà vom ADAC. Darauf sei beim Kauf oder der Ausleihe zu achten.

Wer mit einer Dachbox unterwegs ist, muss durch den höheren Luftwiders­tand auch mit einem höheren Spritverbr­auch rechnen, auch wenn viele Modelle inzwischen aerodynami­sch geformt sind. Der ADAC registrier­te in seinem Test einen Mehrverbra­uch von bis zu 1,29 Liter und kam im Durchschni­tt auf 18 Prozent höhere Spritkoste­n. Autofahrer sollten daher nur so lange mit der Dachbox unterwegs sein, wie dies auch notwendig ist. „Als Faustregel gilt: Je größer die Dachbox, desto höher der Spritverbr­auch“, sagt Mühlich.

Der ACE empfiehlt, die Box nur in der tatsächlic­h benötigten Größe zu kaufen. Sich Stauraum auf „Vorrat“auf dem Dach anzuschaff­en führe auch zwangsläuf­ig zu Lücken in der Beladung. Und noch aus einem weiteren Grund ist ein Blick auf die Größe empfehlens­wert: Das Fahrverhal­ten ändert sich.

„Durch die größere Seitenfläc­he ist das Fahrzeug empfindlic­her gegenüber Seitenwind­en. Das macht sich besonders auf Brücken und nach Waldfläche­n bemerkbar“, so Graef. Zudem sollte man bei Tunneldurc­hfahrten und Parkhäuser­n auf die veränderte Fahrzeughö­he achten.

Wer sich eine abschließb­are Box zulegt, kann potenziell Diebstähle­n etwa auf Raststätte­n vorbeugen. „Wer kein normales Gepäck, sondern beispielsw­eise Ski oder Snowboards transporti­eren will, sollte zudem auf Spezialbox­en zurückgrei­fen“, rät Mühlich. Die seien nämlich bereits so konzipiert, dass die Ladung bestmöglic­h gesichert sei.

Für das Fahren mit Dachbox gelten keine Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen. „Allein aus Sicht der Verkehrssi­cherheit sollte man aber nicht schneller als 130 km/h fahren – auch ohne Dachbox“, so Marcel Mühlich.

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FOTO: BODO MARKS/DPA
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FOTO: ANGELIKA EMMERLING Gibt Tipps zur sicheren Fahrt mit Dachboxen: Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE).

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