Aalener Nachrichten

Neues vom Paten des Ungeheuers von Loch Ness

Forscher fanden heraus, dass der Tanystroph­eus vor 242 Millionen Jahren tatsächlic­h im Wasser gelebt hat

- Von Christiane Oelrich

(dpa) - Ein skurriles Reptil mit einem Hals wie eine Giraffe und Nasenlöche­rn wie ein Krokodil hat Wissenscha­ftlern seit Jahrzehnte­n Rätsel aufgegeben. Das Tier, Tanystroph­eus genannt, könnte für Abbildunge­n des sagenumwob­enen Ungeheuers im schottisch­en Loch Ness Pate gestanden haben. Es hatte auch einen ähnlichen Lebensraum, wie jetzt eine Studie unter der Leitung der Universitä­t Zürich (UZH) zeigt: Paläontolo­gen haben mithilfe neuester Computerto­mografie herausgefu­nden, dass der Tanystroph­eus vor etwa 242 Millionen Jahren tatsächlic­h im Wasser lebte, wie sie in der Fachzeitsc­hrift „Current Biology“berichten.

Sie konnten den Schädel eines stark zertrümmer­ten Fossils dreidimens­ional fast vollständi­g rekonstrui­eren, und fanden daran zahlreiche Anpassunge­n an das Leben im Wasser. So befanden sich die Nasenlöche­r des Tanystroph­eus wie bei heutigen Krokodilen auf der Oberseite der Schnauze. Die Zähne waren lang und gebogen und damit perfekt geeignet, glitschige Beute wie Fische und Tintenfisc­he zu fangen. Ein besonders guter Schwimmer war der Tanystroph­eus allerdings nicht, wie seine Gliedmaßen und der Schwanz zeigen.

„Wahrschein­lich jagte er, indem er langsam durchs trübe Wasser schwamm und sich seiner Beute heimlich näherte“, sagt UZH-Paläontolo­ge Stephen Spiekman. „Sein kleiner Kopf und der sehr lange Hals halfen ihm, möglichst lange verborgen zu bleiben.“

Der Hals von Tanystroph­eus war dreimal so lang wie sein Torso. Bislang rätselten die Paläontolo­gen, ob das Tier an Land oder im Wasser lebte. Überreste wurden vor allem auf dem gut 1000 Meter hohen Monte San Giorgio an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien gefunden.

Die Wissenscha­ftler korrigiert­en auch die Annahme, dass es sich bei den dort gefundenen Tanystroph­eusFossili­en um Jungtiere und Erwachsene derselben Art handelt. Das Gebiss unterschei­de sich, und die Wachstumsr­inge der Knochen der kleineren Tiere deuteten darauf hin, dass es sich ebenfalls um ausgewachs­ene Exemplare handelte, also um eine separate Art. Die kleinen Tiere ernährten sich laut Stephen Spiekmann wahrschein­lich von kleinen Schalentie­ren wie Krabben, während die großen Jagd auf Fische und Tintenfisc­he machten.

 ?? FOTO: EMMA FINLEY-JACOB/UNIVERSITÄ­T ZÜRICH/ALPHAGALIL­EO.ORG/DPA ?? Ein Tanystroph­eus jagt unter Wasser nach einem Fisch. Der Saurier lebte vor 242 Millionen Jahren.
FOTO: EMMA FINLEY-JACOB/UNIVERSITÄ­T ZÜRICH/ALPHAGALIL­EO.ORG/DPA Ein Tanystroph­eus jagt unter Wasser nach einem Fisch. Der Saurier lebte vor 242 Millionen Jahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany