Omira macht 2019 Gewinn
Omira-Bauern erwirtschaften Gewinn – Anteile der früheren Molkerei-Genossenschaft zu 100 Prozent gesichert
(ben) - Die Omira Oberland-Milchverwertung GmbH (OOMV), Nachfolgerin der früheren Molkereigenossenschaft Omira aus Ravensburg, hat nach schwierigen Jahren das Geschäft stabilisiert und 2019 einen Gewinn erwirtschaftet. Gute Nachrichten hatte OOMV-Chef Erich Härle auch für die rund 1600 Milchbauern, die hinter dem Unternehmen stehen: Eine Rückzahlung ihrer Genossenschaftsanteile, lange Zeit eine Zitterpartie, ist zu 100 Prozent gedeckt.
- Frustration und Wut, Resignation. Im Sommer 2017 haben viele Omira-Bauern den Verkauf ihrer Molkerei an Lactalis skeptisch gesehen. Auch wenn die Lage des im Jahr 1929 gegründeten Unternehmens aussichtslos gewesen ist und es neben dem französischen Weltkonzern keinen anderen ernstzunehmenden Interessenten gegeben hat, haben nur wenige Landwirte hoffnungsvoll und zuversichtlich die Auflösung der früheren Genossenschaft verfolgt. Drei Jahre später sieht das anders aus: Die Geschäfte der Omira Oberland-Milchverwertung (OOMV), die die Rohmilch der Bauern sammelt und an Lactalis verkauft, haben sich stabilisiert.
„Das sind die Früchte des Konzeptes, das wir beim Verkauf erarbeitet haben. Es geht auf“, sagt OOMVChef Erich Härle. Dem Milchbauer aus dem kleinen Weiler Laubbach bei Ostrach ist die Erleichterung anzumerken. Vor wenigen Tagen hat er bei der Gesellschafterversammlung der OOMV in Horgenzell im Kreis Ravensburg den Landwirten die Zahlen des Jahres 2019 vorgestellt – und freut sich noch immer über die Zustimmung der Bauern. Vergessen scheinen die Anfeindungen, die Härle und seine Mitstreiter erdulden mussten, als sie erstmals ihre Verkaufspläne vorstellten.
Vor allem auf die Tatsache, dass die OOMV das Vermögen, mit dem die Bauern beim Verkauf noch in der Molkerei investiert waren, gesichert hat, ist Erich Härle stolz. Als die Lactalis das finanziell schwer angeschlagene Unternehmen übernahm, steckten noch mehr als 20 Millionen Euro an von den Bauern gehaltenen Gesellschafteranteilen in der Omira. Im vergangenen Jahr hat die OOMV nun fünf Millionen Euro an Bauern ausgezahlt, die noch Anteile hielten, ihre Höfe aber schon lange aufgegeben haben. Dazu kamen elf Millionen Euro, die an Bauern gingen, die weiter Milch liefern. „Das entspricht 57 Prozent der noch aktiven Gesellschafteranteile, die restlichen 43 Prozent, etwa 7,2 Millionen Euro, haben wir komplett in unseren Rücklagen“, erläutert Härle.
Insgesamt ist das vergangene Geschäftsjahr für die rund 1600 Milchbauern aus dem Allgäu, aus Oberschwaben und vom Bodensee, aus dem Schwarzwald und aus Neuburg an der Donau, die hinter der OOMV stehen, gut gelaufen. Die Nachfolgegesellschaft der früheren Molkereigenossenschaft hat 2019 rund 570 Millionen Kilogramm Milch an die von Lactalis übernommene Ravensburger Molkerei Omira geliefert und dafür rund 214 Millionen Euro eingenommen. Nach Abzug des Milchgeldes an die Bauern und weitere Kosten
erwirtschaftete die OOMV einen Gewinn von 2,1 Millionen Euro, die in die Rücklagen fließen, die damit auf 7,7 Millionen Euro steigen. „Die Gesellschafter haben beschlossen, in diesem Jahr keine weiteren Gesellschafteranteile auszuzahlen und den Gewinn im Unternehmen zu lassen“, sagt Härle. „Im nächsten
Jahr sehen wir, wie sich alles entwickelt.“
Der Milchpreis für die Bauern der OOMV lag 2019 im Durchschnitt bei netto 35,47 Cent pro Kilogramm bei einem Fettgehalt von 4,2 Prozent, dazu kommt eine Nachzahlung von 0,87 Cent pro Kilogramm, die Mitte September an die Bauern fließt. Im
Milchpreisvergleich liegen die OOMV-Bauern damit auf Rang 15 nach Rang elf im Jahr 2018. „Die Abstände nach vorne sind sehr gering, wir sind da sehr gut dabei“, sagt Härle. „Das war ein sehr gutes Jahr – sowohl von unserer Bilanz, als auch vom Milchgeld für die Bauern.“
Das stabile Milchgeld beruht auf einem Milchliefervertrag, den die OOMV beim Verkauf der Molkerei mit Lactalis geschlossen hat und den Milchbauern den bayerischen Durchschnittspreis plus Zuschläge für die gelieferte Milch zusichert. Der Vertrag läuft noch bis Ende 2027. „Das heißt, dass wir uns in drei bis 3,5 Jahren orientieren müssen, wie wir uns aufstellen und zu welchen Bedingungen wir den Vertrag weiterführen wollen“, erläutert Härle. Denn rechtzeitig zwei Jahre vor Ablauf müsse der Rahmen für die Bauern klar sein, damit die sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen könnten.
Wesentlich schneller muss die OOMV die Verhandlungen über den Alpenmilchvertrag führen. Die Übereinkunft zwischen Lactalis und dem US-Lebensmittelkonzern Mondeléz mit seiner Schokoladenmarke Milka, für die die Omira-Bauern aus einer speziell eingegrenzten Region im Voralpenland die Milch liefern, läuft Ende des Jahres aus. „Ob und zu welchen Konditionen der Vertrag verlängert wird, ist die große Unbekannte der nächsten Monate“, erklärt Härle.
Für das Jahr 2020 zeichnet sich nach Angaben der OOMV wegen der deutlich geringeren Milchmengen im Markt eine Stabilisierung der Milchpreisentwicklung ab. Härle erwartet – auch unter Berücksichtigung der möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie – ein „stabiles Umsatzniveau und ein leicht positives Jahresergebnis“. Die Zahl der Milchbauern könnte weiter zunehmen, da die OOMV weitere Landwirte sucht, die zum Einzugsgebiet passen.
Die günstigen Konditionen des mit Lactlalis ausgehandelten Milchliefervertrages sind zwar auf eine Obergrenze von 800 Millionen Kilogramm Milch im Jahr begrenzt und zudem muss der französische Konzern den Neuaufnahmen zustimmen, aber im Hinblick auf die 2019 gelieferte Menge von 560 Millionen Kilogramm gibt es noch einiges an Spielraum. Es könnten also weitere Bauern hinzukommen, die im Nachhinein von dem klugen Schachzug der Molkereiverkäufer von vor drei Jahren profitieren.