FC Bayern träumt weiter vom Triple
FC Bayern stimmt sich mit einem 4:1 auf den Viertelfinal-Knaller gegen Barcelona ein
(dpa) - Drei Erfolge fehlen noch zum Triple: Der FC Bayern München stimmte sich mit einem 4:1 gegen den FC Chelsea auf den Viertelfinal-Knaller in der Champions League gegen den FC Barcelona ein. Bayerns Topstürmer Robert Lewandowski führte vor der TorjägerMachtprobe mit Lionel Messi die nächste Gala auf. Als Doppeltorschütze gegen Chelsea schraubte Lewandowski seine Ausbeute auf 13 Saisontreffer in Europas Fußball-Königsklasse hoch.
- Champions-LeagueAchtelfinale, Rückspiel. Die Entscheidung der ersten K.o.-Runde ist ein Feiertag im Fußball-Kalender. Und ein Festtag im Stadion. Ausverkaufte Arena, es riecht nach Bier, Würsten und Schweiß, Pyro-Gestank weicht in den Himmel. Die Hymne der Königsklasse ertönt – das Echo der Vorfreude erfolgt aus tausendfachen Kehlen. Normalerweise. Wenn nicht Corona wäre.
Was man dagegen beim ersten Europacup-Geisterspiel der Münchner Vereinsgeschichte vernahm: Kommandos der Spieler in allerlei Sprachen, die aufs Feld gebrüllten Anweisungen der Trainer, spitze Torschreie. Das Raunen der Fans fand diesmal nur in den Köpfen der Spieler des FC Chelsea statt: Oh my god! Bayern are strong! Mit 4:1 zerlegten die Männer von Trainer Hansi Flick ein zweites Mal den Vierten der Premier League. Vor 165 Tagen (damals noch vor Zuschauern) hatte man in Westlondon einen klaren 3:0-Auswärtserfolg gelandet. Das Champions-League-Viertelfinale ist erreicht. Zum 18. Mal, aber selten auf so eindrucksvolle Art und Weise: Erstmals gewann ein Verein alle ersten acht Spiele einer Saison der Königsklasse. 31 Tore nach acht Partien gab es ebenfalls noch nie. Souverän hat sich Bayern für das „Final 8“-Turnier in Lissabon qualifiziert. Der TripleTraum lebt. Im Duell mit dem FC Barcelona am Freitag im „Estádio da Luz“, der Arena von Hausherr Benfica, sind die Bayern nun Favorit. Trotz Weltstar Lionel Messi, der die BarçaOffensive um Luis Suárez und Antoine Griezmann anführt.
„Wir wollten da anknüpfen, wo wir aufgehört haben. Wenn die Türe für Chelsea nochmal aufgeht, dann wären wir daran schuld gewesen“, kommentierte Flick den 18. Pflichtspielerfolg hintereinander ganz pragmatisch. Vorsicht und Demut lebt der 55-Jährige seinen Seriensiegern vor. „Wir stürmen aktuell von Rekord zu Rekord. Da kannst du schnell die ganzen Rekordserien in die Tonne kloppen, wenn du einen schlechten Tag hast“, warnte Thomas Müller vor dem Viertelfinal-Duell mit den Katalanen. „Auch wenn
Barça zuletzt Probleme hatte, kann in einem Spiel auf diesem Niveau alles passieren.“Vor allem, weil an einem Abend die Entscheidung fällt – ohne den sonstigen Joker namens Rückspiel. Gegen den entthronten spanischen Meister gelte daher, so Müller: „Volle Kraft voraus!“So der Appell des deutschen KönigsklassenRekordspielers, der nun wie Philipp Lahm auf 112 Einsätze kommt und seinen ehemaligen Mitspieler am Freitag überholt.
„Wir gehen Barcelona genau mit dem Respekt an, den wir brauchen“, betonte der stets realistische und gewinnend nüchterne Flick. Aber er hat ja Robert Lewandowski. Der hebt höchstens ab zu neuen Rekorden. Im ersten Pflichtspiel der Münchner seit dem DFB-Pokal-Finale gegen Leverkusen (4:2) am 4. Juli erzielte der Torjäger einen Doppelpack (das 1:0 per Elfmeter, das 4:1 per Kopf ), bereitete die anderen beiden Treffer von Ivan Perisic und Corentin Tolisso vor. Mit seinen nun 13 ChampionsLeague-Toren in dieser Saison fehlen dem Polen (nur) noch vier, um Rekordhalter Cristiano Ronaldo, mit Juventus Turin bereits ausgeschieden, einzuholen. Nicht unmöglich – schließlich ist Lewandowski in WeltfußballerForm. Neben der Kompaktkeit, Entschlossenheit und Selbstverständlichkeit, Positionen zu tauschen (Joshua Kimmich spielt wieder Rechtsverteidiger) sowie verletztes Stammpersonal eins zu eins zu ersetzen (Ivan Perisic für Kingsley Coman und Thiago anstelle Benjamin Pavard) ist der Pole das dickste Pfund für Lissabon. Die Champions League sei „für jeden Spieler das große Ziel“, so Tormaschine Lewandowski, „aber zuerst müssen wir Barcelona schlagen.“In einem „ganz besonderen Modus“, so
Leon Goretzka, „das hat schon ein bisschen einen Charakter einer EM oder WM. Aber wir sind total heiß und freuen uns auf die Reise.“
Für Sonntagvormittag gab Flick seiner Mannschaft trainingsfrei, damit sie noch einmal in Ruhe mit ihren Liebsten frühstücken konnten. Das kam an, schließlich kann es sein, dass das Wiedersehen erst am 24. August erfolgt – wenn die Münchner mit dem Henkelpott zurückkehren. Am Nachmittag flog der Tross nach Portugal, bezog Quartier für ein KurzTrainingslager an der Algarve, im „Wellness & Lifestyle Resort Cascade“von Lagos. Für den letzten Feinschliff. Es riecht nach Triple.
„Da kannst du schnell die ganzen Rekordserien in die Tonne kloppen, wenn du einen schlechten Tag hast.“
Thomas Müller