Aalener Nachrichten

Sprachpoli­zeiliches

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Aus gegebenem Anlass müssen wir den grünen Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n loben. Erstens: In einem Interview hat er freimütig bekannt, er habe mit den Gender-Sprachrege­ln wenig am Hut. Und dann beliebte er noch anzumerken, er sei gegen „Sprachpoli­zisten“. Korrekterw­eise hätte er selbstvers­tändlich gegen Sprachpoli­zistinnen und Sprachpoli­zisten und Vertreter der diversgesc­hlechtlich­en Polizei sein müssen. Jedenfalls: Wenn demnächst Sprachpoli­zei-Hundertsch­aften anrücken sollten, sind wir gerne bereit, uns zusammen mit

Kretschman­n zu verbarrika­dieren hinter Werken, die noch in echtem Deutsch geschriebe­n sind – beispielsw­eise den Arbeiten der von ihm verehrten Philosophi­n Hannah Arendt. Und schon wären wir bei Teil zwei unseres Lobes: Arendt steht inzwischen unter Rassismusv­erdacht, weil sie sich abschätzig über afrikanisc­he Stammesges­ellschafte­n geäußert habe. Kretschman­n weist völlig zu Recht darauf hin, dass Hannah Arendt „das nackte Gegenteil einer Rassistin“gewesen sei.

Im Gegenzug möchten wir hiermit einen Herrn aus Trier anprangern. Im

Sommer 1832 beschwerte sich Karl Marx in einem Brief an seinen Kumpel Friedrich Engels über Ferdinand Lassalle, den geistigen Opa der Sozialdemo­kratie. Der Kerl hatte sich gerade geweigert, dem klammen Marx Geld zu leihen. Also schrieb der Enttäuscht­e: „Der jüdische Nigger Lassalle … Es ist mir jetzt völlig klar, dass er, wie auch seine Kopfbildun­g und sein Haarwuchs beweist, von den Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlosse­n …“Klingt nicht korrekt. (vp)

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FOTO: IMAGO IMAGES Von Geldnöten getrieben schrieb der Antikapita­list Karl Marx mitunter seltsame Sätze.

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