Aalener Nachrichten

Musikverbo­t am See: Konstanzer müssen künftig leise feiern

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(kec) - Nicht nur Sipplingen hat ein Problem mit Besucheran­drang am Bodensee. Auch andere Gemeinden geraten unter Druck. In Konstanz haben die Beschwerde­n von Anwohnern beim Herosé-Park am Seerhein derart massiv zugenommen, dass Oberbürger­meister Uli Burchardt (CDU) ein Alkoholver­bot prüfen ließ. „Ich habe volles Verständni­s für die Feiernden, dass sie aufgrund der nach wie vor bestehende­n coronabedi­ngten Schließung­en von Clubs und Diskotheke­n an das See- und Rheinufer ausweichen“, so der OB in einer Pressemitt­eilung. „Die Situation für die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung und für die Anwohner hat sich dadurch in einigen Gebieten mittlerwei­le aber so verschlech­tert, dass wir handeln müssen.“Wenige Tage später kam die Absage. Eine rechtliche Grundlage gibt die Situation am Seerhein nicht her. Die kann nach Angaben der Stadt nur für sogenannte Brennpunkt­e erlassen werden. 50 Straftaten pro Jahr hätten dort registrier­t werden müssen. Tatsächlic­h lagen aber nur 15 Anzeigen vor. Dafür ist die Polizei 56-mal wegen Ruhestörun­g ausgerückt. Um die Situation zu entspannen, hat die Stadt eine zunächst für einen Monat geltende Polizeiver­ordnung zum Abspielen von Musik in der Nähe von Wohngebäud­en erlassen. Seit Donnerstag darf zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens Musik nur noch unverstärk­t vom Handy abgespielt werden.

Die Polizei ist sowohl Freitag- als auch Samstagabe­nd ausgerückt, um die Feiernden über Flugblätte­r und Gespräche an mehreren Uferabschn­itten zu sensibilis­ieren, sagte ein Polizeispr­echer der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die Leute hatten überwiegen­d Verständni­s für die Maßnahme. Viele wussten auch schon Bescheid.“An beiden Abenden wurden dennoch sechs Personen angezeigt. Sie müssen mit einem Bußgeld rechnen. Außerdem wurden mehrere Verstärker­boxen kassiert. Die Polizei ist aber zuversicht­lich, dass sich die Situation positiv entwickelt.

Bereits vor Corona gab es an der vor allem bei Jugendlich­en und Studenten beliebten Konstanzer Uferzone Beschwerde­n. Die Stadt hat 2011 ein Glasverbot erlassen, welches ein Jahr später durch die Klage eines Jurastuden­ten vom Verwaltung­sgericht Freiburg gekippt wurde. Auch das angedachte Alkoholver­bot war umstritten. CDU-Landtagska­ndidat Levin Eisenmann widersprac­h seiner eigenen Partei, die dort sogar ein komplettes Feierverbo­t gewünscht hatte. Das sei nicht zielführen­d, so der 23-jährige Jurastuden­t. Gerade wegen Corona bräuchten Menschen Freiräume, nicht nur außerhalb, sondern auch in den Städten.

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