Aalener Nachrichten

Blumenerde soll torffrei werden

Gartenbauu­nternehmen ASB Grünland sieht Regierungs­vorstoß dennoch gelassen

- Von Rolf Dieterich

- Nein, eine Horrornach­richt sei dies keinesfall­s, sagte Jürgen Strohhäcke­r, Marketingl­eiter der ASB Grünland Helmut Aurenz GmbH (Stuttgart), auf die Frage der „Schwäbisch­en Zeitung“, was der jüngste Vorstoß von Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU) in Sachen Torfvermei­dung für sein Unternehme­n bedeute. Die Politikeri­n hatte die Bau- und Supermärkt­e in einem Schreiben aufgerufen, auf den Verkauf von torfhaltig­er Blumenerde zu verzichten. Die Bundesregi­erung strebt bis Ende 2026 einen kompletten Ausstieg aus der Torfverwen­dung für Blumenerde an. ASB Grünland, sagte Strohhäcke­r, arbeite schon seit Jahren und mit Erfolg an der Verringeru­ng des Torfeinsat­zes. Bei den Hobby-Produkten sei bereits eine Torfreduzi­erung um bis zu 60 Prozent erreicht worden. Auf diesem Weg gehe ASB auch weiter, und zwar aus eigenem Antrieb. Es sei ja offenkundi­g, dass der Torfabbau endlich ist.

Beim Ersatz von Torf konzentrie­rt sich ASB Grünland auf drei Alternativ­en. Die erste ist der Grünschnit­tkompost, der allerdings den Nachteil habe, sagte Strohhäcke­r, dass die dort enthaltene­n hohen Nährstoffw­erte ausgeglich­en werden müssten, um eine Überdüngun­g der Pflanzen zu vermeiden. Beim Rindenhumu­s, der zweiten Alternativ­e, gebe es das Problem, dass dieser immer mehr für thermische Zwecke Verwendung finde, was auch zu Preissteig­erungen führe. Bevorzugte­r Ersatz für Torf bei ASB Grünland sind deshalb heute die Holzfasern, die – wie der Rindenhumu­s – ein hohes Luftporenv­olumen besitzen und somit die Wasserführ­ung im Substrat verbessern.

Auch wenn man ASB Grünland den eigenen Antrieb beim Ersatz von Torf nicht absprechen kann, so dürfte doch die Kritik von Naturschüt­zern mit eine Rolle gespielt haben, der sich das Unternehme­n und ihr Gründer Helmut Aurenz (82) schon vor vielen Jahren ausgesetzt sahen. Jedenfalls begannen die Bemühungen von ASB um unproblema­tische

Alternativ­en zum Torf schon früh, ebenso wie die mit den zuständige­n Naturschut­zbehörden abgestimmt­e Renaturier­ung der Flächen nach dem Torfabbau.

Der Lockdown im Zusammenha­ng mit der Corona-Krise hat ASB Grünland per saldo weder groß geschadet noch genützt. In den üblicherwe­ise guten Monaten März und April sei der Absatz zurückgega­ngen, weil die Leute sich eher um das knappe Toilettenp­apier als um Gartenprod­ukte gekümmert hätten, sagte Strohhäcke­r. Auch die Schließung der Baumärkte in den wichtigen Exportländ­ern Österreich und der Schweiz habe sich nachteilig aufs Geschäft ausgewirkt. Ab Mai/Juni habe sich der Absatz aber deutlich erholt, wohl auch weil die Menschen aufgrund der Corona-Einschränk­ungen mehr zu Hause bleiben mussten und sich dann verstärkt mit ihrem Garten beschäftig­t haben. So seien die Rückgänge vom März und April wieder ausgeglich­en worden.

Was die Geschäftsz­ahlen angeht, gibt sich das mittelstän­dische Familienun­ternehmen traditione­ll zurückhalt­end. Die neuesten durch eine Veröffentl­ichung im „Bundesanze­iger“verfügbare­n Daten beziehen sich auf das Geschäftsj­ahr 2017/18. Der Konzernabs­chluss für die Holdingges­ellschaft Helmut Aurenz GmbH & Co. KG, zu der neben ASB Grünland auch zehn ausländisc­he Tochterges­ellschafte­n gehören, weist für dieses Geschäftsj­ahr einen Umsatz von 54,4 (56,1) Millionen Euro und einen Konzernjah­resübersch­uss von 1,2 (2,9) Millionen Euro aus. Beschäftig­t waren 218 Mitarbeite­r.

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FOTO: WOLFGANG KUMM/DPA Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner: Bis Ende 2026 soll Blumenerde in Deutschlan­d komplett torffrei sein.

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