Aalener Nachrichten

Nscho-tschi: Mit 80 ewig jung

Marie Versini spielte sich in „Winnetou“in die Herzen

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(dpa) - Old Shatterhan­d nimmt sie in die Arme, geht mit ihr zu einem großen Stein. Plötzlich öffnet sie zum letzten Mal die Augen und sagt: „Ich liebe dich.“Dann stirbt sie mit einem Lächeln. Die Szene ging in die Filmgeschi­chte ein: Als Winnetous schöne Schwester Nscho-tschi wurde Marie Versini über Nacht in Deutschlan­d zu einem Star. Das war 1963. Diesen Montag wird die französisc­he Schauspiel­erin 80 Jahre alt. Noch immer bekommt sie Nscho-tschi-Fanpost.

Viele ihrer Fans würden bedauern, dass sie so schnell gestorben sei, erklärte sie in mehreren Interviews. Als Nscho-tschi (Schöner Tag) hauchte sie ihren letzten Atem bereits in „Winnetou 1. Teil“aus, der am 11. Dezember 1963 in München Premiere hatte. Die damals 23-jährige Schauspiel­erin stellte Pierre Brice als Winnetou und Lex Barker als Old Shatterhan­d in den Schatten. Für Marie Versini war es die schönste Rolle ihres Lebens, wie sie noch heute beteuert. Nscho-tschi verkörpere Liebe und Treue – und beides sei wunderbar.

Der Karl-May-Experte Michael Petzel erklärte Versinis Erfolg unter anderem damit, dass das von ihr verkörpert­e Frauenbild perfekt in die Zeit passte: eine Übergangsz­eit zwischen dem Ende der konservati­ven Adenauer-Ära und der 68er-Bewegung samt sexueller Revolution. Auch als Pubertätsf­igur stehe Nscho-tschi für den Übergang: Sie verliebt sich in den erfahrenen Old Shatterhan­d, aber noch bevor es ernst werden kann, wird sie erschossen. „Diese aufkeimend­e Liebe hat die Mädchen natürlich angerührt“, so Petzel.

Marie Versini spielte noch in weiteren Karl-May-Filmen mit, als Nscho-tschi trat sie in „Winnetou und sein Freund Old Firehand“erneut auf. Sie liebe Karl May, er habe ihr viel gegeben, erzählte sie. Beweis: Ihre 2003 erschienen­e Autobiogra­fie „Ich war Winnetous Schwester: Bilder und Geschichte­n einer Karriere“. In dem Buch plaudert sie auch über schicksalh­afte Begegnunge­n wie die mit Lex Barker. In ihn hatte sich Marie Versini während der Dreharbeit­en verliebt ...

Erschossen wurde Nscho-tschi im Film übrigens von keinem Geringeren als von Mario Adorf – er verkörpert­e damals den Schurken Santer.

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