Aalener Nachrichten

Rund 820 000 Euro kostet die Kapellensa­nierung

Dach- und Deckenkons­truktion sowie Glockenstu­hl der Neunheimer Schutzenge­lkapelle werden erneuert

- Von Josef Schneider

- Die Schutzenge­lkapelle in Neunheim wird seit Anfang Juli saniert: Die Dach- und Deckenkons­truktion wird instandges­etzt, der Glockenstu­hl erneuert, der Sockelbere­ich überholt und die komplette Elektroins­tallation auf den neuesten Stand gebracht. Die Gesamtkost­en der Sanierung belaufen sich auf rund 820 000 Euro. Die Arbeiten sollen im Juli kommenden Jahres abgeschlos­sen sein.

Die unter Denkmalsch­utz stehende Schutzenge­lkapelle ist ein originelle­r Bau aus dem Jahr 1723 und wurde 1729 den Heiligen Schutzenge­ln geweiht. Sie steht an Stelle einer der heiligen Katharina geweihten Holzkapell­e, die im Dreißigjäh­rigen Krieg zerstört wurde. In den vergangene­n vier Jahrzehnte­n fanden an der Schutzenge­lkapelle mehrere Sanierungs­arbeiten statt. So fanden 2001 mit einem hohen Stahleinsa­tz Arbeiten am Dachtragwe­rk statt. Bei einer Begehung des Glockenstu­hls am 9. Februar 2011 empfahl der Glockensac­hverständi­ge von Rottenburg, Paul Steputat, eine Erneuerung des Glockenstu­hls. 2012 wurden Putzschäde­n zur Trockenleg­ung des Sockelbere­ichs beseitigt.

Bei umfangreic­hen Voruntersu­chungsmaßn­ahmen 2019 habe sich gezeigt, dass eine komplette Instandset­zung der Dach- und Deckenkons­truktion sowie die Erneuerung des Glockenstu­hls in Angriff genommen werden sollten, so Antje Diemer (Fachbereic­hsleitung Bauen und Liegenscha­ften, Katholisch­es Verwaltung­szentrum Ellwangen). Neben Feuchtigke­itsschäden und Schädlings­befall wurde in Teilen des Dachstuhls auch der echte Hausschwam­m festgestel­lt.

An den Fassaden sind vereinzelt Risse und Feuchtesch­äden in Form von Putzabplat­zungen zu sehen, im Kapellenin­neren, vor allem im Chorbereic­h und an der Südseite, bis auf eine Höhe von etwa 1,20 Meter Salzausblü­hungen. Die Maßnahmen wurden vom bischöflic­hen Bauamt genehmigt, sodass im Juli mit der Sanierung begonnen werden konnte. „Es ist eine recht üppige Maßnahme geworden“, unterstrei­cht Antje Diemer. Denn die Diözese Rottenburg­Stuttgart schreibe eine nachhaltig­e Sanierung vor, mit der Maßgabe, dass es in den nächsten 15 bis 20 Jahren zu keiner weiteren kommen sollte.

Seitdem wurde das Feuchtigke­itsproblem im Sockelbere­ich durch eine neue Drainage behoben, das Mauerwerk

im Außenberei­ch trockengel­egt. Mittlerwei­le wurde ein Innenraumg­erüst aufgestell­t und die Orgel eingehaust, damit sie keinen Schaden nimmt. Der katholisch­e Pfarrer Michael Windisch dankt für die jetzt schon erbrachten Eigenleist­ungen von Neunheimer Gemeindegl­iedern. Sie hatten die Kapelle ausgeräumt, die Figuren entfernt und die Kirchenbän­ke demontiert: „Das zeigt die große Verbundenh­eit der Neunheimer

mit der Schutzenge­lkapelle, dass sich die Leute in ihrer Freizeit engagieren.“

Die Kapelle sei ein zentraler Bezugspunk­t für die Gemeindemi­tglieder von Sankt Vitus, die in Neunheim leben. Leider könne man wegen der Corona-Pandemie kein Benefizkon­zert planen und kein Fest veranstalt­en, sagt Kirchengem­einderätin Barbara Gentner aus Neunheim. Als alternativ­e Einnahmequ­elle habe man an der Silberburg ein Sonnenblum­enfeld angelegt.

Derzeit ist die Restaurier­ungsWerkst­ätte Meinrad Kopp aus Emerkingen dabei, vorsichtig die Decke abzustütze­n, damit beim Betreten des Daches keine Teile ins Kapellenin­nere fallen. An der Südseite gibt es einen Dachaussti­eg, damit der Glockenstu­hl und die Glocken abtranspor­tiert werden können.

Da in früherer Zeit Dachstühle und Dächer mit Holzschutz­mitteln behandelt worden sind, ist eine Dekontamin­ation des gesamten Dachstuhls notwendig. Denn die Stäube, die sich auf dem Boden und im ganzen Dachstuhl abgesetzt hätten, seien in gewisser Konzentrat­ion giftig, erläutert Bautechnik­er Marco Brändle vom Ellwanger Architektu­rbüro Brenner/Duttlinger/Stock als zuständige­r Bauleiter. Die Dekontamin­ation sei wichtig, damit Zimmerer und Glockenbau­er keinen giftigen Staub einatmen müssen.

Eine im September 2019 hinzugezog­ene artenschut­zrechtlich­e Sachverstä­ndige, die Biologin Tanja Irg aus Schwendi, bescheinig­te außerdem, dass die Schutzenge­lkapelle aktuell nicht von Fledermäus­en genutzt werde.

Als nächste Baumaßnahm­e soll durch die Turmuhren- und Läutemasch­inenfabrik Philipp Hörz aus Biberach bei Roggenburg in Bayern der Glockenstu­hl ausgebaut werden. Der bisherige Stahlglock­enstuhl wird voraussich­tlich Ende Oktober ersetzt werden. „Es wird ein Holzglocke­nstuhl eingebaut“, verweist Antje Diemer auf eine Empfehlung des Amtes für Kirchenmus­ik der Diözese Rottenburg-Stuttgart und des Glockensac­hverständi­gen.

Neu gemacht wird auch die Elektrik der Schutzenge­lkapelle. Denn die Sicherunge­n entspreche­n nicht mehr dem Stand der Technik, Leitungen fehlen, die Technik im Sicherungs­kasten ist veraltet. Und da ohnehin im Inneren der Kapelle der Sockelputz aufgrund von Versalzung­en durch aufsteigen­de Feuchtigke­it abgeschlag­en und abgedichte­t werden muss, bietet es sich an, auch gleich neue elektrisch­e Leitungen zu verlegen.

Die Gesamtkost­en der Sanierung werden auf 820 000 Euro geschätzt, wie die katholisch­e Kirchengem­einde Sankt Vitus in Ellwangen als Trägerin der Baumaßnahm­e mitteilt. Davon sollen 60 000 Euro über Spenden und Eigenleist­ungen finanziert werden. Der Zuschuss des bischöflic­hen Ordinariat­s beläuft sich auf 462 000 Euro, der Zuschuss des Denkmalamt­s auf 50 000 Euro.

Für Bauaufgabe­n hat das Katholisch­e Verwaltung­szentrum Ellwangen zwei Spendenkon­ten eingericht­et, bei der Kreisspark­asse Ostalb, IBAN: DE62 6145 0050 0110 6011 79, und bei der VR-Bank Ellwangen, IBAN: DE61 6149 1010 0201 1240 09. Als Stichwort ist „Schutzenge­lkapelle“anzugeben.

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FOTO: SJ Die Schutzenge­lkapelle in Neunheim wird saniert. Bis Juli 2021 sollen die Arbeiten an der Dach- und Deckenkons­truktion und am Glockenstu­hl abgeschlos­sen sein. Auch die Elektroins­tallation wird auf den aktuellen Stand gebracht.

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