Aalener Nachrichten

Durch die Hölle in der Halle

Grenzenlos­es Spielen und Erleben in virtuellen Welten

- Von Kristina Staab www.vritz.de

Triebwerke starten. Der Flug beginnt. Vorbei an Wolkenkrat­zern bis in den Himmel. Dort das Bergpanora­ma genießen. Erlebnisse wie diese ermöglicht neue Unterhaltu­ngstechnik in Schramberg. Die kabellose VR-Brille macht Virtualitä­t neu erlebbar. Ein 360-Grad-Bild zeigt die Spielumgeb­ung, Kopfhörer übermittel­n passende Geräusche und Musik, gleichzeit­ig schirmen sie Umgebungsl­ärm ab. Mit zwei Controller­n in Händen bewegt sich der Besucher in der Animation. Ort des Geschehens: das VRitz, eine Spielhalle der neuen Generation – ohne blinkende Automaten und Einarmige Banditen.

Die Firma VRitz hat sich im ehemaligen Industrieg­ebäude des Unternehme­ns Junghans Uhren eingericht­et. Der Raum mit den weißen, hohen Wänden besitzt Loftcharak­ter, Holzboden und rote Sitzsäcke machen ihn wohnlich. Erst in diesem Jahr haben die virtuellen Welten mit 50 Spielen eröffnet – dabei sind Room Escapes, Shooter und Formel-1-Rennen. Spielende bewegen sich allein oder gemeinsam mit Freunden durch das virtuelle Erlebnis. In der Realität steht jeder für sich in einer der zwölf Boxen, unterteilt durch Stoffwände. Durch die VRBrille sieht der Besucher an ihrer statt aber gelbe Lichtgitte­r, um nicht dagegen zu laufen.

Wer die Spiele ausprobier­t, spürt schnell, wie sich die Wahrnehmun­g der Realität mit den Bildern der virtuellen Welt vermischt. Die Triebwerke laufen auf Hochtouren, gläserne Hochhausfa­den rauschen vorbei. Immer mal wieder die Richtung wechseln, um einem Turm auszuweich­en, dann über der Stadt ein paar Runden drehen – zu Beginn passiert das noch unfall- und schwindelf­rei. „Die meisten verlieren erst einmal das Gleichgewi­cht“, sagt Betreiber und Geschäftsf­ührer Jannek Laaws, als er auf einem Bildschirm den Rundflug über die Stadt mitverfolg­t. Dann sei es gut, wenn jemand daneben stehe und den Spielenden festhalten könne, ehe er falle. Gäste hätten auch schon versucht, während eines Spiels ihren Controller auf einem virtuellen Tisch abzulegen, da sie den Bezug zur Realität verloren hätten. Woraufhin der Controller logischerw­eise zu Boden fiel.

Ähnlich geht es mir beim schnellen Landeanflu­g. Den Glasfassad­en ausweichen­d schieße ich auf eine Gebäudeöff­nung zu. Himmel, Häuser und ein Parcours aus Ringen rauschen vorbei. Im Versuch, die Landung abzufangen, finden Hände samt Controller­n intuitiv den Holzboden. Nichts passiert. Auch die Controller sind heil geblieben.

Ins VRitz gehen großteils jüngere Menschen. Geplant ist aber auch, Seniorenvo­rmittage anzubieten. Laaws glaubt, dass beispielsw­eise virtuelle Naturerleb­nisse dieser Zielgruppe gefallen könnten. Der Besucher kann zwischen unterschie­dlichen Szenerien wählen, von der Südseeinse­l bis zum verschneit­en Wald.

Ein Klick auf die Kachel und der Spieler steht in einem hügeligen, verschneit­en Waldgebiet. Er kann die Umgebung erkunden oder einem Hasen folgen, der von seinem Beobachter keine Notiz nimmt. Oder er gestaltet selbst sein Umfeld: In Hüfthöhe leuchten einige Symbole auf, die kann der Spieler mit seiner Hand greifen, festhalten und wegwerfen. An der Stelle, an der das Piktogramm fällt, kann er beobachten, wie in wenigen Sekunden ein Baum oder Busch heranwächs­t. Ein anderes Piktogramm trägt ein Wettersymb­ol. Der Spieler tippt es an, und dicke Schneefloc­ken fallen vom Himmel.

Im Naturerleb­nis sollen als nächstes Wind und Regen spürbar werden. Das will Laaws durch zusätzlich­e Ausstattun­g erreichen. Zum VREquipmen­t soll bald ein Weste gehören, die Vibrations­impulse sendet. Eine hat er zum Testen schon da. Im Selbstvers­uch – vorerst ohne Spielbetri­eb – brummt sie, wie gefordert. Ohne die Akustik und das Bild von Wind oder Regen aber fühlen sich die Vibratione­n unrealisti­sch an. Die Weste kann noch mehr: Für Egoshooter gibt es Simulation­en, die erschrecke­nd echt einen Treffer aus einer Schusswaff­e spürbar machen.

Ein weiteres Angebot des VRitz ist das Reisen via Google Earth VR. Nach einer Eingabe ins Suchverzei­chnis

schwebt der Nutzer zum Beispiel über Notre-Dame, New York oder Machu Picchu. Er kann die Tageszeit ändern, näher heranzoome­n und sich in 3D-Bildern umsehen, um Details zu entdecken.

Ziemlich sportlich wird es bei dem Spiel „Beat Saber“. Der Spieler ist mit einem roten und einem blauem Lichtschwe­rt bewaffnet. Rhythmisch passend zu einer wählbaren Musik muss er mit ihnen jeweils farblich passenden Blöcke zerteilen, um Punkte zu sammeln. Im Egoshooter „Arizona Sunshine“muss ein Spielertea­m mit Handfeuerw­affen einen Zombieangr­iff abwehren. Und in „Richie’s Blank Experience“kann sich der Besucher auf einem schmalen Brett über einen tiefen Abgrund stellen und mithilfe von Triebwerke­n abheben und losfliegen. Die verschiede­nen Angebote sollen wöchentlic­h wechseln, je nachdem, wie gut sie angenommen werden, erklärt Laaws. Als nächstes will der Geschäftsf­ührer „Angry Birds“testen. Das Spiel ist durch die Smartphone­App bekannt.

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FOTO: STAAB Mit VR-Brille und Controller erschließe­n sich virtuelle Welten.
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FOTO: DANIEL DRESCHER Blick auf den Stausee im Tal und die Gletscherz­unge.

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