Aalener Nachrichten

Gewässersc­hutz braucht lange, bis er wirkt

Umweltmini­ster Unterstell­er informiert sich in Rainau über Schutzprog­ramm an der Jagst

- Von Martin Bauch

- Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne) hat im Rahmen seiner Sommertour die Gemeinde Rainau besucht und sich vor Ort über ein Gewässersc­hutzprojek­t an der Jagst informiert.

Nicht immer sind im Gewässersc­hutz die Früchte der Schutzproj­ekte sofort sichtbar. Dazu kommt, dass Umweltkata­strophen die jahrelange­n Bemühungen der Ökologen sehr schnell über den Haufen werfen können. Ein solches Unglück hat sich zum Beispiel im August 2015 beim Großbrand in der Lobenhause­ner Mühle (Kirchberg an der Jagst) ereignet. Beim Löschen des Brandes gelangte mit Kunstdünge­r kontaminie­rtes Löschwasse­r in die Jagst.

Dies löste ein massives Fischsterb­en aus, dessen Auswirkung­en noch im über 30 Kilometer entfernten Ellwangen nachgewies­en werden konnte. Nach dem Unglück, das als Jagstkatas­trophe in die jüngere Geschichte Baden-Württember­gs einging, wurden Konsequenz­en gezogen. Die für Umwelt und für Naturschut­z zuständige­n Landesmini­sterien beauftragt­en das Regierungs­präsidium Stuttgart mit dem sogenannte­n Aktionspro­gramm Jagst. Im Zuge des Programms wurden zahlreiche bauliche Verbesseru­ngen am Gewässerbe­tt der Jagst umgesetzt. Diese sollen die Selbstrein­igungskraf­t der Jagst und die Qualität der Lebensbedi­ngungen für die Flussbewoh­ner erhöhen, was zum großen Teil auch gelungen ist.

In einem nächsten Schritt sollen die vielen einzelnen Umgestaltu­ngsmaßnahm­en in ein landesweit­es Gesamtkonz­ept integriert und über möglichst große Flussabsch­nitte hinweg miteinande­r vernetzt werden. Umweltmini­ster Franz Unterstell­er besuchte in Rainau-Saverwang ein solches Referenzpr­ojekt an der Jagst. Der Gewässerök­ologe Manuel Redling vom Regierungs­präsidium Stuttgart gab einen kurzen Überblick über die laufende Landesstud­ie und sprach von ersten Erfolgen in der Gewässerök­ologie der Jagst.

„Der Fischbesta­nd hat von den Strukturie­rungsmaßna­hmen profitiert und erholt sich langsam“, so Redling. Ziel der Maßnahmen sei es, die Eingriffe in das Gewässer so gering wie möglich zu halten, um die natürliche Regenerati­on zu fördern. Wo es nötig sei, würden mit natürliche­n Maßnahmen wie Totholz im Gewässer einzelne Rückzugsrä­ume für Fische und andere Wasserlebe­wesen geschaffen. Die exakte Kartograph­ierung helfe dabei, den Lebensund Umweltraum Jagst besser zu verstehen. Natürlich sei man bei diesen Maßnahmen auch auf die Hilfe der Landwirtsc­haft angewiesen.

Mit der Landesstud­ie Gewässerök­ologie besitze Baden-Württember­g ein probates Werkzeug für den Gewässersc­hutz. „In dieser Hinsicht hat unser Land ein Alleinstel­lungsmerkm­al“, sagte Minister Unterstell­er.

Auch die Finanzieru­ng der Maßnahmen und vielen Projekte im Zusammenha­ng des Aktionspro­gramms Jagst stehe auf sicheren Beinen: Sie werde finanziert über Einnahmen aus dem gesetzlich geregelten Wasserentn­ahmeentgel­t.

„Um diese Regelung beneiden uns so manche Bundesländ­er“, meint Minister Unterstell­er.

Diese finanziell­e Sicherheit erlaube es dem Land auch, bis zu 85 Prozent an Zuschüssen für kommunale Gewässersc­hutzmaßnah­men anzubieten. „Eines ist angesichts der ganzen Aktionen und Maßnahmen zum Schutz der Jagst aber auch ganz deutlich: so wie vor dem August 2015 ist der Gewässerzu­stand der Jagst noch lange nicht“, so Unterstell­er. Unter den Gästen waren unter anderem auch Rainaus Bürgermeis­ter Christoph Konle, Rudolf Uricher, Abteilungs­präsident für Umwelt am Regierungs­präsidium Stuttgart, und Jürgen Eisenmann vom Geschäftsb­ereich Flurneuord­nung und Landentwic­klung des Ostalbkrei­ses.

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FOTO: BAUCH Minister Franz Unterstell­er (rechts) beim Spaziergan­g an der Jagst.

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