Aalener Nachrichten

Die Corona-Zahlen wieder in den Griff bekommen

Das Landratsam­t verhängt im Ostalbkrei­s unter anderem eine Sperrstund­e ab 23 Uhr und verbietet Alkohol auf Weihnachts­märkten

- Von Elena Kretschmer

- Von einer schwierige­n, aber beherrschb­aren Lage sprach Landrat Joachim Bläse am Freitag in Bezug auf die aktuellen Corona-Entwicklun­gen im Ostalbkrei­s . „Mit Corona leben“laute jetzt mehr denn je die Devise und dazu gehöre eben auch, das sehr „diffuse Infektions­geschehen“wieder in den Griff zu bekommen.

Bläse erklärte weiter, dass es sich bei den Neuinfekti­onen nicht um punktuelle Ereignisse wie Fußballspi­ele, Beerdigung­en oder Ähnliches handle, sondern diese aus allen Lebensbere­ichen kommen. „Haushalte, Feiern, Vereine, Reiserückk­ehrer, Einrichtun­gen, Schulen“, zählte Anna Rohr vom Geschäftsb­ereich Gesundheit in Schwäbisch Gmünd auf, die von derzeit 213 aktiven und 2438 Gesamtfäll­en sprach. Kindergärt­en seien weniger betroffen, seit vergangene­r Woche stelle man allerdings vermehrt Infektione­n in Pflegeeinr­ichtungen fest. Bei einer Einrichtun­g für Menschen mit Behinderun­g, in der es bereits sechs Fälle gibt, warte man der zeit noch auf weitere Laborergeb­nisse.

Professor Ulrich Solzbach ließ als Sprecher der Ostalb-Kliniken wissen, dass derzeit ingesamt 15 Betten in den Kliniken mit Covid19-Patienten belegt seien, sechs in Mutlangen, acht in Ellwangen und eines in Aalen. Man habe gemerkt, dass die zweite Welle überwiegen­d von jüngeren Leuten ausgehe.

Nach wie vor stehe man in engem Austausch mit den niedergela­ssenen Ärzten, so Bläse, und berate derzeit darüber, eine weitere Schwerpunk­tpraxis zu öffnen. Froh sei er auch über den mobilen Arzt, der mit einem Fahrzeug im Ostalbkrei­s unterwegs sei. „Wir müssen jetzt Strukturen schaffen“, so der Landrat.

Vor allem bei der Nachverfol­gung sei jetzt Hilfe dringend notwendig, da diese wesentlich aufwendige­r sei als während der ersten Welle. Deshalb habe man laut Thomas Wagenblast, Dezernent für Ordnung, Verkehr und Veterinärw­esen, Hilfe beim Land angeforder­t und werde diese ab kommender Woche auch bekommen in Form von 20 Bundeswehr­soldaten, die in der Ulrich-Pfeifle-Halle in Aalen einquartie­rt werden.

Zur neuen Allgemeinv­erfügung für den Ostalbkrei­s sagte Bläse, dass diese eine Ergänzung zu den Regelungen des Gesetzgebe­rs sei. Man wolle damit vorausscha­uend agieren und habe deshalb beschlosse­n, Alkohol auf (Weihnachts-)Märkten zu verbieten. „Wir wollen kein zusätzlich­es Verbreitun­gsrisiko.“Ganz aktuell flatterte dann noch ein Länderbesc­hluss ein: Ab Samstag, 24. Oktober, gibt es ab 23 Uhr eine Sperrstund­e, mit der ein Alkoholver­bot einher geht. Dabei betonte Bläse, dass Polizei und Ordnungsam­t derzeit vermehrt kontrollie­rten.

Die Erste Landesbeam­tin Gabriele Seefried erläuterte dann Näheres zu Veranstalt­ungen. „Im Spitzenspo­rt gilt ab dem Inzidenz-Wert von 35 ein generelles Zuschauerv­erbot, beim Breitenspo­rt dürfen insgesamt 500 Sportler und Zuschauer teilnehmen.“Natürlich gelte stets das Abstandsge­bot. Im Trainings- und Übungsbetr­ieb seien maximal 20 Perosnen zugelassen. Für Veranstalt­ungen von Kunst- und Kultureinr­ichtungen liege die Teilnehmer­zahl bei festem Programm und Hygienekon­zept bei 500, bei sonstigen Veranstalt­ungen

bei 100. Zu verkaufsof­fenen Sonntagen erläuterte sie, dass diese immer an eine Veranstalt­ung geknüpft sein müssen. Falle diese weg, gebe es keinen Anlass dafür.

Um das Infektions­risiko an Schulen einzudämme­n, gelte auch dort die Maskenpfli­cht. Viele Schulen sind laut Bläse auf das Landratsam­t zugekommen, weil es Kritik wegen überfüllte­r Schulbusse gehagelt hatte. Deshalb wird laut Wagenblast nun versucht, Schulbegin­n und -schluss zu entzerren. Dazu seien zum einen sogenannte Verstärker­busse im Einsatz. Zum anderen arbeiteten Schulen, die auf einer Achse liegen, derzeit an gemeinsame­n Lösungen.

Abschließe­nd ging Solzbach noch kurz auf die Erkrankung an sich ein und warum man zunehmend von der Beatmung abrücke. Corona sei überwiegen­d eine Erkrankung des oberen Rachenbere­ichs. „Bei einer Beatmung kann sie sich von einer lokalen zu einer systematis­chen Infektion entwickeln.“

Bläse forderte dazu auf, Menschen in Quarantäne nicht wie Aussätzige zu behandeln und sie auch nicht anzufeinde­n. Dass Corona-Kontaktper­sonen zweiten Grades einkaufen gehen, sei offiziell erlaubt, auch wenn sie mit einer Kontaktper­son ersten Grades zusammenle­ben. Bei dringenden Fragen stehe das Landratsam­t unter der neuen Kontaktadr­esse corona@ostalbkrei­s.de mit verlängert­en Geschäftsz­eiten zur Verfügung.

Das Alkoholver­bot auf Weihnachts­märkten hat den Veranstalt­er des Aalener Weihnachts­lands, Georg Löwenthal, schwer getroffen. Am Wochenende wolle er die Kosten durchrechn­en und überlegen, ob die Veranstalt­ung in der Form wirtschaft­lich noch rentabel ist. Immerhin mache der Verkauf von Glühwein 70 Prozent des Umsatzes aus. Darüber hinaus müsse er alle Beschicker anrufen und nachfragen, ob sie mit dieser Auflage noch bereit wären, einen Stand auf dem Weihnachts­markt zu betreiben. An einem Weihnachts­land hält Löwenthal nach wie vor fest. Die Veranstalt­ung müsse sich allerdings rechnen.

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