Handel: Hoffen auf bessere Zeiten
Auch angesichts der neuen Corona-Regeln herrscht für Aalens Innenstadt keine Totengräberstimmung
- Nur eine bestimmte Anzahl von Kunden in den Läden, Geschäften und Supermärkten, dazu eine weiterhin geschlossene Gastronomie – die neuen, noch strengeren Corona-Regelungen, die ab 1. Dezember gelten, treffen den Einzelhandel in seiner normalerweise ertragreichsten Zeit: in den Wochen vor Weihnachten. Auch in Aalen. Totengräberstimmung will in der Kreisstadt allerdings niemand verbreiten. Er sei davon überzeugt, dass der Einzelhandel auch wieder zum Leben zu erwecken sei, sagt etwa der Vorsitzende des Innenstadtvereins Aalen City aktiv (ACA), Josef Funk.
Für die kommenden Wochen ist im Einzelhandel die Zahl 800 entscheidend: Bis zu dieser Verkaufsfläche darf sich – wie bislang schon – eine Person pro zehn Quadratmeter aufhalten. In größeren Geschäften gilt für Flächen ab dem 801. Quadratmeter dann zusätzlich die Vorgabe von einer Person pro 20 Quadratmetern. Eine Regelung, die ACA-Vorsitzender Josef Funk für nicht ganz nachvollziehbar hält. Denn in größeren Geschäften verteilten sich die Kunden auch besser. Zudem seien Branchen wie Bekleidung oder Schuhe nicht das Problem, hier gebe es starke Kundenströme auf einmal nicht. Und momentan schon gleich gar nicht. „Wir wären froh, wenn wir zurzeit 100 Kunden auf einmal im Laden hätten“, sagt Funk mit Blick auf sein eigenes Modehaus.
„Dass in Geschäften mit mehr als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche künftig nur noch eine Person pro 20 Quadratmeter erlaubt ist, ist unser geringstes Problem“, sagt auch Citymanager Reinhard Skusa. Denn die Einzelhandelsläden seien derzeit weit davon entfernt, dieses Maximum an Kunden zu erreichen. Viel mehr Probleme bereite diese Regelung den Supermärkten. In Zeiten der Rush Hour werde es vermutlich in der Vorweihnachtszeit mitunter lange Schlangen vor den Einkaufsmärkten geben, fürchten Skusa und Funk gleichermaßen. Was möglicherweise bei Schmuddelwetter die Kunden selbst noch bei den Lebensmitteln verstärkt ins Internet treiben könnte, wie Funk meint. Denn alle CoronaRegeln hätten, so Funk weiter, den Online-Kauf deutlich beschleunigt. „Die Leute haben gelernt, wie bequem das ist“, meint der ACAVorsitzende. Obwohl unter
Aspekten des Klimaschutzes der Online-Handel eine Katastrophe sei.
Nach wie vor leiden wird der Einzelhandel nach Überzeugung von Citymanager Skusa unter der geschlossenen Gastronomie. „Das schmerzt die Inhaber am meisten, weil dadurch die Laufkundschaft fehlt und die Frequenz in der
Innenstadt deutlich eingebrochen ist.“Aus diesem Grund hätten auch einige Geschäfte ihre Öffnungszeiten verkürzt. Durch Corona, Homeoffice, abgesagte Veranstaltungen und geschlossene Lokale habe sich auch das Einkaufsverhalten verändert. Business- und Festtagsmode etwa sei nicht gefragt, vielmehr gehe der Trend hin zur Freizeitmode.
Josef Funk meint, wenn man beim Shoppen zwischendurch nicht mal in ein Café könne, mache das den Einkaufsbummel nicht attraktiv, auch nicht für auswärtige Besucher der Stadt.
Dass das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr einbricht, sei zu erwarten, sagt Skusa weiter. „Die meisten rechnen allerdings damit, mit einem blauen Auge davonzukommen und hoffen auf ein besseres neues Jahr. Dass der Impfstoff da ist und Impfzentren eingerichtet werden, macht Hoffnung“, meint Skusa. Alle Händler seien überdies auch froh, nach wie vor geöffnet haben zu dürfen. Josef Funk ist überzeugt, dass der Einzelhandel wieder zum Leben erweckt werden könne, wenn sich die Corona-Lage hoffentlich einmal wieder entspannen werde. Denn die Leute würden dann ein regelrechtes Bedürfnis haben, wieder raus und unter andere Menschen zu kommen.
Bis es so weit ist, muss der Einzelhandel nach Funks Überzeugung alles daran setzen, Kunden wie Personal
zu motivieren und bei der Stange zu halten. Mit Aktionen wie dem Personality Shopping etwa, an dem sich viele Aalener Modehändler beteiligen. Hier werden an einem bestimmten Abend in der Woche ausschließlich angemeldete Kunden oder Kundengruppen nach Ladenschluss ganz individuell und in aller Ruhe bedient. Auch ein eigenes Online-Angebot, ein Bring- und Abholservice tragen laut Funk in diesen Zeiten zur Kundenbindung bei und auch dazu, das eigene Personal sinnvoll zu beschäftigen.
Die Unsicherheit in Zeiten von Corona sei dennoch groß, sagt Skusa. Deshalb sei es auch schwierig, Interessenten für leer stehende Flächen zu finden. Die Bereitschaft, sich mit einem Geschäft selbstständig zu machen, sei derzeit verständlicherweise eher verhalten.
„Wir wären froh, wenn wir zurzeit 100 Kunden auf einmal im Laden hätten“, sagt ACA-Vorsitzender Josef Funk mit Blick auf sein eigenes Modehaus.