Aalener Nachrichten

Eine Nacht mit Karl Dall

„Blödelbard­e“brachte in den frühen 70ern die ausverkauf­te Stadthalle zum Kochen

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(jm) – Als unlängst der Tod von Karl Dall vermeldet wurde, tauchte wohl bei manchen Aalenern die Erinnerung an seinen Auftritt mit Insterburg und Co. in der Stadthalle auf. Der unvergessl­iche „Blödelbard­e“brachte in den frühen 70er Jahren zusammen mit der Komikerban­d von Ingo Insterburg die ausverkauf­te Halle zum Kochen. Als Journalist wurde man anschließe­nd von den Künstlern zum Interview in den Aalener Gasthof „Wienerwald“gebeten, damals ein beliebtes Lokal in der Bahnhofstr­aße, wo heute die Kreisspark­asse steht. Dort hatte das Quartett auch Quartier für die Nacht bezogen. Nach dem unvermeidl­ichen Göckeles-Essen konnte man Fragen zu den Höhepunkte­n der Deutschlan­d-Tournee stellen.

Im Nu verging der Abend und gegen Mitternach­t dachte man ans Heimgehen. Ging nicht, denn die Türen waren alle abgeschlos­sen und vom Personal war niemand mehr da. Wir saßen mit Karl Dall und den Insterburg­ern im ersten Stock fest. „Entweder zum Fenster hinaus und abspringen oder dableiben“, feixte das „Schlafauge“. Wir drei Journalist­en entschiede­n uns für Letzteres.

Ingo griff zur Gitarre und erfand fantasievo­ll weitere Verse seines Lieblingsl­ieds „Ich liebte ein Mädchen“. Einer davon hieß „Ich liebte ein Mädchen in Aalen, bei der mußt ich nix bezahlen“. Karl Dall hielt uns mit Anekdoten aus der Zeit seiner Schriftset­zerlehre in Schleswig-Holstein wach. Als er eine fertige Bleisatz-Seite ungeschick­terweise auf den Boden fallen ließ, konnte er durch spontane Späße den Meister von einer verdienten Ohrfeige abhalten. „Das war mein erster Erfolg“kommentier­te er. Kein Wunder, dass die Zeit für uns im Flug verging. Es war sechs Uhr früh, als die Putzfrau kam und die Tür aufschloss. Die Nacht war zu Ende und wir um eine unvergessl­iche Erinnerung reicher.

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