Im Einsatz für Waisenkinder in Kenia
Senta Gold ist Vorsitzende des „Vereins zur Förderung des Nebas Children Centre“
Im Kleinen lässt sich oft Großes bewirken. Ein eindrucksvollen Beleg dafür liefert der „Verein zur Förderung des Nebas Children Centre in Mombasa“mit Sitz in Zöbingen. Seit 2009 unterstützt dieser Verein ein kenianisches Waisenhaus und sorgt dafür, dass knapp 40 Kinder im Alter zwischen drei und 18 Jahren hier so gut wie möglich versorgt werden und zur Schule gehen können. Alexandra Rimkus sprach mit der Vorsitzenden und Vereinsgründerin, Senta Gold, über dieses Engagement und wollte von ihr wissen, wie sich die Corona-Krise auf den Verein und das Waisenhaus auswirkt.
Frau Gold, Sie haben den „Verein zur Förderung des Nebas Children Centre in Mombasa“gemeinsam mit Ihrem Bruder Markus Merz und fünf weiteren befreundeten Mitstreitern aus Zöbingen im Jahr 2009 ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?
Ich hatte damals Sozialpädagogik studiert und war für ein Praktikum nach Kenia gegangen. Dort lernte ich das Nebas Children Centre kennen. Die Verhältnisse waren unfassbar ärmlich. Die Kinder waren unterernährt, für sie gab es in dem Haus nicht einmal Betten. Sie mussten auf dem nackten Steinboden schlafen.
Bilder, die Sie so nicht erwartet haben?
Natürlich hatte ich mich damals auf einen Kulturschock vorbereitet. Aber das war extrem. Das waren Bilder, die mir sehr nahegegangen sind und mich später auch nicht mehr losgelassen haben. Bei uns in Deutschland dieser große Überfluss und dort die große Armut. Meinem Bruder, der mich damals in Mombasa besucht hatte, erging es ähnlich. Wir haben nach meiner Rückkehr aus Afrika für das Waisenhaus zunächst nur gespendet, uns dann aber entschieden, die Hilfe auf eine breitere Basis zu stellen und einen Verein zu gründen.
Rückblickend eine gute Entscheidung. Ihr Verein zählt heute stolze 135 Mitglieder.
Ja, das hat unglaubliche Kreise gezogen. Ich hätte im Leben nicht mit so viel Zuspruch gerechnet. Von dieser großen Unterstützung bin ich immer noch total begeistert.
Wobei man anfügen muss: Die Mitgliedschaft in Ihrem Verein ist kostenlos...
Das stimmt. Wir verzichten auf Beiträge, unsere Mitglieder leisten stattdessen freiwillige Spenden. Das klappt bislang aber ganz wunderbar. Nur so ist es uns möglich, dem Waisenhaus jeden Monat 800 Euro zu überweisen.
Man kann es kaum glauben, aber mit diesem Betrag decken Sie tatsächlich den Großteil des finanziellen Etats des Waisenhauses ab. Das ist richtig. Wir brauchen für die Versorgung der Kinder und die Bezahlung der sechs Betreuer rund 1000 Euro im Monat. Die fehlenden 200 Euro werden von anderen privaten Spendern aufgebracht.
Was hat sich seit Ihrem Engagement für das Nebas Children Centre geändert?
Vieles. Als erstes wurden Betten und Stühle für die Kinder angeschafft. Alle Kinder besuchen mittlerweile die Schule und können im Krankheitsfall medizinisch versorgt werden. Und: Auf dem Speiseplan steht jetzt nicht mehr nur Maisbrei, sondern es gibt regelmäßig frisches Gemüse und Obst. Vor der Corona-Pandemie kam auch Fleisch und Fisch auf die Teller.
Das ist aktuell nicht möglich?
Leider nein. Die Preise für Lebensmittel sind in Kenia in den letzten Monaten dramatisch gestiegen. Auch hier haben die Menschen angefangen zu horten. Allerdings nicht wie bei uns – Klopapier –, sondern Lebensmittel, weil sie genau wissen, dass die tatsächlich knapp werden können. Deshalb sind Fleisch und Fisch im Waisenhaus vorerst gestrichen. Aber Gemüse und Obst wird immer noch für die Kinder besorgt. Wir sparen an anderer Stelle.
Wo setzen Sie denn noch den Rotstift an?
Notwendige Renovierungsarbeiten liegen aktuell auf Eis. Das Dach des Gebäudes müsste eigentlich dringend repariert werden. Es regnet rein. Aber dafür haben wir momentan kein Geld. Uns ist es wichtig, dass die Kinder ausreichend zu essen bekommen und die Schule besuchen können. Bildung ist für uns das A und O. Daran wird nicht gespart.
Machen denn alle Kinder Schulabschlüsse?
Darauf arbeiten wir zumindest konsequent hin. In diesem Jahr konnten wir die ersten drei 18-Jährigen in die Berufswelt entlassen. Alle Drei haben Jobs gefunden und können sich jetzt selbst versorgen. Das ist für uns ein großer Erfolg.
Die Pandemie macht ja nicht nur dem Waisenhaus zu schaffen, sondern setzt auch Ihrem Verein zu. Das stimmt. Um die finanzielle Hilfe leisten zu können, richten wir alle zwei Jahre in Zöbingen ein Sommerfest aus. Außerdem verkaufen wir auf Weihnachtsmärkten Karten, die von unseren Waisenkindern gestaltet werden. Beides war, beziehungsweise ist, in diesem Jahr wegen Corona nicht möglich. Uns fehlen somit rund 5000 Euro in der Vereinskasse. Unsere Mitglieder bemühen sich aber nach Kräften, diese Lücke auszugleichen.
Inwiefern?
Die Leute sind unheimlich einfallsreich. Eines unserer Mitglieder hat in diesem Jahr Yoga-Kurse gegen Spenden für das Waisenhaus angeboten, ein anderes Nachhilfe. Das Engagement im gesamten Verein ist einfach nur großartig. Das bewegt mich immer wieder sehr. Ohne diesen enormen Rückhalt und dieses tolle Team im Verein ließe sich die Arbeit des Vereins überhaupt nicht leisten.