Bundeswehr rückt ins Kloster Reute ein
Rund 50 Schwestern und Mitarbeiter mit Coronavirus infiziert – Schutzmaßnahmen ausgeweitet
- Ausnahmezustand im von Corona hart getroffenen Kloster Reute bei Bad Waldsee: Die Bundeswehr unterstützt die Einrichtung seit Donnerstag im Altenheim Spital sowie das Kloster selber. Jeweils zehn Soldaten sollen die derzeit stark geforderten Mitarbeiter im Tagesgeschäft entlasten. Zuletzt hatte sich die Lage verschärft: Nicht nur, dass insgesamt rund 50 Schwestern und Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet wurden und das Gut-BethaHaus isoliert werden musste. Seit Donnerstag gilt für das gesamte Kloster Quarantäne.
Der Antrag auf Hilfe durch die Bundeswehr wurde am Dienstag bewilligt, wie Bad Waldsees Bürgermeister Matthias Henne der „Schwäbischen Zeitung“bestätigte. Die Soldaten helfen bei der Essens- und Getränkeausgabe, beim Betten machen, bei Fahrdiensten oder der Vermittlung von Telefonaten mit Angehörigen. Ersten Plänen zufolge könnten die Soldaten bis Mitte Januar vor Ort sein.
Die Idee, die Bundeswehr um Hilfe zu bitten, stammt vom Waldseer Stadtoberhaupt selbst. „Wir haben einfach ganz frech nachgefragt, weil der Landkreis Ravensburg ja auch Unterstützung bekommen hat“, sagte Henne. „Und wir dachten uns, mehr als Nein sagen können sie nicht.“Es handelt sich also um eine Initiative der Stadt Bad Waldsee, die gleichwohl mit dem Gesundheitsamt und dem Landrat abgestimmt wurde.
Zunächst trafen sich die Stadtverantwortlichen in der vergangenen Woche mit einem Major, dann ging der Antrag ans Regierungspräsidium
Tübingen, von dort ans Innenministerium des Landes und schließlich weiter bis zu den Entscheidungsträgern in Berlin. Und tatsächlich wurde der Antrag genehmigt. Die Stadt, die Generaloberin des Klosters Reute und der Leiter des Alten- und Pflegeheims Spital begrüßten sehr den Einsatz der Bundeswehr in Bad Waldsee, so Henne.
Die Bundeswehrangehörigen werden auch im Kloster Reute wohnen. Die Franziskanerinnen stellen dafür ihr Bildungshaus Maximilian Kolbe zur Verfügung. Das Bildungshaus wurde im Zuge des „Lockdown Light“vorübergehend geschlossen und steht nun den Soldaten offen.
Im Gut-Betha-Haus im Kloster Reute leben 62 hochbetagte und pflegebedürftige Schwestern der Franziskanerinnen von Reute – mehr als die Hälfte wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Die Schutzmaßnahmen mussten inzwischen ausgeweitet werden, wie Klostersprecher Claus Mellinger der „Schwäbischen Zeitung“berichtete. Der Grund: Nach der routinemäßigen Nachverfolgung der Kontakte wurden auch im Mutterhaus Kontaktpersonen der Kategorie 1 festgestellt. In den nächsten zehn Tagen beschränkt sich daher das klösterliche Leben der Schwestern im Mutterhaus auf das Notwendigste.
Am Freitag werden alle Schwestern im Mutterhaus erneut getestet. „Wenn die Tests negativ sind, hoffen wir, bald wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen“, sagte Generaloberin Schwester Maria Hanna Löhlein, die betonte: „Wir sind für diese Unterstützung sehr dankbar und freuen uns über die Hilfe der Bundeswehrangehörigen auf unserem Klosterberg.“