Grundsätzliches Ja zu Rathaussanierung
Bei weiteren sofortigen Entscheidungen tritt der technische Ausschuss aber auf die Bremse
- Das 1975 eingeweihte Aalener Rathaus soll in den kommenden acht bis zehn Jahren in mehreren Abschnitten behutsam im Bestand saniert und den heutigen Erfordernissen angepasst werden. Diesen Grundsatzbeschluss dürfte der Gemeinderat am 17. Dezember wohl in großer Einigkeit fassen, wie die Vorberatung am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt, Stadtentwicklung und Technik gezeigt hat. Welche weiteren Schritte und welcher Zeitplan dabei gleichzeitig mit eingeleitet werden sollen, darüber gingen im Ausschuss aber die Ansichten zwischen Verwaltung und Fraktionen und auch untereinander zunächst auseinander.
Am Ende stand nach eineinhalbstündiger Behandlung des Themas zwar ein neuer Beschlussvorschlag, den Oberbürgermeister Thilo Rentschler formuliert hatte, eine eindeutige Beschlussempfehlung wollte der Ausschuss aber dennoch nicht an den Rat abgeben. Der Vorschlag sieht neben dem Grundsatzbeschluss für eine Sanierung Folgendes vor: Es soll ein Gremium mit Mitgliedern aus dem Gemeinderat gebildet werden, das die Sanierung begleiten soll; es soll bis zum zweiten Quartal 2021 ein künftiges Raumkonzept für das Rathaus erarbeitet werden; die
Planung notwendiger Sofortmaßnahmen wie die Reparatur schadhafter Stellen in der Betonfassade soll eingeleitet, der Baubeschluss dafür aber erst im ersten Quartal 2021 gefasst werden. Der Baubeschluss für die Herstellung eines Südeingangs zum Rathaus soll im Februar erfolgen, dabei soll es sich zunächst aber um eine reine Öffnung für die Andienung und als Fluchtweg handeln. Über die weitere Ausgestaltung eines südlichen Rathauszugangs würde man dann später entscheiden.
Mit diesen Beschlussvorschlägen würde man niemanden überfordern, sagte Rentschler. Damit würde man aber die weiteren Planungen auch nicht nur auf ein einziges Ereignis abstimmen, nämlich die Corona-Pandemie. Deren noch nicht absehbare Folgen hatten zuvor im Ausschuss teilweise zu Zweifeln an der Finanzierbarkeit einer Rathaussanierung geführt.
Zunächst erläuterten Baubürgermeister Wolfgang Steidle und der Leiter der städtischen Gebäudewirtschaft, Markus Haas, alle bisherigen Untersuchungen zum Zustand des Rathauses, die möglichen grundsätzlichen Maßnahmen einer Sanierung, bereits schon erfolgte Maßnahmen sowie das Thema Schadstoffe, bei dem es relativ glimpflich auszusehen scheint. Die gesamte Sanierung könnte in acht Bauabschnitten zwischen 2023 und 2003 so erfolgen, dass immer nur ein Teil des Gebäudes geräumt werden müsste.
OB Rentschler sprach von einer sehr komplexen Angelegenheit mit mehreren Gruppen Betroffener, deren Interessen es gleichzeitig zu berücksichtigen gelte: die Mitarbeiter der Stadt, die Bürgerschaft, die Stadt selbst als Bauherr und Genehmigungsbehörde zugleich und der Gemeinderat als Entscheider und Herr des ganzen Verfahrens. Aus dieser Mischung gelte es das Beste zu machen, so der OB. Zusammen mit geschätzten 30 bis 33 Millionen Euro für die weiteren Sanierungsabschnitte komme man zusammen mit den in den letzten Jahren bereits erfolgten Maßnahmen einschließlich der Sanierung der Tiefgarage am Ende auf 40 Millionen Euro, verteilt auf rund 16 Jahre. Um weiter voranzukommen, sei jetzt vor allem der Rückenwind aus dem Gemeinderat notwendig.
Den wollte Grünen-Chef Michael Fleischer mit einem grundsätzlich in Aussicht gestellten „Wohlwollen“ seiner Fraktion für eine Sanierung zwar geben, für weitere gleichzeitige Beschlüsse verwies er aber auf den Haushaltsantrag der Grünen, mit der Sanierung des Rathauses erst nach Fertigstellung des Kombibads zu beginnen. Und er forderte ein künftiges Raumkonzept für das Rathaus, verbunden mit einem Konzept zur weiteren Digitalisierung der Stadtverwaltung.
Für Fleischers CDU-Kollegen Thomas Wagenblast stand ein Grundsatzbeschluss für eine Bestandssanierung „außer Frage“. Man dürfe das Vorhaben auch nicht unendlich rausschieben. Unterm Strich plädierte aber auch er am Ende dafür, bestimmte Dinge nicht sofort mit zu beschließen und den Personalrat eng mit einzubinden. In ein ähnliches Horn stieß Claus Albrecht für die Freien Wähler. Er warnte angesichts Corona vor einem „russischen Roulette“bei der Finanzierung und bemängelte ein fehlendes, „defintiv festgelegtes Raumprogramm“. Auch Albrecht Schmid (SPD), Norbert Rehm (FDI), Emil Pöltl (AfD) und Christa Klink (Linke) signalisierten ein grundsätzliches Ja für eine Rathaussanierung, Rehm brachte ein begleitendes Gremium ins Spiel. Klink bezweifelte, ob der Homeoffice-Anteil bei der Stadtverwaltung als Dienstleister künftig so hoch sein werde wie manche glaubten.
„Wir brauchen den Rückenwind aus dem Gemeinderat“, sagte OB Thilo Rentschler.