Aalener Nachrichten

Radikal grün: Landesgart­enschau in Ulm

Erholsame und nachhaltig­e Mobilität: 2030 will die Stadt ein anderes Gesicht zeigen

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(rau) - Ein Kreis soll sich schließen, wenn im Jahr 2030 Landesgart­enschau gefeiert wird. Ulm war die erste Stadt (gemeinsam mit NeuUlm), in der vor 40 Jahren eine Landesgart­enschau in Baden-Württember­g stattfand.

Es sind zwar noch einige Jahre bis zur Eröffnung. Doch wer einen Blick auf die schon jetzt vorliegend­en Ideen wirft, stellt fest, dass sich das Gesicht der Stadt stellenwei­se radikal ändern wird. Ausgeheckt worden sind erste Eckpunkte von einem Team (bestehend aus Landschaft­sarchitekt­en, Verkehrs- und Stadtplane­rn), das sich mehrere Tage auf der Ulmer Wilhelmsbu­rg eingeschlo­ssen hatten, im kreativen „Lockdown“sozusagen.

Entschiede­n ist zwar noch nichts. Ende 2021 oder Anfang 2022 soll aber feststehen, welche Ideen umgesetzt werden. Doch schon jetzt scheint klar: Das Gartenbau-Großevent wird vor allem dem Verkehr zu Leibe rücken. Im Speziellen der Bundesstra­ße 10, die Ulm von Süden nach Norden quasi durchschne­idet. Zwei Drittel der Flächen, die für die Landesgart­enschau vorgesehen sind, liegen an dieser Durchgangs­straße, der zentralen Verkehrsac­hse durch Ulm. Sie wird von bis zu 100 000 Autos und Lastern täglich passiert. Diese Zahl wird sich in zehn Jahren nicht wesentlich verändern. Dennoch soll es nun darum gehen, diese „Stadtautob­ahn“auch „stadtvertr­äglich“zu gestalten. Sie soll in einen „grünen Boulevard“verwandelt werden.

Im Fokus ebenfalls: besagte Wilhelmsbu­rg, die hoch oben im Norden über der Stadt thront. Von der City aus ist die Wilhelmsbu­rg kaum wahrnehmba­r. Dabei ist sie Teil eines weiteren architekto­nischen Ulmer Rekords (neben dem Münster, dem höchsten Kirchturm der Welt): Sie ist Teil von Deutschlan­ds größter noch erhaltener Festungsan­lage, der Ulmer Bundesfest­ung.

Die Idee klingt abgehoben, scheint aber denkbar: Wie wäre es, die bislang eher schlecht erreichbar­e Wilhelmsbu­rg mit der Stadt über eine Seilbahn anzubinden? Auch das wird diskutiert im Vorfeld der Landesgart­enschau 2030.

Fix ist: Fußgängern und Radlern soll in Ulm mehr Platz eingeräumt werden. Zwar kommt man mit dem Rad schon ziemlich gut durch die Stadt, das Wegenetz ist aber noch immer löchrig, es dominieren Pkw- und Lkw-Verkehr. Auch neue Parks sollen angelegt werden. Dieser „klassische“Ansatz, wie man ihn von Gartenscha­uen bereits kennt, ist aber höchstens zweitrangi­g in Ulm.

Konkret angesetzt werden dürfte neben der B 10 an den großen Kreisverke­hren und Kreuzungen, namentlich am Blaubeurer Ring und am

Ehinger Tor. Denkbar sind hier verkehrsbe­ruhigende Maßnahmen, Fahrradbrü­cken. Und kein Tabu: Dass das Ehinger Tor, an dem sich auch Busse und Straßenbah­nen treffen, komplett autofrei gestaltet wird.

Primär soll einfach die Frage beantworte­t werden: Wie kann es gelingen, eine Großstadt grüner und lebenswert­er zu machen, ohne die Mobilität der Menschen einzuschrä­nken – im Gegenteil: diese noch zu verbessern?

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FOTO: ASP
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FOTO: KÄSTLE

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