Aalener Nachrichten

Landratsam­t korrigiert Infizierte­nzahlen

Eine Umstellung der Software führte zu falschen Datenerfas­sungen.

- Von Michael Häußler

- Das Landratsam­t Ostalbkrei­s hat einen Fehler bei den ausgewiese­nen Corona-Daten eingeräumt. Dies habe mehrere Ursachen, hieß es bei einem Pressegesp­räch am Donnerstag. Die Auswirkung­en seien ein ausschließ­lich statistisc­hes Problem, das nun behoben wird. Die Kontaktver­folgungen hätten aber immer lückenlos stattgefun­den.

Wie komplex die Erfassung der Daten ist, die die Kreisverwa­ltung seit Ausbruch der Pandemie vornimmt, zeigte sich während der Erläuterun­gen von Thomas Wagenblast, Ordnungsun­d Verkehrsde­zernent beim Landratsam­t. Fest steht: 543 Infektione­n wurden zu viel erfasst. Diese werden nun in der Gesamtstat­istik abgezogen.

Seit die Meldestati­stik und Erfassungs­software um den 10. November umgestellt wurde, sei es zu den Fehlern gekommen, so Susanne Dietterle, Pressespre­cherin der Behörde. Die Umstellung hatte auch mit dem Einsatz der Bundeswehr­soldaten zu tun, die seit diesem Zeitpunkt dezentral bei der Erfassung mithelfen. „Wir haben intern festgestel­lt, dass die Zahlen korrigiert werden müssen. Deshalb machen wir jetzt einen harten Schnitt in der Statistik und korrigiere­n die Zahl der Gesamtinfe­ktionen“, sagte Dietterle.

Seit Anfang November sei es dabei allerdings wohl auch zu falschen Angaben auf der Webseite gekommen, was Neuinfekti­onen, aktive Fälle und Inzidenzwe­rt angehe. Auf den Tag und Wert genau sei das nicht mehr nachzuvoll­ziehen. Mit der Korrektur würden die künftig ausgegeben­en Zahlen aber stimmen. „Es ist wichtig, dass sich die Bevölkerun­g auf unsere Daten verlassen kann“, sagte Wagenblast.

Laut des Dezernente­n gibt es drei Komplexe, die die Differenz hervorgeru­fen haben. Zum einen wurden 136 Altfälle bei der Softwareum­stellung überführt. Zum anderen sind noch aus der Anfangszei­t der Pandemie 194 sogenannte klinisch-epidemiolo­gische Fälle in der Gesamtzahl der Statistik enthalten. Dies sind Fälle, die Ärzte aufgrund von Symptomen nach Kontakt zu einer infizierte­n Person als corona-positiv eingestuft hatten. „Das RKI erkennt aber nur den PCR-Test an“, erläuterte Dietterle. Deswegen würden diese Fälle nun auch abgezogen.

Der dritte Komplex ist laut Wagenblast die Übertragun­g der Daten an das Landesgesu­ndheitsamt beziehungs­weise an das Robert-Koch-Institut (RKI). „Das ist eine andere Software als die Erfassungs­software für den Kreis.“Bei der Umstellung seien 211 weitere Fälle zu viel gezählt worden. Damit ergibt sich schlussend­lich die Summe von 543 positiv Getesteten, die es schlichtwe­g nie gegeben hat.

Damit derartige Übertragun­gsfehler künftig nicht mehr vorkommen, habe die Behörde organisato­rische Veränderun­gen vorgenomme­n, sagte Wagenblast. „Diejenigen, die die Zahlen eingeben, sitzen nun nebeneinan­der. So ist gewährleis­tet, dass beide Erfassunge­n, für den Kreis und für das Land, gleich eingegeben werden.“

Denn sowohl beim Landesgesu­ndheitsamt als auch beim RKI sei der Ostalbkrei­s eine Zeit lang mit einem Inzidenzwe­rt von mehr als 200 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche geführt worden. Dies ist laut Susanne Dietterle auf einen „Workflowfe­hler“zurückzufü­hren. „In einem elektronis­chen Postfach sind Daten liegengebl­ieben, die nach Entdeckung vom Landesgesu­ndheitsamt als Neufälle ins System eingespeis­t wurden“, sagte sie.

Zeitlich hätten diese Fälle nicht mehr in den sogenannte­n Inzidenzwe­rt hineingere­chnet werden dürfen. Doch auch das Landratsam­t führte einige Tage lang diese Werte auf der Webseite. Ob der Wert tatsächlic­h jemals bei mehr als 200 gelegen hat oder nicht, sei nun nicht mehr nachprüfba­r, so Dietterle. Konsequenz­en, also eine Verschärfu­ng der Maßnahmen für den Kreis, hatte dies allerdings nicht zur Folge. Denn dazu hatte das Land Baden-Württember­g zu diesem Zeitpunkt noch keine Vorgaben gemacht.

Warum aber diese vielen unterschie­dlichen Programme zur Erfassung der Daten? „Es gibt keinen Standard“, sagte Wagenblast. Weder Land noch Bund hätten ein einheitlic­hes System vorgegeben. „Unser Umstieg war eine Tagesentsc­heidung, kurz bevor die Bundeswehr kam.“Der Grund hierfür war, zumindest auf Kreisebene einen gemeinsame­n Datenbesta­nd zu haben. „Eine Entscheidu­ng vom Land für ein zentrales System wäre natürlich hilfreich gewesen“, so Dietterle.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA

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