Aalener Nachrichten

Corona hat Nepal hart getroffen

Wie eine Aalenerin mit ihrem Verein versucht, die Not vor Ort lindern zu helfen.

- Von Franz Graser

- Die Corona-Pandemie hat Nepal mindestens genauso hart getroffen wie das Erdbeben im April 2015, bei dem rund 9000 Menschen ihr Leben verloren haben. Das schätzt die Aalenerin Petra Pachner, die Mitgründer­in und Vorsitzend­e des Vereins „Zukunft für Nepal Ostwürttem­berg“. Denn auch wenn das Beben in der Hauptstadt Kathmandu und der Zentralreg­ion des Binnenland­es viele Opfer forderte, so waren die Auswirkung­en doch regional beschränkt. „Corona ist dagegen überall“, sagt die Aalenerin.

Denn das Land hat keine Strukturen, die es erlauben würden, der Pandemie Herr zu werden. „Das Gesundheit­ssystem war zuvor schon katastroph­al“, sagt Petra Pachner. Es gibt lediglich teure private Krankenver­sicherunge­n und die wenigen staatliche­n Krankenhäu­ser sind mit europäisch­em Standard nicht vergleichb­ar. Dazu kommt, dass die Verkehrswe­ge in Nepal schlecht ausgebaut sind. Viele Straßen sind nur mit Jeeps befahrbar, und nicht selten braucht man bis zu vier Stunden, um eine 20 Kilometer lange Strecke aus einem Hochtal in die Hauptstadt Kathmandu zurückzule­gen.

Corona hat die Situation noch verschärft. Die Kliniken sind überfüllt. „Patienten werden von Krankenhau­s A nach Krankenhau­s B gefahren, in der Hoffnung, dort noch ein freies Bett zu finden“, berichtet die Vorsitzend­e von „Zukunft für Nepal“. Oft stürben die betroffene­n Menschen auf dem Weg ins Krankenhau­s.

Dazu kommt: Zuverlässi­ge Zahlen zum Infektions­geschehen gibt es nicht. Anfang Dezember berichtete die englischsp­rachige „Nepali Times“, dass die Zahl der täglichen Corona-Tests im gesamten Land von zwischenze­itlich 15 000 auf 9000 zurückgega­ngen sei, nachdem die Regierung eine Gebühr von umgerechne­t 14 Euro pro Test eingeführt habe. Wegen der Gebühr lassen sich viele Menschen nicht testen, obwohl sie Symptome aufweisen.

Das führt dazu, dass viele Covid-19-Infektione­n und Todesfälle in den Statistike­n vermutlich nicht erfasst werden. Auch eine Nachverfol­gung der Kontakte findet so gut wie nicht statt. Petra Pachner berichtet, dass die Regierung des Landes sich erst kürzlich dazu verpflicht­et habe, 374 neue Krankenhäu­ser zu errichten. Ob und wann sie gebaut werden, ist offen.

Darüber hinaus gibt es kaum gesundheit­liche Aufklärung, sagt Petra Pachner. Etwa 50 Prozent der Menschen seien Analphabet­en und können die Informatio­nen über das Coronaviru­s nicht lesen. Dazu kommt, dass die Wirtschaft des Landes am Boden liegt: Pro Jahr verlassen Tausende Nepalesen das Land, um im Ausland ihr Geld zu verdienen. Corona hat dazu geführt, dass viele dieser Arbeiter ihre Stelle im jeweiligen Gastland verloren haben und in ihre Heimat zurückgeke­hrt sind.

Das bedeutet, dass das Geld fehlt, mit dem die Gastarbeit­er bisher ihre Familien versorgt haben. Die Pandemie hat damit die wirtschaft­lichen Probleme und den Hunger im Land verstärkt.

Der Verein „Zukunft für Nepal“will daher zweierlei erreichen. Zum einen geht es darum, den Hunger in Nepal zu bekämpfen und zum anderen, die Lebensbedi­ngungen durch Ausbildung zu verbessern. Durch die enge Zusammenar­beit mit den Menschen vor Ort kann das Team von „Zukunft für Nepal“viel erreichen.

Für die Aktion „Gegen den Hunger in Nepal“sowie für bedürftige Kinder und Menschen mit Behinderun­gen veranstalt­et der Verein „Zukunft für Nepal“am 19. und 20. Dezember einen rollenden Weihnachts­markt. Die Menschen auf der Ostalb sind dazu aufgerufen, bis dahin weihnachtl­iche Dinge, aber auch Nützliches zu basteln, zu stricken, zu häkeln oder anderweiti­g zu fertigen. Petra Pachner bittet darum, die dabei entstanden­en Werke in der Gerokstraß­e 56 in Aalen abzugeben. Die Gegenständ­e werden dann beim rollenden Weihnachts­markt gegen Spenden abgegeben.

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FOTO: ZUKUNFT FÜR NEPAL E.V.
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FOTO: ZUKUNFT FÜR NEPAL E. V. Der Verein „Zukunft für Nepal“hat in der Region Kathmandu ein Ausbildung­szentrum eingericht­et. Dort gibt es auch eine Schule für Kinder. Das Foto zeigt die Aalenerin Petra Pachner bei einem Besuch der Einrichtun­g.

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