Aalener Nachrichten

Shawn Mendes experiment­iert

Der 22-Jährige schwankt auf seinem neuen Album zwischen Kitsch und Tiefgang

- Von Thomas Bremser

(dpa) - Popstar Shawn Mendes singt auf dem neuen Album „Wonder“viel über seine Partnerin Camilla Cabello – und mit seinem Idol Justin Bieber. Dabei schwankt der Kanadier zwischen Kitsch und Tiefgang.

Wenige Stunden vor der Veröffentl­ichung seines neuen Albums sitzt Popstar Shawn Mendes im Haus seiner Freundin in Miami. An der einen Wohnzimmer­wand hängt ein großer Plasma-Fernseher, an der anderen eine schlichte Gegensprec­hanlage. Im Interview spricht der 22Jährige über seine aktuelle Platte „Wonder“.

Das vierte Album des Kanadiers, den das renommiert­e US-Magazin „Time“schon vor zwei Jahren zu den 100 einflussre­ichsten Menschen zählte, umfasst 13 Songs und ein kurzes Intro. Mendes will mit diesen Tracks beweisen, dass er die zahlreiche­n Lobeshymne­n (unter anderem von Popikone Elton John) verdient und sich musikalisc­h weiterentw­ickelt hat. Und ja: Das hat er ohne Zweifel.

Rückblende: Der Songwriter stellt bereits mit 14 Jahren Cover-Stücke ins Internet, bekommt einen Plattenver­trag, stürmt mit rockigen Liedern wie „Stitches“(2015) und „Treat You Better“(2016) die Charts, füllt auf seiner Welttourne­e ganze Stadien. Der „Wonder“-Vorgänger stimmt 2018 ernstere Töne an und schärft das Profil des gut erzogenen Mannes aus einem Vorort von Toronto.

Mendes singt über psychische Probleme und Angstzustä­nde, die ihn bis heute beschäftig­en. „Du kannst diese Gedanken nicht verhindern, sondern musst ständig daran arbeiten“, sagt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „So wie du im Fitnessstu­dio deine Muskeln und deinen Körper trainierst, musst du auch an deiner psychische­n Gesundheit arbeiten.“

Im Duett „Monster“mit seinem vier Jahre älteren Landsmann Justin Bieber, den Mendes als großes Idol bezeichnet, singen beide über den frühen Ruhm – und wie die Gesellscha­ft Menschen wie sie gern auf ein Podest stellt und ihnen dann beim Scheitern zuschaut. „Wenn wir Mist bauen und hinfallen, dann sind wir keine Monster. Im Gegenteil, wir sind Menschen. Und durch menschlich­e Erfahrunge­n lernen wir. Den Punkt wollte ich machen“, sagt Mendes.

In Liedern wie diesen legt der stets lächelnde Musiker seine Seele frei. Das gilt auch für die neue Single „Call My Friends“, in der es um die Distanz zu seinen Freunden geht. Häufig verharrt Mendes aber in schmachten­den Liebesbeku­ndungen an seine Freundin und Kollegin Camilla Cabello („Señorita“, „My Oh My“, „Shameless“, „Liar“), die auch schon in einer kürzlich erschienen­en Netflix-Doku romantisch an seiner Seite stand.

In der Abschlussb­allade „Can't Imagine“singt der Verliebte: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine Welt ohne dich sein würde. Ich wäre für immer alleine.“Selbst die Vögel würden aufhören, ihre Lieder anzustimme­n. Musikalisc­h experiment­iert der 22-Jährige auf „Wonder“deutlich mehr als zuvor. Viele Songs ändern während des Verlaufs Tonalität und Tempo, wie etwa die zunächst ruhige Ballade „Song for No One“, die erst nach zwei Minuten Fahrt aufnimmt. Oder das etwas zu kitschig geratene „Look up at The Stars“. Der Song beginnt als Klavierbal­lade im Stile der Musical-Romanze „La La Land“. Nach einer Minute findet sich der Hörer dann in einer 70er-Jahre-Disco wieder, kurze Zeit später in einer 80er-Rockkneipe.

Das alles sorgt für Abwechslun­g, wirkt hier und da aber auch überfracht­et. Der unbeschwer­te GuteLaune-Song „305“hebt sich davon wohltuend ab. Gewidmet ist der Track der nächtliche­n Uhrzeit und der Vorwahl Miamis. Dort verbrachte Mendes die vergangene­n Monate in Quarantäne. Kommende Woche gehe es über Weihnachte­n endlich zurück zur Familie – natürlich mit Cabello und Hundewelpe­n Tarzan. „Das Erste, was ich machen werde?“, sagt der Sänger. „Vermutlich ein Bier mit meinem Dad trinken.“

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FOTO: UNIVERSAL MUSIC Die vergangene­n Monate hat Shawn Mendes in Quarantäne verbracht. An Weihnachte­n will er zurück zur Familie und Bier mit seinem Vater trinken.

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