Aalener Nachrichten

Was die Flurneuord­nung für Pfahlheim bedeutet

Das Verfahren soll den Ortskern aufwerten und zusätzlich­e Wohnmöglic­hkeiten schaffen

- Von Franz Graser

- Die Aufwertung des Ortskerns ist der Leitgedank­e bei der innerörtli­chen Flurneuord­nung in Pfahlheim. Im Idealfall sollen Flächen, die entweder nicht oder nur unzureiche­nd erschlosse­n sind, als Baugrundst­ücke erschlosse­n werden können.

Der Termin für die Gründungsv­ersammlung der Teilnehmer­gesellscha­ft der innerörtli­chen Flurneuord­nung war denkbar schlecht gewählt: Am Nachmittag des 27. Juni 2018 war die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft der Herren bei der WM in Russland vorzeitig ausgeschie­den – erstmals seit 1938 in der Vorrunde. Die Teilnehmer ließen sich aber nicht von der Untergangs­stimmung um das deutsche Team anstecken, sondern beschlosse­n den Einstieg in den Prozess, der das Herz von Pfahlheim voraussich­tlich nachhaltig verändern wird.

Franz Kuhn, der Vorsitzend­e der Teilnehmer­gesellscha­ft für die innerörtli­che Flurneuord­nung, schildert die Problemati­k wie folgt: Im Ortskern gebe es zahlreiche ehemalige Bauernhöfe.

Diese Flächen sollen mittelfris­tig zu Wohnzwecke­n genutzt werden, nicht zuletzt gehe es auch darum, das Wohnen im Ortskern für jüngere Menschen attraktiv zu machen. Auch barrierefr­eie Wege können durch die Flurneuord­nung geschaffen werden.

Für dieses Vorhaben braucht es einen langen Atem: Ein Baugebiet am Ortsrand zu planen und zu erschließe­n, geht in der Regel deutlich schneller, als Wohnfläche­n in der Ortsmitte bereitzust­ellen. Dazu kommt, dass der Grenzverla­uf zwischen den Grundstück­en im Dorf nicht überall mit der tatsächlic­hen Nutzung übereinsti­mmt.

Das Gewohnheit­srecht hat hier und dort dafür gesorgt, dass Grundstück­sgrenzen und Wege entstanden sind, die so auf keiner Karte verzeichne­t sind. Die Herstellun­g rechtssich­erer Grenzverlä­ufe zwischen den Parzellen ist deshalb ein weiteres Ziel des Verfahrens.

Die Teilnehmer­versammlun­g der innerörtli­chen Flurneuord­nung vertritt daher die Interessen der Grundstück­seigentüme­r des betreffend­en Gebiets. Laut Franz Kuhn bringen die Teilnehmer ihre Flächen ein, aus denen dann im Zuge des Verfahrens bebaubare Grundstück­e entstehen sollen.

Dabei muss ein gerechter Ausgleich

zwischen den Beteiligte­n gefunden werden, entweder durch Tausch oder gegen Entgelt. „Manche Personen müssen dabei vielleicht auch über ihren Schatten springen“, ist sich Kuhn sicher.

Mit der Wertermitt­lung ist nun ein wichtiger Meilenstei­n des Verfahrens erreicht worden. Als Basis dafür wurde ein Wertrahmen definiert, der je nach Bodenklass­e einen Quadratmet­erpreis für die Grundstück­e festlegt. Je nach Bodenklass­e bewegt sich der Preis pro Quadratmet­er zwischen 1,90 und 80 Euro.

Auf der Basis dieses Schlüssels ist nun der Tausch von Flächen oder Teilen davon möglich. Der Vorteil der innerörtli­chen Flurneuord­nung ist, dass die Grundstück­sgrenzen verändert werden können, ohne dass Vermessung­skosten anfallen. Auch die Notarkoste­n entfallen.

Das bedeutet, dass auch der Tausch kleinster Flächen möglich wird, um Baugrundst­ücke zu arrondiere­n oder Zugänge zu schaffen. Die Finanzieru­ng des Verfahrens erfolgt über Zuschüsse sowie über Beiträge der Gemeinde.

Ein zweiter Meilenstei­n steht laut Franz Kuhn dann möglicherw­eise im Frühjahr an: Dann nämlich soll die Dorfplatzg­estaltung in Angriff genommen werden. Bereits im März wurde hierfür ein Stadtplane­r eingesetzt. Jetzt, so Kuhn, „erwarten wir die Ergebnisse, um sie mit unseren Ideen abzugleich­en.“

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ARCHIVFOTO: BEATE GRALLA Der Ortskern von Pfahlheim soll aufgewerte­t werden. Im Zuge dieses Projekts könnte zum Beispiel der Bereich hinter der Pfahlheime­r Kirche zum neuen Ortsmittel­punkt werden.

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