Vom Bauchträger zum Marathonmann
Wie Frank Fischer den Schweinehund besiegte - Hüttlinger erzählt aus seinem Läuferleben
- Wer sich nur noch zwischen Schreibtisch und Couch hin- und herbewegt, für den ist ein Marathonlauf ein schier unerreichbares Ziel. Das war auch für Frank Fischer so. Sein Beispiel zeigt: Es geht doch! Den Weg dahin hat Fischer jetzt in einem Buch aufgeschrieben.
Er hatte es einfach dick, im wahrsten Wortsinn. Die Fotos aus dieser Zeit - wir zeigen sie lieber nicht - legen schonungslos offen, wie es um seine Fitness bestellt war. Damals, vor 18 Jahren, Frank Fischer war gerade 37 Jahre alt, kam die Erkenntnis: so geht es nicht weiter. Der Entwicklungsingenieur war Familienvater mit Haus und Vollzeitjob, saß berufsbedingt die meiste Zeit vor seinem Computer - der Bauch schwoll immer mehr an. Bei einer Größe von 1,70 Meter brachte er fast 80 Kilo auf die Waage.
Das Schlimmste aber war der stechende Schmerz im Rücken. „Der Arzt hat mir Schmerzmittel verschrieben, dann Elektrostimulation. Als das alles nicht half, kam die Physiotherapie“, erzählt Fischer im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung“. Die Qualen ließen zwar nach: „Ich wollte jedoch sichergehen, dass diese Schmerzen nicht wiederkommen.“Sport hatte er bis dahin möglichst vermieden. Doch der dicke Bauch, der schmerzende Rücken, die wachsende Trägheit - das alles wurde immer mehr zur Last. „Ich hab nach einer Sportart gesucht, die möglichst viele Kalorien verbrennt und bin so aufs Joggen gekommen“, erzählt Fischer. Und los gings, gleich vor der Haustür in Hüttlingen. Seine erste Laufstrecke, der Skulpturenweg in Niederalfingen, ist rund sechs Kilometer lang und war anfangs eine kaum zu nehmende Herausforderung. „Ich bin einfach losgelaufen“, erinnert sich Fischer.
Heute weiß der erfahrene Marathonläufer: Es geht anders. „Wer mit dem Laufen anfängt, sollte zunächst walken und das Walken dann nach und nach durch Joggen ersetzen“, so sein Rat. Geklappt hat es bei ihm trotzdem. „Der Leidensdruck war groß“, erklärt Fischer. Das ließ ihn alle Klippen nehmen. Was außerdem wichtig war: Seine Frau Sandra lief an seiner Seite immer mit.
Sein Buch, mit dem er andere motivieren möchte, es ihm nachzutun, enthält unter anderem auch diesen Tipp: „Man sollte langsam anfangen“. Auf die Frage, ob nicht schon genügend Ratgeber zu diesem Thema geschrieben wurden, meint der Hüttlinger schmunzelnd: „So einer noch nicht“. Das Buch von Fischer ist sehr persönlich, mit Geschichten zum Nachdenken und zum Lachen. Sein Weg zum Marathon ist voller Anekdoten, wie etwa die von seinem ersten Stadtlauf in Bopfingen: „Ich bin blauäugig losgelaufen und kaum hinterher gekommen. Wir waren beide viel zu warm angezogen.“Als er die erste Runde mit Mühe und schweißnass beendet hatte, hörte er mit Entsetzen den Sprecher sagen: „Auch Frank hat jetzt die erste Runde geschafft und kann in die zweite starten.“Erst da sei ihm klar geworden, dass er zwei Runden laufen muss.
Gut in Erinnerung ist ihm auch der Geologenlauf in Steinheim: „Als wir dort ankamen und auf dem Parkplatz die Schuhe wechseln wollten, haben wir gemerkt, dass die Laufschuhe noch zu Hause stehen“, erzählt Fischer. Was tun? Er hatte zum Glück sportliche Schuhe an - und lief eben mit denen.
Am Ende jedes der launigen 33 Kapitel gibt Fischer Tipps, etwa zur Ausrüstung, zur Reihenfolge der Trainingseinheiten oder ob man mit „Männerschnupfen“noch trainieren darf. Sein Rat: „Solange sich die Erkältung nur im Kopfbereich bemerkbar macht, darf weitergelaufen werden“, schreibt er. Am wichtigsten sei jedoch die Selbsteinschätzung.
Mehrere extreme Läufe hat Fischer hinter sich, wie seinen ersten Marathon in Berlin, auf den er sich mehrere Monate vorbereitete. Es folgten Ultra-Marathons: 50 Kilometer Albmarathon Schwäbisch Gmünd, 1070 Höhenmeter über die drei Kaiserberge. 100 Kilometer waren es bei der Ulmer Laufnacht. Dieses
Kapitel ist überschrieben mit: „Einmal 100 und nie wieder“. Im anschließenden Tipp-Teil ist zu lesen: „Falls es ein Hunderter oder mehr wird, überlege vorher, wer dich wieder nach Hause bringt. Vielleicht ist eine Übernachtung sinnvoll“. Sein Wissen gibt Fischer seit 2018 auch als Trainer bei Zeiss in Oberkochen weiter. Seit 2020 ist er Chef-Lauftrainer für die Aalener Laufgruppen.
Der dicke Bauch ist längst Geschichte. Doch die Traumfigur kommt nicht allein vom Laufen: „Training und Ernährung gehören zusammen“. Der Sixpack werde in der Küche gemacht, heißt es im Anschluss an das Kapitel über das Zählen von Kalorien – und das liest sich wahrlich nicht wie ein Zuckerschlecken. Klingt extrem? Doch Fischer winkt ab: Entscheidend sei die Bewegung an der frischen Luft. 10 000 Schritte am Tag seien ein sinnvolles Maß: „Extrem muss gar nicht sein“. Nur wenn er einen langen Lauf vor sich hat, trainiert er täglich. „Jetzt im Winter laufe ich zwei bis dreimal in der Woche, etwa acht bis zehn Kilometer.“Kaum zu glauben, wenn Fischer sagt: „Ich laufe einfach nach Gefühl und auch mal locker“.
Frank Fischer:
Verlag: Weisse Drei in Westhausen, Druck: Druckerei Opferkuch. Preis 16,90 Euro.