Aalener Nachrichten

Der Politik fehlt die Klarheit

- Von Dirk Grupe d.grupe@schwaebisc­he.de

Blicken Sie noch durch bei den Corona-Maßnahmen? Wann was für wie lange gilt? So oder so, die Politik gibt in der Krise zunehmend ein unsicheres Bild ab. Was für die Maßnahmen genauso zutrifft wie für die Kommunikat­ion.

So verkündet Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n am Freitag Ausgangsbe­schränkung­en, weitere Verschärfu­ngen folgen – möglicherw­eise – nach einem Treffen mit den Ministerpr­äsidenten, die dann wer weiß was beschließe­n oder auch nicht. Bis dahin lautet eine Empfehlung, um sich vor dem Virus zu schützen: „Gehen Sie gezielt einkaufen.“Danke dafür.

Seit Tagen heißt es, Deutschlan­d stehe vor einem harten Lockdown. Längst stellt sich die Frage: Wann kommt er denn nun? Der Einzelhand­el: soll das Weihnachts­geschäft mitnehmen. Schulen, Kitas, Universitä­ten: sollen aufbleiben, jetzt vielleicht aber doch nicht, man wird sehen. Um es klar zu sagen: Das Land braucht eine Vollbremsu­ng, auch wenn es wehtut und manchen sogar sehr weh. Die Infektions­zahlen schnellen jedoch in die Höhe, die Menschen sterben, es spielen sich Tragödien ab.

So liegt es nahe, dass nach der Ausgangssp­erre weitere Entscheidu­ngen getroffen werden, die der Lage Rechnung tragen. Und nicht die Fehler vom November wiederholt werden. Als Bund und Länder sich für einen Teil-Lockdown entschiede­n, hieß es: „Die Vernunft hat gesiegt.“Nein, das hatte sie nicht. Heute lässt sich sagen, aus dem Verlauf der Pandemie haben Politik und Wissenscha­ft nicht genug gelernt, es wurde nicht entscheide­nd verstanden, wie sich das Virus eindämmen lässt. Die Vorbereitu­ngen auf die zweite Welle waren daher mangelhaft, an kreativen Lösungen fehlt es bis heute.

Das mag bei einer komplizier­ten Materie wie dieser zum Teil verständli­ch sein. Verwunderl­ich ist dann allerdings, dass die Politik unentwegt die Unvernunft der Bürger beklagt. Die Appelle mögen nicht unbedingt falsch sein. Mehr Verständni­s für ihr Tun könnten die Entscheidu­ngsträger aber erzielen, wenn sie den Blick auch auf sich selber richten würden. Verbunden mit dem Eingeständ­nis: „Wir haben uns geirrt.“

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