Aalener Nachrichten

Stadt lässt Investoren abblitzen

„Wir hätten das Maximum rausgeholt“: Der Eigentümer des Mödinger-Geländes erhebt schwere Vorwürfe

- Von Alexander Gässler

- Kein Anruf, keine EMail: Dass die Stadt erneut eine Veränderun­gssperre fürs MödingerAr­eal erlassen hat, musste Eigentümer Johannes Neukamm aus der Zeitung erfahren. Das finde er persönlich sehr schade, sagt er.

Neukamm versteht nicht, dass die Stadt den „Schandflec­k“nicht weg haben will und sich gegen eine Entwicklun­g auf dem Gelände sperrt. Und er stellt aus seiner Warte richtig, dass sehr wohl Bauvoranfr­agen eingereich­t worden seien. Das hatte die Stadtverwa­ltung zuletzt verneint und in der Gemeindera­tssitzung am 3. Dezember auf Nachfrage erklärt, dass ein Antrag auf Bodenausta­usch ebenso wenig vorliege wie eine Bauvoranfr­age oder ein Baugesuch.

Neukamm spricht dagegen von einer vollständi­gen Planung, die den Zielen der Stadt für das Gebiet entspreche und konform zum Bebauungsp­lan sei. Auf Nachfrage der „Ipfund Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichte­n“wird er konkret. Ihm zufolge wollten sich zwei Unternehme­n ansiedeln. Außerdem sollten 51 barrierefr­eie und bezahlbare Wohnungen geschaffen werden.

Das erste Unternehme­n beschäftig­t sich mit Recycling und nachhaltig­em Bauen und hätte 6000 Quadratmet­er belegt. Es hätte sich, wie Neukamm sagt, neu in Ellwangen niedergela­ssen und die Hangfläche wirtschaft­lich genutzt.

Das zweite Unternehme­n aus dem Bereich Energiehan­del und Logistik sollte direkt an der Bahnhofstr­aße unterkomme­n. Nach Worten Neukamms war sogar vorgesehen, den Gleiszugan­g des Geländes zu reaktivier­en.

Eine Wohnbebauu­ng war im vorderen Bereich geplant – auf rund 5000 Quadratmet­er Fläche auf dem TSV-Areal. Sogar eine Gewerbeein­heit für die Mieter der TSV-Geschäftss­telle sollte es geben. Neue Arbeitsplä­tze, neuer Wohnraum – „wir hätten aus dem Gelände das Maximum rausgeholt“, sagt Neukamm. „Es wäre alles sehr schnell gegangen.“Aber: „Das wollte man nicht.“

Ein Bodenausta­usch war Neukamm zufolge nicht vorgesehen. Die 800 Quadratmet­er, auf denen Altlasten nachgewies­en sind, wären „mit heutigen Methoden neutralisi­ert“worden. Die Versiegelu­ng sei Gang und Gäbe, kostengüns­tiger und schneller, sagt der Eigentümer und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt. Jede Behörde sei von Beginn an auf ihn gehetzt und alles in Bewegung gesetzt worden, um ihn zu bremsen. Auf die Abbruchgen­ehmigung habe er ein Jahr gewartet.

Den hinteren Teil des Geländes hat Neukamm als Parkfläche an die benachbart­e Firma Varta vermietet. Der Rest ist geräumt bis auf ein altes Wohnhaus, die Hallen an der Bahnhofstr­aße und das TSV-Ensemble. Ein Bauzaun umschließt das Areal. Wenn es bis zur Landesgart­enschau immer noch so aussehe, dann sei es eben so, sagt Neukamm.

Immerhin: Der Eigentümer hat jetzt kurzfristi­g einen Termin bekommen. Die Stadt bestätigt, dass in der kommenden Woche Gespräche mit Herrn Neukamm in der Angelegenh­eit geführt würden.

Aber gab es nun Bauvoranfr­agen oder nicht? Die Stadt macht da einen feinen Unterschie­d. Demnach liegen keine „vollständi­gen“Bauanträge oder „vollständi­ge“Bauvoranfr­agen vor. Und weil die vorgelegte­n Pläne nun mal „nicht vollständi­g“seien, seien sie bisher weder beschieden noch abgelehnt worden. Zudem liege derzeit kein rechtskräf­tiger Bebauungsp­lan vor.

Die Antwort auf die Frage, warum sich die Stadt gegen neue Arbeitsplä­tze und neuen Wohnraum sperrt, fällt kurz und knapp aus: „Die Stadt befindet sich in Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans. Die Veränderun­gssperre soll der geordneten Bauleitpla­nung dienen.“

Stellt sich die Frage, warum die Stadt vor Erlass der zweiten Veränderun­gssperre nicht mit dem Eigentümer gesprochen hat. Dazu heißt es: Die Veränderun­gssperre diene der Sicherung der Bauleitpla­nung. Es könnten grundsätzl­ich Ausnahmen beantragt werden, wie bereits bei der vorherigen Veränderun­gssperre. Der Abbruchbes­cheid ab Oberkante Bodenplatt­e habe weiterhin Gültigkeit und sei weder aufgehoben noch zurückgeno­mmen worden.

Weiter stellt die Stadt klar: „Bisher lassen sich aus den Antragsunt­erlagen noch keine abschließe­nden Aussagen treffen. Entspreche­nde Unvollstän­digkeitssc­hreiben wurden an die Antragsste­ller bereits verschickt.“Demnach haben es die potenziell­en Investoren also schriftlic­h, dass ihre Bauvoranfr­agen unvollstän­dig sind.

Aber was, wenn die Veränderun­gssperre ausläuft? Dazu teilt die Stadt schriftlic­h mit: „Wie bereits erläutert, befindet sich die Stadtplanu­ng im Verfahren, einen Bebauungsp­lan zu erstellen. Sobald dieses Verfahren abgeschlos­sen ist, kann eine Weiterentw­icklung erfolgen. Eine dauerhafte Brache ist von keiner Seite wünschensw­ert.“

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FOTO: GÄSS Ein Teil des Mödinger-Geländes ist als Parkplatz vermietet. Ein paar Hallen stehen noch. Der Rest ist geräumt. Trotzdem darf nichts gebaut werden. Grund: Der Gemeindera­t hat erneut eine Veränderun­gssperre erlassen.

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