Teilerfolg für Leyendecker
„Spiegel“ändert Untersuchungsbericht zum Artikel über den GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen
HAMBURG (epd) - Der Journalist Hans Leyendecker hat beim „Spiegel“Änderungen an einem Bericht der „Aufklärungskommission“des Magazins durchgesetzt. Der Ende Oktober publizierte Bericht befasst sich mit einer Titelgeschichte aus dem Jahr 1993 zum GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen und äußert erhebliche Zweifel an Leyendeckers Angaben zur Entstehung des Artikels. Am Donnerstag veröffentlichte der „Spiegel“im Internet nun eine neue Version des Berichts, die vor allem Aussagen Leyendeckers enthält, die zuvor nicht berücksichtigt worden waren.
Dennoch schreibt der „Spiegel“in einem Zusatz zu dem Bericht, dass sich nach Ansicht der Kommission daraus keine neuen Erkenntnisse ergeben hätten. Sie bleibe daher bei ihrer Einschätzung, es sei unwahrscheinlich, dass Leyendecker, wie von ihm angegeben, einen Zeugen persönlich getroffen und zusätzlich über eine anonyme Quelle am Telefon verfügt habe. Wahrscheinlicher sei, dass der Journalist lediglich ein Telefongespräch mit einer anonymen Quelle geführt habe.
Durch den Einsatz der PolizeiSpezialeinheit GSG 9 in Bad Kleinen sollten 1993 zwei RAF-Mitglieder festgenommen werden. Bei einem Schusswechsel starben ein GSG-9Beamter und der RAF-Terrorist Wolfgang Grams. Kurz nach dem Vorfall berichtete Leyendecker in dem „Spiegel“-Artikel „Der Todesschuss“, ein Zeuge habe gesehen, wie ein GSG-9-Beamter Grams erschossen habe. Daraufhin gab es personelle Konsequenzen in Politik und Justiz.
Nach dem späteren Ergebnis der Ermittlungen, das mehrfach von Gerichten überprüft wurde, tötete sich der schwer verwundete Grams durch einen Schuss aus der eigenen Waffe selbst. Leyendecker entschuldigte sich in den Folgejahren mehrfach und bezeichnete es als seinen „verheerendsten Fehler“, dass er einem unzuverlässigen Informanten vertraut habe. Leyendecker arbeitete von 1979 bis 1997 für den „Spiegel“.