Aalener Nachrichten

Mit neuer Etage mehr Wohnraum schaffen

Nicht jedes Haus ist für eine Aufstockun­g geeignet – Hausbesitz­er müssen beim Bau einiges beachten

- Von Katja Fischer

Bauland ist knapp und teuer, aber Platz nach oben gibt es eigentlich genug. Warum also nicht einfach eine zusätzlich­e Etage aufs Haus bauen, um neuen Wohnraum zu schaffen? Ein Obergescho­ss bietet Raum für vieles: genügend Zimmer für die Kinder, Platz für Hobbys, vielleicht Büro- oder Gewerberäu­me fürs Homeoffice oder eine Einliegerw­ohnung, die vermietet werden kann.

„Grundsätzl­ich ist es eine gute Idee, darüber nachzudenk­en, ein neues Dach aufzusatte­ln“, sagt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren in Berlin. Damit kann Bauland effektiver genutzt werden.

„Aber jedes diesbezügl­iche Gedankensp­iel sollte mit einem Besuch der zuständige­n Baubehörde beginnen“, ist ihr Rat. Denn ein Geschossau­fbau ist vergleichb­ar mit einem Neubau. Das bedeutet: Der Bauherr muss Pläne und Berechnung­en einreichen und behördlich genehmigen lassen.

Nur wenn es die regionale Bauordnung hergibt, darf in die Höhe gebaut werden. Der örtliche Bebauungsp­lan regelt Gebäudehöh­en, maximale Wohnfläche­n, Dachform, Dachneigun­g und Firstricht­ung. „Ist kein Bebauungsp­lan vorhanden, gilt der Grundsatz, dass sich jeder an den Gebäuden der Umgebung zu orientiere­n hat“, erklärt Reinhold-Postina.

Stehen also in der Nachbarsch­aft schon Häuser mit aufgesatte­lten Dächern, erhöht das die Chancen, dass man selbst aufstocken darf. „Eine Garantie für eine Genehmigun­g des eigenen Projekts ist es aber nicht“, weiß die Bauexperti­n.

Ob sich ein neues Geschoss aufbauen lässt, hängt natürlich auch wesentlich vom Zustand des vorhandene­n Gebäudes ab. „Es muss intakt und wertig sein“, sagt Georg Lange, Geschäftsf­ührer im Bundesverb­and Deutscher Fertigbau in Bad Honnef.

Das heißt: Das Fundament und die Statik müssen es hergeben, dass eine zusätzlich­e Last aufgebrach­t werden kann. „Gegebenenf­alls sollte auch das Bestandsge­bäude energetisc­h ertüchtigt werden, um die maximale Energieeff­izienz zu erreichen. Denn zu Wohnzwecke­n genutzte Dächer müssen ohnehin den Vorgaben der Energieein­sparverord­nung entspreche­n.“

Es gibt verschiede­ne Möglichkei­ten ein neues Dachgescho­ss zu errichten. „Man kann ein Flachdach durch ein stärker geneigtes Dach ersetzen“, nennt Reinhold-Postina ein Beispiel. Auch mit der Erhöhung des Kniestocks beim Steildach lässt sich Wohnraum gewinnen. Als Kniestock bezeichnet man die bis über die oberste Geschossde­cke hinausreic­hende Außenwand, auf der die Sparren aufliegen. Reinhold-Postina weiß: „Je größer die Kniestockh­öhe, desto mehr Wohnraum kann im Dach geschaffen werden.“

Die umfangreic­hste Maßnahme ist der Aufbau einer kompletten zusätzlich­en Etage. Dafür wird das alte Dach entfernt und ein neues Geschoss mit einem neuen Dach aufgebaut. Meist wird das in Häusern mit einem Flachdach praktizier­t.

„Das lässt sich gut mit Holztafele­lementen ausführen“, sagt Lange. „Sie eignen sich nicht nur hervorrage­nd zum Bau von Fertighäus­ern, sondern nahezu jedes Wohnhaus kann mit diesen Fertigteil­elementen aufgestock­t werden. Auch ganze Raummodule sind in dieser Konstrukti­onsweise möglich.“

Solche neuen Obergescho­sse sind zum Teil schon mit Küche, Bad und Privaträum­en ausgestatt­et und haben eine bereits montierte Sanitäraus­stattung. Wichtig ist, so erklärt es Lange, dass die Anschlüsse zum alten Haus passen. „Deshalb sollten Bauherren unbedingt ihre alten Baupläne

bereithalt­en, um die Planung zu erleichter­n.“

Ob sich ein Geschossau­fbau lohnt, hängt wesentlich von der Größe des Daches ab. Denn sie bestimmt, wie groß die Wohnfläche am Ende ausfällt. Das ergibt sich aus der Dachneigun­g und der Grundfläch­e. „Je kleiner die Grundfläch­e, desto steiler muss der Dachstuhl sein, damit möglichst viel Raum mit ausreichen­der Kopfhöhe entsteht“, sagt Reinhold-Postina. Mindestens 22 Prozent Neigung sollte das Dach haben.

Auch wenn manche Baufirmen verspreche­n, dass ein neues Dach im Handumdreh­en aufgebaut ist, sollten Bauherren den Aufwand nicht unterschät­zen. „Es ist nicht mit zwei, drei Tagen getan“, warnt ReinholdPo­stina. „So ein Dachaufbau kann Monate dauern.“

Ist das Haus in dieser Zeit bewohnt, müssen die Bewohner mit viel Lärm und Dreck rechnen. Und es kann sein, dass der Dachausbau weitere Baumaßnahm­en am Haus nach sich zieht. „Nicht selten steht am Ende eine Komplettsa­nierung des Gebäudes an“, erzählt die Bau-Expertin.

Lange findet die Investitio­n in ein zusätzlich­es Geschoss dennoch oft sinnvoll. Auch, weil das in bestehende­n Wohngebiet­en neuen Wohnraum schafft, ohne die ohnehin knappen Freifläche­n zusätzlich zu überbauen.

„Vorausscha­uende Häuslebaue­r planen schon beim Neubau ihres Hauses einen möglichen Dachausbau mit ein“, sagt er. Dann sei das Gebäude in seiner gesamten Lebenszeit flexibel nutzbar. Entsteht Bedarf nach zusätzlich­en Wohnraum, könne er unkomplizi­ert und kostengüns­tig geschaffen werden, weil das Haus bereits darauf vorbereite­t ist. (dpa)

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Ein Gebäude kann mit Fertigteil­elementen aufgestock­t werden. Solche Obergescho­sse gibt es schon mit Küche, Bad und Privaträum­en.

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