Aalener Nachrichten

Domäne Kapfenburg wird biologisch

Neuer Rinderlauf­stall – Justizvoll­zug leistet Beitrag zur Erhaltung des Limpurger Rinds

- Von Franz Mayer

- Seit mehr als 60 Jahren wird die zur Kapfenburg gehörende landwirtsc­haftliche Domäne als Außenstell­e der Justizvoll­zugsanstal­t (JVA) Schwäbisch Hall betrieben. Mit einem kürzlich eingereich­ten Baugesuch zur Errichtung eines Rinderlauf­stalls, eines Melkhauses und einer unterirdis­chen Güllegrube sind erste Schritte zu einer künftigen biologisch­en Rinderhalt­ung eingeleite­t worden.

Die Verantwort­lichen auf der Kapfenburg und in Schwäbisch Hall sehen die Umstruktur­ierung der Domäne als eine Investitio­n in die Zukunft. Nachhaltig­keit und Umweltschu­tz haben sie dabei ebenso im Auge wie Tierwohl und Artenschut­z. Denn eine vom Aussterben bedrohte Rinderrass­e, das Limpurger Rind, soll auf die Domäne kommen. Ihren Namen tragen die Rinder von ihrem „Stammland“, der ehemaligen Grafschaft Limpurg, südlich von Schwäbisch Hall gelegen, die 1804 nach Württember­g kam.

Das Limpurger Rind ist die älteste Rinderrass­e Württember­gs und war bis 1900 auch im Ostalbkrei­s dominieren­d. Doch im 20. Jahrhunder­t stand die Steigerung der Milchprodu­ktion im Vordergrun­d des Blickfelds von Rinderzüch­tern, was zu „Turbokühen“mit Milchleist­ungen bis zu 10 000 Litern pro Jahr geführt hat. Doch mittlerwei­le hat ein Umdenken begonnen.

Bei einem Gespräch mit der „Ipfund Jagst-Zeitung/Aalener Nachrichte­n“haben Teresa Mazzarella, Geschäftsf­ührerin des Vollzuglic­hen Arbeitswes­ens bei der JVA Schwäbisch Hall und Kapfenburg-Dienststel­lenleiter Walter Weber auch über Strafvollz­ug auf der Domäne Kapfenburg

berichtet. Platz gibt es dort für 43 männliche Strafgefan­gene, derzeit sind es 27, die durch sinnvolle Arbeit auch eine Bewusstsei­nsänderung und Resozialis­ierung erleben sollen. Für sie gelten regelmäßig­e Arbeitszei­ten mit längeren Pausen dazwischen, im Stall ein Sechs-TageRhythm­us mit 6,5 Stunden Arbeitszei­t und dem siebten Tag als Ruhetag.

Bei den landwirtsc­haftlichen Arbeiten entwickelt­en die Strafgefan­genen auch einen Bezug zu den Tieren, mit Verantwort­ungsgefühl um das Tierwohl bemüht, sagt Walter Weber. Er sieht in einem künftigen Rinderlauf­stall auch Freiheit „für beide Seiten.“Dabei gilt Disziplin für Tiere und Menschen. Teresa Mazzarella fasst sie zusammen in der bewährten Weisheit: „So viel Freiheit wie möglich und so viel Zwang wie nötig.“

Kern einer biologisch­en Landwirtsc­haft ist ein möglichst natürliche­r Kreislauf in der Bewirtscha­ftung von Wiesen und Äckern mit Verzicht auf mineralisc­he Düngung und chemischen Pflanzensc­hutz. Eine Güllegrube mit Lagerkapaz­ität für neun Monate ist hierzu auf der Kapfenburg vorgesehen und genügend landwirtsc­haftliche Fläche vorhanden. Auf der Kapfenburg sind es 130 Hektar, für aktuell etwa 180 Rinder, davon rund 90 Milchkühe.

Außer der Landwirtsc­haft werden auf der Kapfenburg jährlich 300 Raummeter Buchenbren­nholz aufgearbei­tet, getrocknet und auf Kundenwuns­ch auch auf Ofenlänge gesägt. Zur Domäne zählt auch eine Schnapsbre­nnerei, wo eigenes Obst und Korn zur Destillati­on gelangen. Neuestes Produkt ist Whisky aus eigenem Getreide im Eichenfass gereift.

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FOTOS: FRANZ MAYER So sehen sie aus, die Limpurger Rinder, die bald auf der Kapfenburg heimisch werden sollen.
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Dienststel­lenleiter Walter Weber und Teresa Mazzarella am Eingang zum alten Stall.

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