Domäne Kapfenburg wird biologisch
Neuer Rinderlaufstall – Justizvollzug leistet Beitrag zur Erhaltung des Limpurger Rinds
- Seit mehr als 60 Jahren wird die zur Kapfenburg gehörende landwirtschaftliche Domäne als Außenstelle der Justizvollzugsanstalt (JVA) Schwäbisch Hall betrieben. Mit einem kürzlich eingereichten Baugesuch zur Errichtung eines Rinderlaufstalls, eines Melkhauses und einer unterirdischen Güllegrube sind erste Schritte zu einer künftigen biologischen Rinderhaltung eingeleitet worden.
Die Verantwortlichen auf der Kapfenburg und in Schwäbisch Hall sehen die Umstrukturierung der Domäne als eine Investition in die Zukunft. Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben sie dabei ebenso im Auge wie Tierwohl und Artenschutz. Denn eine vom Aussterben bedrohte Rinderrasse, das Limpurger Rind, soll auf die Domäne kommen. Ihren Namen tragen die Rinder von ihrem „Stammland“, der ehemaligen Grafschaft Limpurg, südlich von Schwäbisch Hall gelegen, die 1804 nach Württemberg kam.
Das Limpurger Rind ist die älteste Rinderrasse Württembergs und war bis 1900 auch im Ostalbkreis dominierend. Doch im 20. Jahrhundert stand die Steigerung der Milchproduktion im Vordergrund des Blickfelds von Rinderzüchtern, was zu „Turbokühen“mit Milchleistungen bis zu 10 000 Litern pro Jahr geführt hat. Doch mittlerweile hat ein Umdenken begonnen.
Bei einem Gespräch mit der „Ipfund Jagst-Zeitung/Aalener Nachrichten“haben Teresa Mazzarella, Geschäftsführerin des Vollzuglichen Arbeitswesens bei der JVA Schwäbisch Hall und Kapfenburg-Dienststellenleiter Walter Weber auch über Strafvollzug auf der Domäne Kapfenburg
berichtet. Platz gibt es dort für 43 männliche Strafgefangene, derzeit sind es 27, die durch sinnvolle Arbeit auch eine Bewusstseinsänderung und Resozialisierung erleben sollen. Für sie gelten regelmäßige Arbeitszeiten mit längeren Pausen dazwischen, im Stall ein Sechs-TageRhythmus mit 6,5 Stunden Arbeitszeit und dem siebten Tag als Ruhetag.
Bei den landwirtschaftlichen Arbeiten entwickelten die Strafgefangenen auch einen Bezug zu den Tieren, mit Verantwortungsgefühl um das Tierwohl bemüht, sagt Walter Weber. Er sieht in einem künftigen Rinderlaufstall auch Freiheit „für beide Seiten.“Dabei gilt Disziplin für Tiere und Menschen. Teresa Mazzarella fasst sie zusammen in der bewährten Weisheit: „So viel Freiheit wie möglich und so viel Zwang wie nötig.“
Kern einer biologischen Landwirtschaft ist ein möglichst natürlicher Kreislauf in der Bewirtschaftung von Wiesen und Äckern mit Verzicht auf mineralische Düngung und chemischen Pflanzenschutz. Eine Güllegrube mit Lagerkapazität für neun Monate ist hierzu auf der Kapfenburg vorgesehen und genügend landwirtschaftliche Fläche vorhanden. Auf der Kapfenburg sind es 130 Hektar, für aktuell etwa 180 Rinder, davon rund 90 Milchkühe.
Außer der Landwirtschaft werden auf der Kapfenburg jährlich 300 Raummeter Buchenbrennholz aufgearbeitet, getrocknet und auf Kundenwunsch auch auf Ofenlänge gesägt. Zur Domäne zählt auch eine Schnapsbrennerei, wo eigenes Obst und Korn zur Destillation gelangen. Neuestes Produkt ist Whisky aus eigenem Getreide im Eichenfass gereift.