Puppen für die Gewaltprävention
Auf dem Galgenberg trifft sich eine Gruppe von Frauen regelmäßig zum Nähen
- Einige Frauen auf dem Galgenberg treffen sich immer wieder zum Puppennähen. Etwa 24 Stunden, aufgeteilt auf viele Nachmittage, brauchen sie bis eine Puppe fertig ist. Ihre Arbeit fließt in ein Projekt, das neue Begegnungen in ihrem Stadtquartier schafft. Die Puppen sind nämlich für ein Projekt des Landratsamts, wo sie von Grundschulen angefragt werden. Lehrer üben mit den Handpuppen einen förderlichen Umgang der Schüler miteinander, um auf Gewalt verzichten zu können.
Die fleißigen Näherinnen auf dem Galgenberg sind Ende 20 und über 70 Jahre alt. Die meisten kannten sich vorher gar nicht. Christine Class, die seit vielen Jahren mit ihrer Familie auf dem Galgenberg wohnt, sprach sie an und machte sie mit dem Projekt bekannt. Class hat schon Erfahrung mit verschiedenen Aktivitäten, die das Zusammenleben in ihrem Stadtquartier schöner und leichter machen: Vorschläge für bessere Verkehrsführung, Müllbeseitigung, Belebung von Plätzen im Wohngebiet.
„Die Idee mit den Puppen als Figuren der Gewaltprävention ist keine Erfindung von uns“, erzählt Christine Class. „Damit setzen wir ein Projekt des Landratsamts Ostalb in unserem Wohngebiet um“. Den Rahmen gibt Andreas Schumschal vor, der im Landratsamt für die Koordinationsstelle Prävention und soziales Lernen zuständig ist. Er hat mit Kolleginnen ein Praxisbuch mit konkreten Aufgaben erarbeitet. Es nennt sich „Max besser“, ein populärer Titel, der das Motto „Mach’s besser“mit Skizzen und Karikaturen veranschaulicht. Class hat als Koordinationsleiterin
die Konzeption dieses Praxisbuches mit der Schillerschule realisiert.
Noch vor der Corona-Zeit hat es begonnen mit zwei Treffen in der Schillerschule, in der die Frauen als Coaches tätig wurden. Als solche beraten und begleiten sie ein Projekt. Die Begegnungen von Jung und Alt wirkten nicht nur in ihrem Arbeitskreis befruchtend und belebend, sondern auch im Umgang mit den Schülerinnen der Schillerschule. Untereinander lernten sich die Frauen als aktive Gruppe in ihrem Stadtteil erst so richtig kennen und schätzen. „Die Fröhlichkeit bei der Arbeit in der Gruppe tut gut“, schildert eine Teilnehmerin ihre Gefühle.
Inzwischen geht das Puppennähen unter Corona-Bedingungen in Heimarbeit weiter. Margitta Schmidt aus Neresheim hat die Puppen entworfen und gibt den Frauen auf dem Galgenberg Tipps für geschicktes Nähen. Fast sind alle Puppen für die Schule hergestellt. Während der ersten Corona-Phase haben die Frauen ihre Arbeit auf das Masken-Schneidern ausgeweitet.
„Wir haben jetzt schon weit über 250 Mund-und-Nasen-Schutzmasken
für Alten- und Pflegeheime sowie für das Migranten-Übergangswohnheim in der Ulmer Straße und für die Geflüchteten auf der Insel Lesbos hergestellt“, berichten die Frauen mit berechtigtem Stolz.
Und Christine Class stellt fest: „Erstmals ist eine außergewöhnliche, gelungene Kooperation zwischen den Frauen auf dem Galgenberg, dem Landratsamt und der Schillerschule entstanden“. Dass auch die Gemeinschaft auf dem Galgenberg erneut gestärkt wurde, lässt sich aus manchen Gesprächen entnehmen.