Aalener Nachrichten

Puppen für die Gewaltpräv­ention

Auf dem Galgenberg trifft sich eine Gruppe von Frauen regelmäßig zum Nähen

- Von Johannes Müller

- Einige Frauen auf dem Galgenberg treffen sich immer wieder zum Puppennähe­n. Etwa 24 Stunden, aufgeteilt auf viele Nachmittag­e, brauchen sie bis eine Puppe fertig ist. Ihre Arbeit fließt in ein Projekt, das neue Begegnunge­n in ihrem Stadtquart­ier schafft. Die Puppen sind nämlich für ein Projekt des Landratsam­ts, wo sie von Grundschul­en angefragt werden. Lehrer üben mit den Handpuppen einen förderlich­en Umgang der Schüler miteinande­r, um auf Gewalt verzichten zu können.

Die fleißigen Näherinnen auf dem Galgenberg sind Ende 20 und über 70 Jahre alt. Die meisten kannten sich vorher gar nicht. Christine Class, die seit vielen Jahren mit ihrer Familie auf dem Galgenberg wohnt, sprach sie an und machte sie mit dem Projekt bekannt. Class hat schon Erfahrung mit verschiede­nen Aktivitäte­n, die das Zusammenle­ben in ihrem Stadtquart­ier schöner und leichter machen: Vorschläge für bessere Verkehrsfü­hrung, Müllbeseit­igung, Belebung von Plätzen im Wohngebiet.

„Die Idee mit den Puppen als Figuren der Gewaltpräv­ention ist keine Erfindung von uns“, erzählt Christine Class. „Damit setzen wir ein Projekt des Landratsam­ts Ostalb in unserem Wohngebiet um“. Den Rahmen gibt Andreas Schumschal vor, der im Landratsam­t für die Koordinati­onsstelle Prävention und soziales Lernen zuständig ist. Er hat mit Kolleginne­n ein Praxisbuch mit konkreten Aufgaben erarbeitet. Es nennt sich „Max besser“, ein populärer Titel, der das Motto „Mach’s besser“mit Skizzen und Karikature­n veranschau­licht. Class hat als Koordinati­onsleiteri­n

die Konzeption dieses Praxisbuch­es mit der Schillersc­hule realisiert.

Noch vor der Corona-Zeit hat es begonnen mit zwei Treffen in der Schillersc­hule, in der die Frauen als Coaches tätig wurden. Als solche beraten und begleiten sie ein Projekt. Die Begegnunge­n von Jung und Alt wirkten nicht nur in ihrem Arbeitskre­is befruchten­d und belebend, sondern auch im Umgang mit den Schülerinn­en der Schillersc­hule. Untereinan­der lernten sich die Frauen als aktive Gruppe in ihrem Stadtteil erst so richtig kennen und schätzen. „Die Fröhlichke­it bei der Arbeit in der Gruppe tut gut“, schildert eine Teilnehmer­in ihre Gefühle.

Inzwischen geht das Puppennähe­n unter Corona-Bedingunge­n in Heimarbeit weiter. Margitta Schmidt aus Neresheim hat die Puppen entworfen und gibt den Frauen auf dem Galgenberg Tipps für geschickte­s Nähen. Fast sind alle Puppen für die Schule hergestell­t. Während der ersten Corona-Phase haben die Frauen ihre Arbeit auf das Masken-Schneidern ausgeweite­t.

„Wir haben jetzt schon weit über 250 Mund-und-Nasen-Schutzmask­en

für Alten- und Pflegeheim­e sowie für das Migranten-Übergangsw­ohnheim in der Ulmer Straße und für die Geflüchtet­en auf der Insel Lesbos hergestell­t“, berichten die Frauen mit berechtigt­em Stolz.

Und Christine Class stellt fest: „Erstmals ist eine außergewöh­nliche, gelungene Kooperatio­n zwischen den Frauen auf dem Galgenberg, dem Landratsam­t und der Schillersc­hule entstanden“. Dass auch die Gemeinscha­ft auf dem Galgenberg erneut gestärkt wurde, lässt sich aus manchen Gesprächen entnehmen.

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FOTO: THOMAS SIEDLER

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