„Noch haben wir die Lage gut im Griff“
Laut Professor Ulrich Solzbach gibt es an den Kliniken Ostalb noch Kapazitäten an Intensivbetten, Beatmungsplätzen und Personal
- Angesichts der nach wie vor steigenden Zahl an Corona-Neuinfektionen ist in den vergangenen Tagen immer wieder die Rede von einer möglichen Triage, bei der das medizinische Personal in den Kliniken entscheiden müsste, wer eine lebensrettende Behandlung erhält und wer nicht. „Eine solche steht bei uns nicht zur Debatte“, sagt Professor Ulrich Solzbach, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Ostalb. Im Gegensatz zu anderen Kliniken in Deutschland sei die Situation an den drei Krankenhäusern im Ostalbkreis noch stabil – sowohl, was die Kapazität der Intensivbetten und Beatmungsplätze betrifft, als auch die des zur Verfügung stehenden Personals.
„Die Bürger im Ostalbkreis können sich sicher fühlen“, sagt Solzbach im Gespräch mit den „Aalener Nachrichten / Ipf- und Jagst-Zeitung“. In den Kliniken Ostalb gebe es zwar eine leicht steigende Tendenz an Corona-Fällen, „doch vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems sind wir noch weit entfernt“.
Laut Stand am Freitagvormittag liegen derzeit im Aalener Ostalb-Klinikum sechs Patienten auf der Intensivstation, im Mutlanger Stauferklinikum sind es vier Patienten und in der Ellwanger Sankt-Anna-Virngrund-Klinik wird ein Patient intensiv betreut. 55 weitere leichte und nicht intensivpflichtige Fälle an Corona-Infizierten werden überdies auf den drei Isolierstationen der Kliniken behandelt. „In Aalen sind das 20 Patienten, in Mutlangen 27 und in Ellwangen acht“, gibt Solzbach einen Einblick in die Zahlen, die sich allerdings stündlich ändern können.
Überdies seien an den drei Klinikstandorten 28 Kontaktpersonen ersten Grades in Quarantäne. Dabei handle es sich um Patienten, bei denen der Verdacht bestehe, dass sie sich möglicherweise während ihres Aufenthalts in den Krankenhäusern infiziert haben und deshalb vorbeugend abgeschottet werden müssen, sagt Solzbach.
„Noch haben wir die Lage gut im Griff.“Die Kapazität von rund 40 Intensivbetten reiche aus. Dies sei allerdings nur die eine Seite der Medaille. Viel wichtiger sei das Klinikpersonal. „Seit Jahren sind wir angesichts des Fachkräftemangels personell ohnehin am Limit. Sowohl was Ärzte als auch Pflegekräfte betrifft.“Wenn wegen Corona nach und nach ein Mitarbeiter nach dem anderen ausfallen würde, wäre das der Supergau. Deshalb müsste alles dafür getan werden, diese zu schützen und so einen personellen Engpass in den Kliniken zu vermeiden. Doch auch personell seien die Kliniken Ostalb noch sehr gut aufgestellt, sagt Solzbach. Selbst verschiebbare Operationen, die in der ersten Welle komplett herunterfahren worden seien, würden nach wie vor stattfinden. Allerdings nicht mehr in dem Maße wie noch vor sechs Wochen. Auch um das Personal nicht über Gebühr zu belasten.
„Eine Triage, die im Zuge der steigenden Zahl an Corona-Infizierten seit einigen Tagen immer wieder aufs Tapet kommt, brauchen wir nicht“, sagt Solzbach. Eine solche greife für den Katastrophenfall, in dem entschieden werden müsse, bei welchem Patienten sich eine Versorgung noch lohnt. Diese Entscheidung zu treffen, sei furchtbar und widerspreche auch dem ethischen Verständnis der Ärzte.
Die Kliniken Ostalb seien gewappnet. Sollten die Zahlen weiterhin steigen, sei es nach wie vor möglich, verschiebbare Operationen weiter herunterzufahren oder komplett auszusetzen, um auf diese Weise das frei werdende Personal für die Versorgung von Corona-Patienten abzuziehen.
Solzbach hofft, dass mit dem Shutdown die Zahl der Neuinfektionen langsam wieder heruntergeht. Den Effekt der Maßnahmen würde man über die Weihnachtszeit sehen. Vor den Feiertagen ist es Solzbach trotz Optimismus dennoch etwas bang. Er hofft, dass die Bürger vernünftig sind und sich an die Vorgaben im Rahmen der Corona-Verordnung halten. Ansonsten würden die Zahlen weiter in die Höhe schnellen. Einen abrupten dramatischen Anstieg würden selbst die Kliniken Ostalb, die gut vorbereitet seien und mit ihren akribischen Planungen vieles kompensieren könnten, nicht verkraften.
Seine ganze Hoffnung setzt Solzbach auf den Impfstoff gegen Corona. „Das ist die einzige Waffe, die wir haben, um das Virus zu bekämpfen.“Deshalb plädiert er auch dafür, dass sich jeder Bürger impfen lässt. Stolz ist er auf alle Mitarbeiter in den Kliniken Ostalb, die seit März Unglaubliches leisten würden. „Das sind unsere Schätze, die ich, wenn es Corona zulassen würde, allesamt gerne umarmen möchte.“
Auch an den Weihnachtsfeiertagen sind viele von ihnen im Einsatz und kümmern sich um alle Patienten in den Kliniken Ostalb. „Auch wenn die Angehörigen ihre Lieben nicht bei sich haben können, können sie sich bewusst darüber sein, dass sie hier mit viel Herz versorgt werden.“
„Eine Triage steht bei uns nicht zur Debatte“, sagt Professor Ulrich Solzbach.